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11/27/2025 17:37

Neues Graduiertenkolleg „Thrombo-Inflame“ für die Universitätsmedizin Würzburg

Kirstin Linkamp Stabsstelle Kommunikation
Universitätsklinikum Würzburg

    5,48 MILLIONEN EURO FÜR FORSCHUNG ZU ENTZÜNDLICHEN PROZESSEN, DIE VON BLUTPLÄTTCHEN AUSGEHEN
    Die DFG hat einem interdisziplinären Team des Universitätsklinikums Würzburg (UKW), der Julius-Maximilians-Universität (JMU) und des Rudolf-Virchow-Zentrums (RVZ) unter der Leitung von Prof. Dr. Bernhard Nieswandt das neue Graduiertenkolleg (GRK) 3190 „Thrombo-Inflame“ bewilligt. Für die Universitätsmedizin Würzburg bedeutet dies eine nachhaltige Stärkung der Forschung zu Entzündungsprozessen, die durch Blutplättchen und ihre Vorläuferzellen, die Megakaryozyten, gesteuert werden. Gleichzeitig wird der wissenschaftliche Nachwuchs im Rahmen eines strukturierten Promotionsprogramms gezielt gefördert.

    Würzburg. Die komplexe Entstehung Reifung und vielfältigen Funktionen von Blutplättchen, den so genannten Thrombozyten, stehen am Uniklinikum Würzburg (UKW) seit langem im Zentrum verschiedener Forschungsdisziplinen. Neben ihrer zentralen Rolle in der Blutstillung tragen sie auch zu Thrombosen, Infarkten und Organschäden bei. Ein zunehmend relevantes Forschungsfeld ist die sogenannte „Thrombo-Inflammation“ – entzündliche Prozesse, die durch aktivierte Thrombozyten vermittelt werden. Der Begriff „Thrombo-Inflammation“ wurde maßgeblich in Würzburg geprägt, wo seit Jahren intensiv in interdisziplinären Teams an den zugrundeliegenden Mechanismen und der therapeutischen Relevanz geforscht wird. Mit dem neuen Graduiertenkolleg 3190 erhält das Forschungsgebiet nun zusätzliche Sichtbarkeit und eine strukturierte Nachwuchsförderung.

    Bis zu 33 Promotionen in den kommenden neun Jahren, verteilt auf acht Projekte
    Im Mai 2026 werden zunächst elf Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in insgesamt acht Projekten zur Thrombo-Inflammation die Möglichkeit haben, zu promovieren. Drei Jahre später wird eine zweite Kohorte mit wiederum elf Doktorandinnen und Doktoranden folgen. Bei erfolgreicher Verlängerung können innerhalb von neun Jahren insgesamt bis zu 33 Nachwuchstalente im Rahmen des GRK ihre Promotion absolvieren.

    „Wir möchten eine neue Generation von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ausbilden, die die Mechanismen der Thrombo-Inflammation aufdecken und molekulare Angriffspunkte für therapeutische Eingriffe identifizieren“, erklärt Prof. Dr. Bernhardt Nieswandt, Sprecher des GRK.

    Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das strukturierte Qualifizierungskonzept im Bereich Thrombo-Inflammation mit zunächst 5,477 Mio Euro. Insgesamt hat die DFG elf neue GRKs zur weiteren Stärkung früher wissenschaftlicher Karrierestufen im Rahmen eines thematisch fokussierten Forschungsprogramms eingerichtet. Neben dem neuen GRK 3190 wird an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) das Graduiertenkolleg GRK 2660 „Neuronale Mechanismen von (mal)adaptiven Annäherungs- und Vermeidungsverhalten“ verlängert.

