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Weltweit sind viele Reptilien durch den Klimawandel stark bedroht, aber Prognosen zu ihren Überlebenschancen zu treffen ist leider oft schwierig. Eine neue Studie, die heute in Current Biology von einem internationalen Team von Forschenden, darunter vom Museum für Naturkunde Berlin, veröffentlicht wurde, zeigt, wie der quartäre Klimawandel Populationen einer bedrohten australischen Echsenart (Rankinia diemensis) über die letzten 20.000 Jahre beeinflusste. Die Sammlungen der Naturkundemuseen stellen eine einzigartige Ressource dar, um die Folgen des Klimawandels auf die biologische Vielfalt zu untersuchen und Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bedrohter Arten miteinander zu verknüpfen.
Die exemplarische Studie kombiniert fossile Funde aus Naturkundemuseen mit genetischen Daten von rezenten Museumsexemplaren, um aufzudecken, wie die Art auf Umweltveränderungen in der Vergangenheit reagiert hat und was dies für ihre Zukunft mit Blick auf den menschengemachten Klimawandel bedeutet.
Erstautor Dr. Till Ramm, Wissenschaftler und ehemaliger Doktorand am Museum für Naturkunde Berlin und dem Museums Victoria Research Institute in Melbourne, sagt, die Forschung zeige, dass die Art vermutlich durch den Klimawandel in höhere Höhenlagen verdrängt worden sei.
„Vor etwa 20.000 Jahren, während der letzten Eiszeit, besiedelten die ‚Mountain Dragons‘, wie die Art auch genannt wird, ein viel größeres Gebiet im Südosten Australiens, darunter Regionen wie Kangaroo Island und Naracoorte in South Australia“, sagte Dr. Ramm. „Heute sind diese Populationen verschwunden. Die verbliebenen Populationen in Victoria, New South Wales und auf Tasmanien sind klein und genetisch isoliert, und wenn die Temperaturen weiter steigen, werden diese Echsen irgendwann keine Möglichkeiten mehr haben, um weiter auszuweichen.“
Mithilfe modernster röntgentomographischer Bildgebungsverfahren zur Identifizierung winziger Fossilfragmente und der Kombination dieser Informationen mit genomischen Daten rezenter Museumsexemplare, gelang es dem Team, langfristige Veränderungen im Verbreitungsgebiet und in der genetischen Vielfalt der Art über tausende von Jahren hinweg nachzuverfolgen.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Populationen in tieferen Lagen bereits einen Rückgang in ihrer genetischen Diversität erlitten haben, während kühlere Lebensräume in höheren Lagen aufgrund der globalen Erwärmung ebenfalls bedroht sind. Damit ist der australische Mountain Dragon ein deutliches Warnsignal für andere Reptilien, die dasselbe Ökosystem bewohnen.
Reptilien sind besonders anfällig für den Klimawandel, da sie ihre Körpertemperatur nicht selbst regulieren können. Alarmierend ist zudem, dass in der Region um die südlichen Alpen in Victoria besonders viele Reptilienarten als bedroht eingestuft sind und zudem einige Arten ähnliche Muster aufweisen. So scheinen Schwarzgelbe Blauzungenskinke (Tiliqua nigrolutea), Alpine Eichenskinke (Cyclodomorphus praealtus) oder Whites Skinke (Liopholis whitii) ebenfalls in der Vergangenheit größere, zusammenhängende Verbreitungsgebiete in tieferen Lagen gehabt zu haben. Das deutet darauf hin, dass mehrere Reptilienarten im Südosten Australiens das gleiche Schicksal ereilen könnte.
Die Sammlungen der Naturkundemuseen erwiesen sich für diese Ergebnisse als unverzichtbar. Fossilien, Skelette und konservierte Exemplare, die im Museum für Naturkunde Berlin, Museums Victoria in Melbourne und anderen Einrichtungen aufbewahrt werden, bieten eine einzigartige Ressource, um die Folgen des Klimawandels auf die biologische Vielfalt zu untersuchen und Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bedrohter Arten miteinander zu verknüpfen.
Co-Autor Prof. Johannes Müller vom Museum für Naturkunde Berlin sagt, die Studie unterstreiche den Wert des neuen Forschungsfeldes der sogenannten Naturschutz-Paläobiologie und zeige die Bedeutung von fossilen Daten für die Entwicklung von Schutzstrategien.
„Indem wir aus der Vergangenheit lernen, können wir genauere Vorhersagen und Entscheidungen für die Zukunft treffen“, so Prof. Müller. „Unsere Ergebnisse zeigen, wie schnell der Klimawandel die Artenvielfalt beeinträchtigen kann und warum der Schutz von Lebensräumen heute wichtiger denn je ist.“
Ramm et al., Climate change predicts Quaternary extinctions and extant genetic diversity in a threatened Australian lizard, Current Biology (2025)
https://doi.org/10.1016/j.cub.2025.09.067
Criteria of this press release:
Journalists
Biology, Environment / ecology, Geosciences
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German

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