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Wissenschaft
Flexible Studienformate, etwa in Teilzeit, berufsbegleitend oder als Fernstudium, gewinnen in Deutschland weiter an Bedeutung. Eine Analyse des CHE Centrum für Hochschulentwicklung zeigt einen großen Bedarf an solchen Studienformen. Die meisten flexiblen Studienangebote gibt es allerdings an privaten Hochschulen sowie im Weiterbildungsbereich staatlicher Hochschulen und sind in der Regel mit erheblichen Kosten verbunden.
Jobs, Kinder & Pflege: Lebenssituation passt oft nicht zum Vollzeitstudium
An deutschen Hochschulen ist ein Vollzeitstudium weiterhin das dominierende Format. 88 Prozent aller Studienangebote im Bachelor und 97 Prozent im Master werden aktuell als Vollzeitstudium angeboten. Dies zeigt ein CHECK des CHE auf Grundlage des Hochschulkompasses der Hochschulrektorenkonferenz (HRK).
Dabei ist die Lebensrealität der Studierenden oft nicht auf ein Vollzeitstudium ausgelegt. Selbst im klassischen Präsenzstudium arbeiten rund zwei Drittel der Studierenden nebenbei, häufig in einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 15 Stunden. Zugleich steigt die Zahl der Studierenden, die neben dem Studium familiäre Verantwortung tragen. Rund acht Prozent studieren mit einem oder mehreren Kindern, weitere knapp zwölf Prozent übernehmen Pflegeaufgaben für Angehörige.
„Viele Studierende jonglieren Erwerbstätigkeit, Kinderbetreuung oder sogar Pflegeverantwortung und dennoch dominiert an vielen Hochschulen das starre Vollzeitmodell“, sagt Sigrun Nickel. „Der Bedarf an zeitlich und räumlich flexiblen Studienmöglichkeiten ist so groß wie noch nie in Deutschland, aber das Studienangebot spiegelt dies oft nicht wider“, so die Leiterin Hochschulforschung beim CHE.
Fachhochschulen deutlich flexibler aufgestellt als Universitäten
Obwohl die Nachfrage steigt, reagieren die Hochschulen sehr unterschiedlich auf diese Entwicklungen. Private Hochschulen weisen eine deutlich größere Vielfalt an flexiblen Studienmöglichkeiten auf als staatliche. Dort lässt sich rund die Hälfte der Bachelorstudiengänge berufsbegleitend oder im Fernstudium absolvieren.
Im staatlichen Sektor sind es vor allem die Fachhochschulen bzw. Hochschulen für Angewandte Wissenschaften, die über ein Angebot an flexiblen Optionen verfügen, insbesondere durch duale und berufsbegleitende Studienangebote. Dagegen haben Universitäten in diesem Punkt deutlich weniger zu bieten. Besonders verbreitet sind flexible Studienmöglichkeiten in den Fächern Gesundheits- und Pflegewissenschaften sowie Therapien, aber auch Wirtschafts- und Rechtswissenschaften. Hier kommen berufsbegleitende, duale und Fernstudienangebote vergleichsweise häufig vor.
Weiterbildungsstudiengänge kosten im Schnitt rund 15.000 Euro
„Wer in Deutschland auf der Suche nach flexiblen Studienangeboten ist, zahlt dafür oft einen hohen Preis“, bilanziert Sigrun Nickel. Dies gelte nicht nur für private Hochschulen, sondern auch für den Bereich der hochschulischen Weiterbildung an den staatlichen Hochschulen. „Damit entsteht eine soziale Schieflage: Ausgerechnet die Formate, die für Personen in anspruchsvollen Lebenssituationen besonders attraktiv sind, sind häufig mit hohen finanziellen Belastungen verbunden“, so Nickel.
Weiterbildende Masterstudiengänge kosten durchschnittlich insgesamt rund 14.400 Euro, einzelne Programme liegen sogar bei bis zu 88.000 Euro. Weiterbildende Bachelorstudiengänge sind mit durchschnittlich rund 15.500 Euro ähnlich teuer. Deutlich günstiger sind kürzere Weiterbildungsformate wie sogenannte Microcredentials, also Nachweise für einzelne Kurse oder Module, oder Weiterbildungskurse ohne Zertifikat. Diese kosten im Schnitt rund 1.200 bis 2.000 Euro. Dabei zeigt die Analyse auf Basis des Portals hoch & weit der HRK auch, dass die kürzeren Formate im Angebotsportfolio der Hochschulen dominieren. So setzt sich die überwiegende Mehrheit der hochschulischen Weiterbildungsangebote aus Formaten zusammen, die einen deutlich geringeren Workload beinhalten und damit auch weniger Zeitaufwand erfordern als das Absolvieren eines kompletten Weiterbildungsstudiengangs.
Über die Publikation
Der CHECK „Flexibel Studieren 2025“ liefert einen umfassenden aktuellen Überblick zum Stand flexibler Studien- und Weiterbildungsangebote an deutschen Hochschulen. Er basiert auf einer Auswertung von insgesamt rund 22.300 Studiengängen, die im HRK-Hochschulkompass gelistet sind, sowie 3.587 Angeboten der hochschulischen Weiterbildung aus dem Portal hoch & weit der HRK. Die Daten wurden im Juni und Juli 2025 erhoben und umfassen Studienangebote aller Hochschultypen und Trägerschaften in Deutschland. Autorinnen der Publikation sind Sigrun Nickel und Anna-Lena Thiele.
Über das CHE
Das CHE ist ein führender Think Tank für die Hochschullandschaft mit mehr als 30 Jahren Erfahrung. Im deutschen Hochschulsystem ist der Ansatz des CHE einzigartig: Es kombiniert empirische Evidenz, Lösungsentwicklung und Umsetzung unter einem Dach. Der Sitz der gemeinnützigen Einrichtung ist in Gütersloh. Gesellschafter sind die Bertelsmann Stiftung und die Hochschulrektorenkonferenz.
Dr. Sigrun Nickel
Leiterin Hochschulforschung
CHE Centrum für Hochschulentwicklung
Tel. 05241 9761-23
E-Mail sigrun.nickel@che.de
Anna-Lena Thiele
Senior Projektmanagerin
CHE Centrum für Hochschulentwicklung
Tel. 05241 9761-48
E-Mail Anna-Lena.Thiele@che.de
Nickel, Sigrun; Thiele, Anna-Lena: CHECK Flexibel Studieren 2025 - Bedarf und Angebot im deutschen Hochschulsystem, Gütersloh, CHE, ISBN: 978-3-911128-25-4, 37 Seiten
https://www.che.de/download/flexible-studienangebote/ - Link zur Publikation
Criteria of this press release:
Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars, Teachers and pupils, all interested persons
interdisciplinary
transregional, national
Research results, Studies and teaching
German

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