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11/18/2025 09:06

Versorgungskonzept Hospital at Home: Evidenzstudie identifiziert große Potenziale für Deutschland

Annette Kennel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Rhön-Stiftung Eugen und Ingeborg Münch

    Bei dem Konzept Hospital at Home geht es darum, Patientinnen und Patienten in der eige-nen häuslichen Umgebung auf Krankenhausniveau zu versorgen. Eine von der Rhön Stiftung in Auftrag gegebene Studie kommt zu dem Ergebnis, dass dieser Versorgungsansatz auch in Deutschland großes Potenzial hat. Die von der inav GmbH durchgeführte systematische Überblicksarbeit fasst die überzeugende internationale Evidenz zusammen und untersucht Best-Practice-Beispiele. Hospital at Home führt demnach zu mehr Patientenzufriedenheit, kürzeren Krankenhausaufenthalten und niedrigeren Behandlungskosten. Für die Umsetzung in Deutschland müssen aber noch strukturelle Hürden beseitigt werden.

    Der Grundgedanke des Versorgungskonzepts Hospital at Home besteht darin, geeigneten Pati-entengruppen eine Behandlung auf Krankenhausniveau in ihrem Zuhause anzubieten. Das Konzept, das bereits in den 1970er Jahren entwickelt wurde, sieht vor, dass die Patientinnen und Patienten entweder anstelle eines Krankenhausaufenthalts oder im Rahmen einer frühzeitigen Entlassung zu Hause die für sie sinnvolle Behandlung durch spezialisiertes medizinisch-pflegerisches Personal erhalten.

    Die inav GmbH wertete im Rahmen einer Überblicksstudie mehr als 100 wissenschaftliche Publikationen zu dem Versorgungskonzept Hospital at Home systematisch aus und analysierte internationale Best-Practice-Beispiele im Hinblick auf ihre Gelingensbedingungen und ihre Übertragbarkeit auf das deutsche Gesundheitswesen. Der Fokus der Studie lag u. a. auf klinischen Behandlungsoutcomes, Patientenzufriedenheit und Kosten.

    Sehr überzeugende Studienlage bei gleichzeitig großer Umsetzungsvielfalt

    „Die Evidenz ist überwältigend“, fasst Prof. Dr. Volker Amelung, Geschäftsführer der inav GmbH, zusammen. „Ich bin absolut überzeugt, dass das Konzept auch in Deutschland zu er-heblichen Effizienzgewinnen führen kann.“ So ergab die Studie u. a., dass Hospital at Home bei den klinischen Behandlungsoutcomes und bei Wiederaufnahmen mindestens gleich gut abschneidet wie die konventionelle Krankenhausversorgung. In Bezug auf die Patientenzufriedenheit und die Behandlungskosten ist das Konzept der Regelversorgung sogar deutlich überlegen.

    „Die aktuelle Studienlage zeigt die große Bandbreite im Hinblick auf die Ausgestaltung von Hospital-at-Home-Programmen. Aber es sind auch viele Gemeinsamkeiten erkennbar, die gleichsam als Erfolgsfaktoren interpretiert werden können“, so Anna-Lena Brecher, Co-Autorin der Studie. Demnach wird die Versorgung meist durch interdisziplinäre Teams sichergestellt, an denen spezialisierte Pflegefachkräfte (teilweise mit Master-Abschluss), ärztliches Personal sowie weitere Berufsgruppen beteiligt sind. Die ärztliche Betreuung erfolgt über Hausbesuche und/oder telemedizinische Visiten. Technologie stellt häufig eine Schlüsselkomponente dar, etwa in Form von mobilen Geräten zur Diagnostik sowie in Form von Apps, Sensoren oder an-deren Monitoring-Geräten. Zu den häufigsten Indikationen, bei denen Hospital-at-Home-Programme durchgeführt werden, zählen Atemwegserkrankungen, Infektionskrankheiten und kardiovaskuläre Erkrankungen. Vorreiter im Bereich Hospital at Home sind die USA und Spanien, gefolgt von Großbritannien und Singapur. Bislang liegt keine deutsche Studie zur Thematik vor.

    Best-Practice-Beispiel erreicht 47 Prozent niedrigere Behandlungskosten

    Besonders beeindruckende Zahlen weist das Best-Practice-Beispiel Huntsman at Home des Huntsman Cancer Institute an der Universität Utah, USA, auf. Es richtet sich an Menschen mit einer Krebsdiagnose, die nach einem stationären Aufenthalt weiterhin akutmedizinischen oder therapiebedingten Versorgungsbedarf haben. Im Rahmen des Programms gelang es, Krankenhausaufaufnahmen um 55 Prozent und Notaufnahmen um 45 Prozent zu reduzieren. Stationä-re Aufenthalte konnten um einen Tag verkürzt und die Behandlungskosten um 47 Prozent ge-senkt werden. Auch das Sheba Medical Center in Tel Aviv, Israel, erreichte mit dem weltweit ersten vollständig virtuellen Krankenhaus Sheba Beyond durchweg positive Evaluationsergebnisse, darunter Einsparungen der Behandlungskosten um etwa 40 Prozent.
    In Deutschland gilt es, strukturelle Hürden zur beseitigen

    Professor Boris Augurzky, Vorstandsvorsitzender der Rhön Stiftung, fasst zusammen, warum das Thema Hospital at Home gerade jetzt so aktuell ist: „Der zunehmende Versorgungsbedarf durch den demografischen Wandel, der Fachkräftemangel, aber auch der nötige Sparkurs im Gesundheitssystem erfordert es, über den deutschen Tellerrand zu blicken und neue Wege zu beschreiten. Hospital at Home präsentiert sich als sehr erfolgversprechender Baustein für eine Versorgung, die Patientenorientierung, Qualität und Wirtschaftlichkeit in Einklang bringt.“

    In Deutschland fehlt es allerdings noch an Voraussetzungen für die Implementierung von Hos-pital at Home, so das Fazit der Studie. Neben einer leistungsfähigen technologischen Infra-struktur umfasse dies beispielsweise sektorenübergreifende Vergütungssystematiken und dif-ferenzierte Berufsbilder in der Pflege, die die Anforderungen des Konzepts angemessen abbil-den. Interessante Ergebnisse seien von den beiden Innovationsfonds-Projekten VirtualWard und STAY@HOME – TREAT@HOME zu erwarten, die das Konzept Hospital at Home aktuell in Deutschland in Pflegeheimen bzw. im häuslichen Setting erproben.

    Die vollständige Studie „Hospital@Home – Ein innovatives Versorgungskonzept für die Gesund-heitsversorgung der Zukunft“ steht auf der Website der Rhön Stiftung zum kostenlosen Down-load bereit: https://www.rhoen-stiftung.de/wp-content/uploads/2025/11/RSt_Hospital@Home.pdf

    Am Donnerstag, 4. Dezember 2025, stellen wir von 14:00-15:00 Uhr die Studie online vor und stehen für Fragen zur Verfügung.
    Teilnahme unter:
    https://stiftungmuench.my.webex.com/stiftungmuench.my/j.php?MTID=me97719286616ae...


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    attachment icon Hospital@Home: Ein innovatives Versorgungskonzept

    Criteria of this press release:
    Journalists
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Scientific Publications
    German


     

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