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11/14/2025 07:14

Mehr Psychosen nach Legalisierung von Cannabis

Corina Härning Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Augsburg

    Die Legalisierung von Cannabis könnte für mehr Psychosen und Aufnahmen in Kliniken verantwortlich sein. Dies legt eine Pilotuntersuchung am Lehrstuhl und der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie sowie für Psychosomatik der Universität Augsburg unter Leitung von Prof. Dr. Alkomiet Hasan nahe. Die im Deutschen Ärzteblatt veröffentlichte Studie hat die Entwicklung der Hospitalisierungsraten und Fälle von cannabis-induzierten Psychosen im Zeitraum um die Legalisierung in der Region Bayerisch-Schwaben untersucht und einen relevanten Anstieg beobachtet. Besitz und Konsum von Cannabis zu Freizeitzwecken wurden zum 1. April 2024 legalisiert.

    Nach der Legalisierung von Cannabis erleiden mehr Konsumentinnen und Konsumenten der Rauschpflanze eine Psychose oder psychische Probleme als vorher. Darauf deutet eine Studie hin, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg und der Bezirkskliniken Schwaben im Deutschen Ärzteblatt als sogenannten short report vorstellen.

    Sie haben ermittelt, wie viele Erwachsene in den zwei Jahren vor der Legalisierung (ab April 2022) und im ersten Jahr danach (von April 2024 bis Ende März 2025) in den Häusern der Bezirkskliniken Schwaben wegen Cannabis-Problemen behandelt wurden.

    Psychische Probleme, die allgemein durch den Cannabis-Konsum verursacht wurden, stiegen nach der Legalisierung um das Anderthalbfache. Die Zahl cannabisinduzierter Psychosen nahm sogar um fast das Doppelte zu. Die Gesamtzahl der stationären Behandlungsfälle hingegen blieb im Untersuchungszeitrum stabil.

    Erste Daten in Deutschland

    Die sechs Krankenhäuser der Bezirkskliniken decken die psychiatrische Krankenhausversorgung für den gesamten Regierungsbezirk Schwaben mit rund 1,9 Millionen Einwohnern ab, inklusive der Großstadt Augsburg. Die Pilotstudie wurde im Rahmen der Aktivitäten des Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit (DZPG) durchgeführt und ist die erste, die den bislang nur vermuteten Zusammenhang in einer deutschen Region untersuchte. Die Analysen erfolgten anonym und beinhalten Routinedaten stationärer Behandlungsfälle.

    Weitere Forschung und Prävention wichtig

    „Ob der Anstieg der cannabisbedingten Probleme tatsächlich ursächlich mit der Legalisierung zusammenhängt, lässt sich anhand dieser Daten nicht sicher belegen“, erklärt Prof. Dr. Alkomiet Hasan, Inhaber des Lehrstuhls für Psychiatrie und Psychotherapie an der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg und Mitverfasser der Studie. „Doch die Ergebnisse sollten uns veranlassen, die Entwicklung wissenschaftlich aufmerksam zu verfolgen und bereits jetzt verstärkt in Prävention zu investieren“, berichtet Dr. Sophie-Kathrin Greiner, die die Studie geleitet hat.

    Die Verschiebung könnte auch auf eine erhöhte diagnostische Aufmerksamkeit und größere Offenheit der Betroffenen aufgrund verringerter Stigmatisierung zurückzuführen sein. Zudem könnten die Messungen in der Studie auch dadurch beeinflusst sein, dass ärztlich mehr cannabisinduzierte Psychosen erwartet und deshalb diagnostiziert wurden. Auch wären längere Beobachtungszeiträume notwendig, um die Konversionsraten von cannabis-induzierten Psychosen und psychotischen Störungen verlässlich einschätzen zu können.

    Die mögliche Zunahme cannabis-induzierter Psychosen könnte für gezieltere Präventionsmaßnahmen sprechen. Neben allgemeinen Informationskampagnen über die Risiken des Cannabiskonsums sollten insbesondere gefährdete Gruppen (junge Menschen, Menschen mit psychischen Erkrankungen) über das Psychoserisiko aufgeklärt werden, sagen die Autorinnen und Autoren der Studie.


    Contact for scientific information:

    Univ. Prof. Dr. med. Alkomiet Hasan
    Lehrstuhlinhaber Psychiatrie und Psychotherapie
    Telefon: +49 (0) 821 4803-1001
    alkomiet.hasan@med.uni-augsburg.de


    Original publication:

    https://www.aerzteblatt.de/archiv/titel/dae/2025/23/haeufigkeit-psychotischer-er...


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Medicine, Psychology
    transregional, national
    Research results
    German


     

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