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Praktisch veranlagt, startete Mario Figura seine Karriere mit einer Ausbildung zum Industriemechaniker. Weil er sich weiterbilden und für attraktivere Stellen qualifizieren wollte, absolvierte er aber doch noch den berufsbegleitenden Bachelorstudiengang Maschinenbau an der Hochschule Bielefeld – neben dem Vollzeitjob. Mit Erfolg: Inzwischen leitet Mario Figura die Mindener Niederlassung des Industriedienstleisters Bilfinger Engineering & Maintenance.
Minden (hsbi). Als Mario Figura seine Ausbildung zum Industriemechaniker begann, hatte er an eines überhaupt nicht gedacht: „Dass ich mal eine Leitungsposition übernehmen könnte“, erzählt der heute 48-Jährige und blickt aus seinem Eckbüro hinunter auf ein geschäftiges Betriebsgelände. Aber genau das ist passiert: Heute leitet Mario Figura die Mindener Niederlassung der Bilfinger Engineering & Maintenance. Möglich gemacht hat das ein Studium an der Hochschule Bielefeld (HSBI) – nach der Ausbildung, neben dem Beruf.
Als Industriedienstleister ist Bilfinger Engineering & Maintenance spezialisiert auf die Instandhaltung von komplexen Produktionsanlagen. „In Minden halten wir einen sogenannten Main Contract, der alle technischen Dienstleistungen über den gesamten Lebenszyklus und das gesamte Portfolio umfasst, von Montagen und Reparaturen über Modifikationen und Programmierungen bis hin zum Rückbau“, erklärt Mario Figura. Hauptkunde ist die Siegfried Pharmachemikalien Minden GmbH – Figura kennt das Unternehmen und seine Anlagen aus dem Effeff: Beim Vorläufer hat er sein Berufsleben gestartet und als Betriebstechniker gearbeitet. Als die Instandhaltung an die Bilfinger Engineering & Maintenance ausgegliedert wurde, ging Figura mit.
Samstags und im Selbststudium den Bachelor an der HSBI machen – parallel zum Job
Zwar hatte sich Mario Figura schon direkt nach der Ausbildung weiterqualifiziert zum staatlich geprüften Maschinenbautechniker. „Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich immer noch nicht fertig war“, erzählt er. Ging da nicht noch etwas? Immer wieder wurden attraktive interne Stellen an andere Personen vergeben, obwohl seine Vorgesetzten ihn für mindestens ebenso geeignet hielten. „Aber mir fehlte die formale Qualifikation, mir fehlte ein Studienabschluss!“ Und so fasste Figura den Entschluss: „Ich mache noch den Bachelor.“ Und zwar, das war klar, parallel zum Job. „Ich stand mitten im Beruf, hatte Familie und ein Haus, da konnte ich nicht viereinhalb Jahre pausieren.“
Das optimale Angebot fand Mario Figura schließlich an der damals noch Fachhochschule genannten HSBI: Der berufsbegleitende Bachelorstudiengang Maschinenbau führt in neun Semestern zum Abschluss und ist organisatorisch voll auf die Bedürfnisse derjenigen eingestellt, die das Studium mit Beruf und/oder Familie verbinden wollen oder müssen. „Das sogenannte Verbundstudium wird zu einem Drittel in Präsenzveranstaltungen an Samstagen absolviert und zu zwei Dritteln im Selbststudium mit didaktisch aufbereiteten Studienmaterialien“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Michael Fahrig, Studiengangsleiter und Professor für Produktentstehung und Projektmanagement. „Das erlaubt eine besonders flexible Zeiteinteilung.“ Zudem schaffen anwendungsorientierte Inhalte und Dozent:innen mit Berufserfahrungen einen starken Bezug zur Praxis – auch das erleichtert das Lernen, so Fahrig: „Der Stoff kann immer wieder mit dem eigenen Berufsalltag verknüpft werden.“
Doppelbelastung gemeistert durch feste Lernzeiten und clevere Prüfungsstrategie
Lernzeit neben dem Beruf organisieren – für Mario Figura war das nichts Neues. „Auch die Techniker-Ausbildung habe ich ja parallel zum Vollzeitjob absolviert“, erzählt er. „Damals hatte ich allerdings noch keine Kinder, kein Haus, keine Position mit Verantwortung, und meine Frau machte zeitgleich auch den Techniker – wir konnten uns gegenseitig unterstützen.“ Jetzt kam er nicht vor 19.30 Uhr zum Lernen, und nicht zuletzt waren die Inhalte deutlich anspruchsvoller: „In der Ausbildung führt man im Wesentlichen das aus, was einem gesagt wird“, erklärt Figura den Unterschied: „Im Studium geht es um ein tieferes Verständnis, darum, selbständig Lösungen zu entwickeln.“ Aber genau da wollte er hin und hängte sich rein.
