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12/02/2025 11:43

Städtische Gewässer wichtig für Ernährung, Einkommen und Gemeinschaft

Romas Bielke Öffentlichkeitsarbeit
Georg-August-Universität Göttingen

    Die Flüsse, Seen und Teiche in den Städten der Welt erfüllen wichtige ökologische und gesellschaftliche Funktionen. Wie nutzen Menschen die blaue Infrastruktur zur Nahrungssuche? Dieser Frage ist ein internationales Forschungsteam unter der Leitung der Universitäten Göttingen und Kassel nachgegangen. In vier indischen Großstädten befragten die Forschenden Menschen, die an Gewässern Nahrung sammelten. Das Ergebnis: Urbane Gewässer spielen eine entscheidende Rolle für die Ernährungssicherheit und die soziale Inklusion. Sie sollten daher stärker in den Fokus der Stadtplanung rücken. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Nature Cities veröffentlicht.

    In Bengaluru, Mumbai, Kochi und Kolkata befragten die Forschenden insgesamt 1.200 Menschen, die sie bei der Nahrungssuche an Flüssen, Kanälen, Seen oder Teichen angetroffen haben. Die Menschen sammelten unter anderem Fische, Krabben, Muscheln sowie Pflanzen, Beeren und Pilze. Anhand der Antworten untersuchten die Forschenden die Häufigkeit, die Praktiken und den Zweck der Tätigkeit. Den Ergebnissen nach sammeln Frauen, ältere Menschen und Personen aus marginalisierten Gruppen am häufigsten Nahrung an städtischen Gewässern. Sie schätzen vor allem die Vorteile für ihre Ernährung und ihr Einkommen, sowie das Ausleben kultureller Bräuche und den Anschluss an die Gemeinschaft. Menschen, die zu Hause oder im öffentlichen Raum Zugang zu Gärten haben, werden laut Studie gelegentlich zum Sammeln angeregt. Für sie sind der Bezug zu Kultur und Natur ausschlaggebend. Viele der Befragten gaben an, einer bezahlten Arbeit nachzugehen und darüber hinaus die Ernte zu nutzen, um ihre Familie zu ernähren. Überschüssige Nahrung teilen oder verkaufen sie.

    „Unsere Ergebnisse stellen herkömmliche Ansichten zur Nahrungssuche in Städten infrage“, erklärt Dr. Sukanya Basu. Sie war während der Untersuchung an der Universität Göttingen beschäftigt. Inzwischen arbeitet sie an der indischen Azim Premji University. „Urbane Gewässer haben nicht nur ökologischen Wert. Sie sichern Ernährung, Lebensunterhalt, Wohlbefinden und Gemeinschaftsleben. Insbesondere für vulnerable Gruppen sind sie lebenswichtig“, so Basu. Sie betont: „Trotz zunehmender Verschmutzung und Degradation kommen Gewässer in indischen Städten ihrer Rolle weiter nach. Die Stadtplanung muss über die Wiederherstellung der Wasserqualität hinausgehen. Sie muss auch berücksichtigen, wie blaue Infrastruktur nachhaltige Ernährung und soziale Inklusion unterstützen kann.“

    Die Studie ergänzt erstmals den Aspekt Ernährungssicherheit zur wachsenden Zahl wissenschaftlicher Belege, die den Wert städtischer Gewässer bisher mit Biodiversität, Attraktivität, Sicherheit und Infrastruktur in Zusammenhang bringen – allesamt bedeutsam für die Gesundheit der Menschen. Mit mehr Einsatz für blaue Infrastrukturen würde die Stadtplanung nachhaltige Landschaften fördern und Traditionen sowie die gesellschaftliche Teilhabe marginalisierter Gruppen unterstützen, so das Fazit der Forschenden. „Seit den 1950er Jahren haben die rasante Stadtentwicklung, Umweltverschmutzung und Industrialisierung zu einer Verschlechterung vieler Flüsse, Seen und Kanäle in Städten geführt“, sagt Tobias Plieninger, Professor für Sozial-ökologische Interaktionen in Agrarsystemen an den Universitäten Göttingen und Kassel. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Gewässer als wertvolles Gut in Städten anerkannt werden müssen.“
    Die Studie wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.


    Contact for scientific information:

    Dr. Sukanya Basu
    Azim Premji University
    School of Climate Change and Sustainability
    Bengaluru, Indien
    Telefon: +91 9851817418
    E-Mail: sukanya.basu@apu.edu.in
    Internet: https://azimpremjiuniversity.edu.in/people/sukanya-basu

    Prof. Dr. Tobias Plieninger
    Georg-August Universität Göttingen & Universität Kassel
    Fachgebiet Sozial-ökologische Interaktionen in Agrarsystemen
    E-Mail:plieninger@uni-goettingen.de


    Original publication:

    Basu, S. et al. Widespread practices and sustainability benefits of foraging in urban blue spaces of India. Nature Cities (2025). DOI: 10.1038/s44284-025-00337-4


    Images

    Einblick in den Alltag vieler Haushaltshilfen in Kolkata im Osten Indiens: Auf ihrem Weg nach Hause sammeln die Frauen Nahrungsmittel wie Fische und Schnecken aus einem See, der allmählich trockenfällt.
    Einblick in den Alltag vieler Haushaltshilfen in Kolkata im Osten Indiens: Auf ihrem Weg nach Hause ...
    Source: Sukanya Basu
    Copyright: Sukanya Basu


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Environment / ecology, Nutrition / healthcare / nursing, Social studies, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Research results
    German


     

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