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Oldenburg. Das Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg (NuM) hat in einem mehrmonatigen Prozess ein Positionspapier zum sogenannten Naturalienkabinett erarbeitet und nun veröffentlicht. Darin setzt sich das Haus mit Wirkweise und Problematik des Raums auseinander und es bildet einen Ausgangspunkt für zukünftige Schritte. Unter dem Titel „Re-Vision: Vom Staunen zum Verstehen“ lädt das Museum in diesem Zusammenhang ab dem 6. Dezember ein, sich mit den Hintergründen auseinanderzusetzen.
Das Oldenburger Naturalienkabinett
Seit 1980 ist im Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg ein Raum zu sehen, der vielen Oldenburger*innen als das „Naturalienkabinett“, als der „100-jährige Raum“ oder als „das Museum im Museum“ bekannt ist. In seiner Anmutung mit historischen Vitrinen und vielen Objekten dicht an dicht soll er an die Anfänge des Museums erinnern: das Großherzogliche Naturalien-Cabinett beziehungsweise die Großherzoglichen Sammlungen. Der Raum, wie er heute ist, ist eine szenografische Interpretation. Er zeigt sich so, wie die Museumsmacher im Jahr 1980 sich die Anfänge der Museumsausstellung vorstellten Aus heutiger Museumssicht ist der Raum jedoch problematisch. Auf den ersten Blick vielleicht faszinierend, verbirgt sich hinter dieser scheinbar neutralen Präsentation des Naturalienkabinetts eine Geschichte, die zum Teil eng mit kolonialen Machtverhältnissen und gewaltsamer Aneignung verbunden ist. Vor allem an den ethnologischen Objekten wird deutlich, dass jene Inszenierungen koloniale Kontexte verschleiern und indigene Perspektiven missen lassen. Alle ethnologischen Objekte wurden daher bereits vor zwei Jahren aus dem Oldenburger Naturalienkabinett entfernt.
„Das Naturalienkabinett ist sicher ein besonderer Raum und verweist auf unsere Museumsgeschichte – aber es ist zugleich ein Raum, der koloniale Denkmuster fortschreibt“, sagt Museumsdirektorin, Dr. Ursula Warnke. „Als Museum haben wir die Verantwortung und die Möglichkeit, diese zu reflektieren und in der eigenen Sammlungs- und Vermittlungsarbeit sichtbar zu machen und zu durchbrechen.“
Eine wissenschaftliche Arbeitsgruppe arbeitet dieses Erbe derzeit intensiv auf und konzipiert neue Erzählweisen, um kolonial verstrickte Deutungs- und Aneignungsmuster sichtbar zu machen.
Aktionsfläche als Übergang
Als erster Schritt zu Sichtbarmachung dieses Prozesses richtet das Museum die Aktionsfläche „Re-Vision: Vom Staunen zum Verstehen“ ein. Sie lädt vom 6. Dezember bis 22. Februar 2026 dazu ein, die kolonialen Kontexte des Naturalienkabinetts zu hinterfragen, neue Perspektiven kennenzulernen und eigene Gedanken einzubringen. Erste Veranstaltungen beschäftigen sich mit der Thematik des Naturalienkabinetts schon vor Beginn der Aktionsfläche: Ein kostenfreier Kultursnack mit Provenienzforscherin Dr. Ivonne Kaiser bietet am 28.10. um 12:30 Uhr unter dem Motto „Naturalienkabinett neudenken. Gewohntes hinterfragen“ Einblicke in die Herkunftsgeschichte eines besonderen Objekts.
Naturalienkabinett wird 2026 geschlossen
Mit dem Ende der Aktionsfläche wird das Naturalienkabinett in seiner bisherigen Form geschlossen. Ab 2026 beginnt ein Transformationsprozess, der neue Nutzungs- und Gestaltungsmöglichkeiten entwickeln wird. Der Raum kann so zukünftig Forschungsergebnisse aus allen Sammlungsbereichen des NuM hervorheben, Projekte und Kooperationen darstellen und zu einem Ort des Dialogs und der Reflexion gesellschaftlich relevanter Themen wie Kolonialismus, Rassismus, Klimawandel und Artensterben werden.
Weiterführende Informationen
Download des Positionspapiers unter:
https://www.naturundmensch.de/themen/koloniale-kontexte
Pressehinweis
Der Pressetermin mit Vorbesichtigung der Aktionsfläche ist für Donnerstag, den 4. Dezember, 11 Uhr geplant.
Presseabbildung
1_Stellvertretend für die museumsinterne Arbeitsgruppe Naturalienkabinett, die das Positionspapier erarbeitet hat (vlnr): Sandra Fünfstück, Elisa Zimmermann, Lena Nietschke, Dr. Frank Both, Dr. Ursula Warnke, Saskia Benthack, Jennifer Tadge, Tosca Friedrich. Es fehlen: Jenin Elena Abbas, Dr. Christina Barilaro, Stefanie Kappelhoff-Beckmann, Jann Dobrinski, Dr. Ivonne Kaiser, Kirsten Preuss.
© Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg, Foto: Ida Neumann
https://www.naturundmensch.de/themen/koloniale-kontexte
https://Positionspapier zum Download und Informationen zu kolonialen Kontexten
Stellvertretend für die museumsinterne Arbeitsgruppe Naturalienkabinett, die das Positionspapier era ...
Source: Ida Neumann
Copyright: Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars, all interested persons
Cultural sciences, History / archaeology
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Transfer of Science or Research
German

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