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12/03/2025 09:48

Kompetenzanforderungen an Fachkräfte in der Wasserstoffwirtschaft

Juliane Segedi Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO

    Neue Studie des Fraunhofer IAO untersucht Qualifizierungsbedarf im Bereich Wasserstoff

    Der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft ist ein zentraler Faktor für die Energiewende und die Erreichung der Klimaziele des Pariser Abkommens. Eine aktuelle Studie des Fraunhofer IAO identifiziert die notwendigen Qualifikationen und Kompetenzen für diesen Sektor und gibt wertvolle Empfehlungen zur Anpassung von Ausbildungs- und Weiterbildungsprogrammen.

    Der erfolgreiche Umstieg auf grünen Wasserstoff erfordert neben technologischen Innovationen, Infrastrukturen und Akzeptanz vor allem ausreichend qualifizierte Fachkräfte. Mit dem Einsatz von Wasserstoff entstehen auch neue Arbeitsplätze und -profile, vor allem in den Bereichen Wasserstoffproduktion, technische Infrastruktur, Maschinenbau und Zulieferindustrien. Viele dieser Stellen erfordern neue Qualifikationen, weshalb der zukünftige Ausbildungsbedarf frühzeitig identifiziert werden muss.

    Forschende des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO haben Qualifikations- und Kompetenzanforderungen einer entstehenden Wasserstoffwirtschaft in Deutschland untersucht. Die Studie »Wasserstoff als nachhaltiger Energieträger – Qualifikations- und Kompetenzanforderungen einer entstehenden Wasserstoffwirtschaft« bietet einen Überblick über die erforderlichen Kompetenzen und unterstützt Unternehmen bei der Entwicklung gezielter Fortbildungsmaßnahmen.

    Analyse von Stellenanzeigen: Technische Fachkenntnisse spielen eine zentrale Rolle

    Die Fraunhofer-Forschenden haben insgesamt 130 Stellenanzeigen mit Bezug zu Wasserstoff untersucht. Diese Analyse verdeutlicht bereits jetzt eine hohe Nachfrage nach spezifischen Fähigkeiten im Bereich Wasserstofftechnologien. So werden besonders häufig Fachkräfte aus den Bereichen technische Forschung und Entwicklung, Maschinenbau, Betriebstechnik, Elektrotechnik, Chemie und Energietechnik gesucht. Die Auswertung zeigt, dass der größte Anteil der geforderten Abschlüsse aus dem Ingenieurwesen kommt. Neben den technischen Anforderungen erweisen sich auch organisatorische und wirtschaftswissenschaftliche Kompetenzen als essenziell, insbesondere für die Planung, Umsetzung und Regulierung von Wasserstoffprojekten. »Auffällig ist, dass der Wasserstoffmarkt aufgrund seiner Komplexität ein breites Spektrum an Qualifikationen benötigt, das von ingenieurwissenschaftlichen Fachkenntnissen über rechtliche Aspekte bis hin zu Projektmanagement und interdisziplinärer Zusammenarbeit reicht«, sagt Dr. Janika Kutz, Teamleiterin am Forschungs- und Innovationszentrum Kognitive Dienstleistungssysteme KODIS des Fraunhofer IAO.

    Zentrale Handlungsempfehlungen für den Kompetenzaufbau im Bereich Wasserstoff

    Die Studie empfiehlt konkrete Maßnahmen für den Kompetenzaufbau in der Wasserstoffwirtschaft. Diese lassen sich in fünf Kategorien aufteilen:

    1. Umschulung und Weiterbildung bestehender Fachkräfte: Viele Fachkräfte aus verwandten Branchen wie der konventionellen Energiewirtschaft, dem Maschinenbau und der chemischen Industrie bringen bereits grundlegende technische Kenntnisse und Schnittstellenkompetenzen mit. Daher sollten modulare Weiterbildungsprogramme entwickelt werden, um diese Qualifikationen gezielt zu ergänzen.

    2. Anpassung von Ausbildungs- und Studiengängen: Bestehende Curricula sollten überarbeitet und um zentrale Themen wie Wasserstoffproduktion, -speicherung, -nutzung und -sicherheit ergänzt werden. Besonders spezialisierte Bachelor- und Masterprogramme für Wasserstoff- und Energietechnik könnten langfristig dazu beitragen, den Fachkräftebedarf in diesem Bereich zu decken.

    3. Förderung von Weiterbildung in KMU: Gezielte staatliche Förderprogramme für Qualifizierungsmaßnahmen im Wasserstoffbereich sollten entwickelt werden, um KMU zu unterstützen und die Qualifizierung von Fachkräften in diesen Unternehmen zu erleichtern.

    4. Nutzung digitaler Lernplattformen und innovativer Schulungsformate: E-Learning-Module können sowohl für grundlegende als auch für fortgeschrittene Themen der Wasserstofftechnologie entwickelt werden und somit einen niederschwelligen Zugang zu Qualifizierungsmaßnahmen ermöglichen. Ein Beispiel einer besonders innovativen Anwendung von E-Learning stellen Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) dar. Durch Simulationen können Fachkräfte realitätsnah in den Umgang mit Wasserstoffanlagen eingeführt werden, ohne unmittelbaren Gefahren ausgesetzt zu sein.

    5. Vernetzung der Industrie für gemeinsame Qualifizierungsinitiativen: Die Transformation zur Wasserstoffwirtschaft erfordert eine stärkere Vernetzung der Unternehmen untereinander. Sie könnten in Kooperation Schulungsprogramme entwickeln, Best Practices austauschen und gemeinsame Trainingsplattformen aufbauen, um redundante Strukturen zu vermeiden und Ressourcen effizient zu nutzen.

    Die Studie ist Teil des Forschungsprojekts »Hydrogenium«, welches durch das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) sowie Mitteln des Landes gefördert wird. Zusätzlich zur Studie wird ein Tool zur Analyse notwendiger Kompetenzanforderungen entwickelt, um Unternehmen bei der Transformation zur Wasserstoffwirtschaft zu unterstützen.


    Contact for scientific information:

    Dr. Janika Kutz
    Leiterin Team Public Service Innovation
    Fraunhofer IAO
    Bildungscampus 9
    74076 Heilbronn
    E-Mail: janika.kutz@iao.fraunhofer.de

    Felix Zimmermann
    Leiter Team Cognitive Distribution Systems
    Fraunhofer IAO
    Bildungscampus 9
    74076 Heilbronn
    Telefon: +49 711 970-5263
    E-Mail: felix.zimmermann@iao.fraunhofer.de


    Original publication:

    https://doi.org/10.24406/publica-4763


    More information:

    https://www.kodis.iao.fraunhofer.de/de/projekte/hydrogenium.html


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    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Economics / business administration, Energy, Environment / ecology
    transregional, national
    Research projects, Scientific Publications
    German


     

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