    Ideale Voraussetzungen in Würzburg

    Bernhard Nieswandt, Leiter des Lehrstuhls für Experimentelle Biomedizin I am UKW und Gruppenleiter am Rudolf-Virchow-Zentrum (RVZ) der JMU, wurde für seine Forschung zu einem bislang unbekannten Mechanismus in Thrombozyten im Jahr 2024 mit einem ERC (European Research Council) Advanced Grant in Höhe von 2,5 Millionen Euro ausgezeichnet. „Mit dem ERC Grant und dem neuen Graduiertenkolleg ist Würzburg weiterhin international ganz vorne dabei“, freut sich Bernhard Nieswandt. „Der Campus Würzburg bietet mit seiner langen Tradition in der kardiovaskulären und zerebrovaskulären Forschung ideale Rahmenbedingungen. Die breite und komplementäre Expertise der beteiligten Gruppen garantiert eine exzellente, multidisziplinäre Ausbildung von Promovierenden in einem wachstumsstarken Forschungsfeld.“

    Auch der Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Matthias Frosch, begrüßt die Förderung: „Die im internationalen Vergleich herausragende Thrombozyten-Forschung in Würzburg wird das Profil der Medizinischen Fakultät noch über Jahre hinaus prägen. Mit dem neuen Graduiertenkolleg erfährt dieser Bereich eine exzellente Verstärkung.“ So spielt die Thrombo-Inflammation bei einer stetig wachsenden Zahl von Krankheitsgeschehen wie Schlaganfall, Blutvergiftung (Sepsis) oder akutem Lungenversagen (ARDS) eine Rolle.

    Wissenschaftliches Profil und Ausbildungsstruktur

    Zentraler Gedanke des GRK ist, dass die Fähigkeit von Blutplättchen zur Auslösung entzündlicher Prozesse wesentlich von ihren Adhäsionsrezeptoren und zugehörigen Signalwegen abhängt. In acht Projekten – von der molekularen Grundlagenforschung bis zu translationalen Humanstudien – untersucht das GRK diese Mechanismen sowie die Rolle von Thrombozyten. Das Team beinhaltet dabei Gruppen aus Experimenteller Biomedizin, Neurologie, Kardiologie und Intensivmedizin sowie Bildgebung und Datenmanagement. „Wir werden uns mit Krankheiten beschäftigen, die typischerweise mit Thrombo-Inflammation einhergehen. Und wir werden untersuchen, wie die Blutgefäße unter diesen Bedingungen durch Blutplättchen intakt gehalten werden. Ein weiterer Fokus liegt auf der Reifung und dem Altern von Blutplättchen im Kontext thrombo-inflammatorischer Erkrankungen. Darüber hinaus werden wir analysieren, wie Blutplättchen mit Immunzellen und Zellen der Blutgefäßwände interagieren und so Krankheitsprozesse steuern“, erläutert Bernhard Nieswandt die Schwerpunkte.

    Um neue Ansätze für die Diagnose und Therapie von thrombo-inflammatorischen Erkrankungen zu entwickeln, kommen modernste Methoden, darunter in vivo-Modelle, Einzelzell-Analysen, experimentelle Therapeutika, Mikroskopie sowie KI-gestützte Bild- und Datenanalytik zum Einsatz.

    Strukturiertes Qualifizierungsprogramm mit internationaler Anschlussfähigkeit

    Promovierende entwickeln mit ihrem Thesis-Komitee einen individuellen Forschungs- und Trainingsplan: Das flexible und modulare Ausbildungsprogramm unter dem Dach der Graduate School of Life Sciences (GSLS) der JMU vermittelt neben fachlicher Exzellenz auch Soft Skills und interdisziplinare Kompetenzen. „Unsere Promotionsstudierenden erwerben bei uns eine besondere Qualifikation – sowohl für die akademische Forschung, als auch für Positionen in der pharmazeutischen Industrie“, betont Prof. Dr. Katrin Heinze, Vize-Dekanin der GSLS und Leiterin des Lehrstuhls für Molekulare Mikroskopie. Die Physikerin betreut insgesamt zwei Projekte im neuen GRK.
    „Wer mit Leidenschaft zur Rolle von Thrombozyten forscht, dem stehen später viele Türen offen – unsere Absolventinnen und Absolventen sind national wie international gefragt.“, versichert Bernhard Nieswandt.

