idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
11/24/2025 15:01

Lebertransplantation: Muster der chronischen Abstoßung entschlüsselt

Inka Burow Stabsstelle Kommunikation
Medizinische Hochschule Hannover

    MHH-Forschende entdecken molekulare Signaturen, die bei der Diagnose helfen könnten.

    Eine Lebertransplantation rettet oft schwerkranke Patientinnen und Patienten. Doch bleibt das Risiko, dass der Körper das neue Organ abstößt. Ärztinnen und Ärzte unterscheiden zwischen akuter und chronischer Abstoßung. Während sich die akute Abstoßung gut diagnostizieren und behandeln lässt, schädigt die chronische das Organ nachhaltig und ist schwer zu erkennen – bisher nur durch Gewebeproben unter dem Mikroskop. Ein internationales Forschungsteam, geleitet von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI), hat nun eindeutige molekulare Signaturen für die chronische Abstoßung nach einer Lebertransplantation entdeckt, die bei der Diagnose helfen könnten. Die Ergebnisse sind nach zehnjähriger Arbeit nun im Journal of Hepatology erschienen.

    Zwei Arten der Abstoßung

    „Die chronische und die akute Abstoßung unterscheiden sich in Ursache, Verlauf und Therapie“, erklärt Erstautor Dr. Bastian Engel, MHH-Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie (GHIE). „Bei der chronischen Abstoßung greifen Antikörper die Blutgefäße der transplantierten Leber an, oft ohne auffällige Leberwerte. Bis zu 50 Prozent der Fälle führen zu Vernarbungen, die Leberzirrhose verursachen und eine erneute Transplantation nötig machen können.“ Bei der Behandlung setzen die Ärzte und Ärztinnen auf klassische Immunsuppressiva und Maßnahmen zur Senkung von Antikörpern wie Plasmapherese und hochdosierte Immunglobulin-Gaben – mit unterschiedlichem Erfolg.
    Die akute Abstoßung lässt sich leichter erkennen und behandeln. Dabei attackieren Immunzellen die Spenderleber, was die Leberwerte erhöht und eine Funktionsverschlechterung verursacht. Das Risiko dauerhafter Vernarbungen ist geringer, und die akute Abstoßung spricht meist gut auf eine Anpassung der Immunsuppression oder eine vorübergehende hochdosierte Kortisongabe an. „Entscheidend ist, dass diese beiden Formen nicht nur unterschiedlich verlaufen, sondern auch eigene molekulare Aktivitätsmuster zeigen – typische Fingerabdrücke im Organ. Diese Signaturen haben wir erstmals klar voneinander abgegrenzt“, erklärt der Doktorand und ärztliche Mitarbeiter Alejandro Campos-Murguia, ebenfalls Erstautor aus der gastroenterologischen Klinik.

    Unterschiedliche Behandlung – große Herausforderung

    Das Team analysierte erstmals, welche Gene in Gewebeproben von Lebertransplantationspatientinnen und -patienten mit und ohne akute sowie chronische Abstoßung aktiv sind. Die Proben stammten aus Hannover und Barcelona. „Wir haben sowohl die Daten aus der Genexpression, der Zytokine, der Komplementfaktoren und die extrazelluläre Matrix (ECM) – also von verschiedenen Molekülen und Strukturen, die in Zellen und Gewebe eine Rolle spielen – in mehr als 158 Proben analysiert“, berichtet Ahmed Alaswad, Doktorand am Zentrum für Individualisierte Infektionsmedizin (Centre for Individualised Infection Medicine, CiiM), einer gemeinsamen Einrichtung des HZI und der MHH und Erstautor. „Unsere Analysen zeigen erstmals eindeutig, dass Signalwege, die zur Vernarbung der Leber führen, wie die TNF–NF-κB-Signalgebung, und die Komplementaktivierung, ein Teil der angeborenen Immunantwort, auf eine chronische Abstoßung hindeuten.“

    Abstoßung besser diagnostizieren

    Die Erkenntnisse sind mehr als nur Grundlagenforschung. „Diese molekularen Signaturen können künftig helfen, chronische Abstoßungen in Überwachungs-Transplantatbiopsien frühzeitiger und genauer zu diagnostizieren und so die Behandlung gezielter anzupassen“, sagt Prof. Dr. Richard Taubert, Oberarzt der GHIE-Lebertransplantationsambulanz.
    „Die Ergebnisse sind ein wichtiger Schritt hin zur personalisierten Medizin in der Transplantationsforschung“, betont Prof. Dr. Yang Li, MHH-Professorin, Ko-Direktorin des CiiM und Leiterin der Forschungsabteilung „Bioinformatik der Individualisierten Medizin“ des HZI. „Unser Ziel ist es, dass jede Patientin und jeder Patient die individuell bestmögliche Therapie erhält – damit sie mit dem transplantierten Organ deutlich länger leben können.“

    SERVICE

    Weitere Informationen erhalten Sie bei Dr. Bastian Engel, Engel.Bastian@mh-hannover.de.


    Original publication:

    https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0168827825023384?via%3Dihub


    Images

    Diskutieren die Forschungsergebnisse (von links): Ahmed Alaswad, Alejandro Campos-Murguia und Dr. Bastian Engel.
    Diskutieren die Forschungsergebnisse (von links): Ahmed Alaswad, Alejandro Campos-Murguia und Dr. Ba ...

    Copyright: Karin Kaiser/MHH.


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Medicine
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).