Figura setzte sich feste Lernzeiten – auch an den vorlesungsfreien Samstagen – und entwickelte eine Strategie: „Als erstes die schwierigsten Fächer und Prüfungen ablegen.“ Heißt: Mathe. In seinen Erinnerungen wird die Aufregung von damals wieder spürbar: „Die Mathe-Professorin war unsere Endgegnerin, ihre Klausuren waren gefürchtet.“ Die Professorin ist inzwischen emeritiert, hat bei Figura aber einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Und ein kleines Triumph-Gefühl: „Die dritte Matheklausur habe ich als einer der wenigen gleich im ersten Anlauf bestanden. Da wusste ich, ich kann das Studium schaffen.“
Höhe- und Tiefpunkte im Studium – und wie man damit umgeht
Vor allem in den praktischen Fächern profitierte er von seiner Ausbildung und Berufserfahrung. „Mechanik oder Strömungstechnik fielen mir leicht, da konnte ich direkt an meine Praxis anschließen.“ Umgekehrt halfen ihm ausgerechnet die neu erworbenen Mathe-Kenntnisse auch im Beruf. „Einmal haben wir in einem Projektmeeting einen chemischen Umsatz über Gleichungen höherer Ordnung berechnet. Aber irgendetwas passte nicht. Schließlich fiel mir der Fehler auf, und wir konnten die Formel korrigieren.“
Trotzdem: Nach zwei Jahren kam der Tiefpunkt: „Ich hätte fast hingeschmissen“, bekennt Mario Figura. „Der Akku war alle.“ Und da zeigte sich, worauf es neben dem passenden Studienangebot auch ankommt: „Man braucht unbedingt den Rückhalt in der Familie und im Freundeskreis“, betont Figura. „Meine Frau hat mir nicht nur den Rücken freigehalten, sondern mir auch klargemacht, dass Aufgeben nach zwei Jahren Verzicht nicht in Frage kommt.“ Die persönlichen Bindungen hat auch die HSBI im Blick: „Wir empfehlen unseren Studierenden sehr, Lernpartnerschaften zu bilden“, sagt Prof. Fahrig. „Das stärkt die Motivation.“ Mario Figura nickt: „Durch das Tief hat mir auch mein Lernpartner geholfen, er hat meinen Unwillen einfach ignoriert und mich samstags trotzdem abgeholt.“ Er lacht. „Ein halbes Jahr später habe ich mich revanchiert, als er seinen Tiefpunkt hatte.“
Erwartungen an die Karriere haben sich erfüllt
Den ausgeprägten Praxisbezug des Studiums nutzte Mario Figura auch für seine Bachelor-Arbeit und analysierte mit der „Effizienzsteigerung in der Instandhaltung“ ein aktuelles Thema aus seinem Berufsalltag. „Dafür konnte ich betriebsinterne Daten nutzen“, erzählt er und weist auf ein Exemplar der Arbeit auf seinem Schreibtisch. Mehrere Seiten sind mit Post-its markiert, das Werk scheint in regem Gebrauch. Figura grinst. „Tatsächlich, das ist fast mein wichtigstes Nachschlagewerk.“ Neben dem inhaltlichen blieb auch der erhoffte formale Nutzen des Studiums nicht aus. „Der akademische Grad hat mir Türen geöffnet“, sagt Figura. „Ohne das Studium wäre ich nicht in dieser Position.“ Zunächst übernahm er die Leitung des technischen Büros bei Bilfinger, dann die der Niederlassung Minden.
Hätte er also lieber gleich studiert? Der Ingenieur schüttelt entschieden den Kopf und bittet zum Rundgang durch die weitläufige Werkstatt. „Die Ausbildung war eine super Grundlage, ich kenne die Praxis aus eigener, langjähriger Erfahrung.“ Mario Figura macht an einem Werkplatz halt, ein Auszubildender hat eine Frage. „Und die Mitarbeitenden wissen auch, dass ich weiß, wovon ich rede – man wird also in der Werkstatt ernstgenommen“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Er würde es deshalb genau so wieder machen: „Gerade wer in den praktischen Bereich möchte, kann gut mit einer Ausbildung starten und später noch studieren, sogar neben dem Beruf. Mit dem tollen Angebot an der HSBI hat man die Möglichkeit!“
https://www.hsbi.de/presse/pressemitteilungen/berufsbegleitendes-studium-als-tue... Pressemitteilung auf www.hsbi.de
Von seinen praktischen Kenntnissen und Erfahrungen aus Ausbildung und Beruf profitierte Mario Figura ...
Copyright: P. Pollmeier/HSBI
Mit dem Bachelorstudium öffneten sich für Mario Bilfinger Türen, die ihm ohne die formale Qualifikti ...
Copyright: P. Pollmeier/HSBI
Criteria of this press release:
Journalists
Mechanical engineering
transregional, national
Personnel announcements, Studies and teaching
German

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