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11/17/2025 11:53

Pinocchio-Chamäleon führt Forschende an der Nase herum - altbekannte, aber neue Arten von Nasenchamäleons entdeckt

Katja Henßel Öffentlichkeitsarbeit
Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns

    Genetische und morphologische Untersuchungen bringen zwei neue Chamäleon-Arten ans Licht. So erhält ein kleines Chamäleon mit einer sehr langen Nase schließlich den wissenschaftlichen Namen, der zu ihm passt - Calumma pinocchio. Ein internationales Forscherteam um SNSB-Zoologen Frank Glaw veröffentlichte nun seine Ergebnisse im zoologischen Fachjournal Salamandra - German Journal of Herpetology.

    Madagaskar ist das Land der Chamäleons. Mehr als 40% aller bekannten Chamäleonarten leben auf der Insel vor der ostafrikanischen Küste, darunter auch das kleine, bereits seit fast 150 Jahren bekannte Pinocchio-Chamäleon. Es gehört zum Artenkomplex Calumma gallus, deren Männchen lange charakteristische Nasenfortsätze tragen. Wer dazu gehört, zeigte bisher vor allem die Form dieser verlängerten Schnauze.

    Genetische und morphologische Analysen belegen nun, dass das als Pinocchio-Chamäleon bekannte Tier tatsächlich zu einer ganz eigenen, neuen Art gehört. Die Autoren der neuen Studie gaben ihm den wissenschaftlichen Namen Calumma pinocchio, so dass sein deutscher Name und sein wissenschaftlicher Name nun übereinstimmen.

    Weitere neue Verwandtschaftsverhältnisse bei den Nasenchamäleons konnten die Forschenden durch den Blick in die Gene ihrer Sammlungsexemplare aufdecken: Sie identifizierten eine zweite neue Art: Calumma hofreiteri, die aufgrund der Form ihres Nasenfortsatzes und anderer Merkmale bisher der Art Calumma nasutum zugeordnet wurde.

    „Die Genanalysen sind eindeutig: Die Nasenfortsätze dieser Chamäleons haben die bisherige Forschung quasi an der Nase herumgeführt", sagt Erstautor Dr. Frank Glaw von der zu den Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns gehörenden Zoologischen Staatssammlung. „Unsere Untersuchungen ergaben außerdem, dass sich die Nasenfortsätze in ihrer Länge, Form und Farbe vergleichsweise schnell verändern können. Sie unterliegen offenbar einer schnellen Evolution, eventuell angetrieben von den jeweiligen Vorlieben der Weibchen bei der Partnerwahl.“

    Für die Neuzuordnung der Nasenchamäleons nutzte das internationale Forschungsteam neben klassischen Bestimmungsmethoden den sogenannten Museomics-Ansatz: also die Anwendung moderner, genetischer Methoden, mit denen man DNA-Sequenzen aus jahrhundertealten Museumsexemplaren gewinnen kann. Das älteste untersuchte Exemplar in dieser Studie war ein Chamäleon, das im Jahr 1836 gesammelt wurde. „Die Arbeit zeigt das große Potenzial der neuen Museomics-Methoden, um historische Museumsexemplare korrekt zuzuordnen“, ergänzt Prof. Miguel Vences von der Technischen Universität Braunschweig.

    Mit den beiden Neubeschreibungen sind nun genau 100 Chamäleonarten aus Madagaskar bekannt, insgesamt gibt es derzeit 236 Arten dieser einzigartigen Echsengruppe.


    Contact for scientific information:

    Dr. Frank Glaw
    SNSB – Zoologische Staatssammlung München
    Münchhausenstraße 21, 81247 München
    Tel: 089 8107 114
    E-Mail: glaw@snsb.de


    Original publication:

    Glaw, F., S. Agne, D. Prötzel, P.-S. Gehring, J. Köhler, M. Preick, F. M. Ratsoavina, N. Straube, K. Wollenberg-Valero, A. Crottini & M. Vences (2025): Towards a revision of the Malagasy chameleons of the Calumma gallus complex: Redefinition of Calumma nasutum based on a museomics approach, and descriptions of two new species. – Salamandra 61 (4): 442-466.


    More information:

    https://www.snsb.de - Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns
    https://zsm.snsb.de - Zoologische Staatssammlung München


    Images

    Die Männchen der neuen Chamäleonart Calumma pinocchio zeichnen sich durch einen glattrandigen Schnauzenfortsatz aus.
    Die Männchen der neuen Chamäleonart Calumma pinocchio zeichnen sich durch einen glattrandigen Schnau ...
    Source: Frank Glaw
    Copyright: SNSB

    Die neue Art Calumma hofreiteri wurde bisher für C. nasutum gehalten. Sie ist nach dem Genetiker Prof. Dr. Michael Hofreiter benannt, der die genomische Untersuchung der alten Museumsexemplare ermöglicht hat.
    Die neue Art Calumma hofreiteri wurde bisher für C. nasutum gehalten. Sie ist nach dem Genetiker Pro ...
    Source: David Prötzel
    Copyright: David Prötzel


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, Students, Teachers and pupils, all interested persons
    Biology, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research results
    German


     

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