    Am GRK 3190 beteiligte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (alphabetische Reihenfolge)
    • Dr. Sarah Beck, Experimentelle Hämostaseologie (UKW/RVZ)
    • Prof. Dr. Markus Bender, Thrombozytenbiologie und Hämatopoese (Blutbildung) (UKW/RVZ)
    • Prof. Dr. Anna Frey, Immunkardiologie (UKW)
    • Prof. Dr. Georg Gasteiger, Systemimmunologie (JMU)
    • Dr. Tamara Girbl-Huemer, Vaskuläre Immunologie (JMU/RVZ)
    • Prof. Dr. Katrin Heinze, Bio-Imaging und Data Science (JMU/RVZ)
    • Dr. Zoltan Nagy, Zellbiologie und Blutbildung (UKW/RVZ)
    • Prof. Dr. Bernhard Nieswandt, Kardiovaskuläre Zellbiologie (UKW/RVZ)
    • Prof. Dr. Michael Schuhmann, Neuroimmunologie (UKW)
    • Prof. Dr. Harald Schulze, Experimentelle Hämostaseologie (UKW/RVZ)
    • Prof. Dr. David Stegner, Thrombozytenbiologie und Bio-Imaging (JMU/RVZ)
    • Prof. Dr. Alma Zernecke-Madsen, Immunologie und vaskuläre Biologie (UKW)

    Hintergrund: Graduiertenkollegs der DFG

    Graduiertenkollegs (GRKs) sind Einrichtungen der Hochschulen zur Förderung von Forscherinnen und Forschern in frühen Karrierephasen, die von der DFG für maximal neun Jahre gefördert werden. Im Mittelpunkt steht die Qualifizierung von Doktorandinnen und Doktoranden im Rahmen eines thematisch fokussierten Forschungsprogramms sowie eines strukturierten Qualifizierungskonzepts. Das Forschungsprogramm hat den Anspruch einer hohen wissenschaftlichen Qualität und Originalität auf internationalem Niveau; eine interdisziplinäre Ausrichtung der Graduiertenkollegs ist erwünscht. Das Studienprogramm ist unmittelbar auf das Forschungsprogramm bezogen, mit innovativen Lehr- und Betreuungselementen, die über die üblicherweise im Promotionsstudium gebotenen Veranstaltungen deutlich hinausgehen sollten. Ziel ist es, die Promovierenden auf den komplexen Arbeitsmarkt „Wissenschaft“ intensiv vorzubereiten und gleichzeitig ihre frühe wissenschaftliche Selbstständigkeit zu unterstützen.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Bernhard Nieswandt bernhard.nieswandt@uni-wuerzburg.de


    More information:

    https://www.platelets.eu/rtg-3190/ - Webseite des GRK 3190
    https://www.uni-wuerzburg.de/aktuelles/pressemitteilungen/single/news/graduierte... - PM der Universität
    https://www.ukw.de/aktuelle-meldungen/detail/news/blutplaettchen-gerinnungshelfe... - PM zum ERC Advanced Grant


    Images

    Forscherinnen v.l.n.r.: Anna Frey, Sarah Beck, Tamara Girbl, Katrin Heinze; Alma Zernecke-Madsen; Forscher hinten v.l.n.r.: Zoltan Nagy, Markus Bender, Harald Schulze, David Stegner, Bernhard Nieswandt; vorn Georg Gasteiger (links) und Michael Schuhmann.
    Forscherinnen v.l.n.r.: Anna Frey, Sarah Beck, Tamara Girbl, Katrin Heinze; Alma Zernecke-Madsen; Fo ...
    Source: Anna Wenzl / Collage Canva
    Copyright: UKW


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology, Medicine
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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