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Der Ukraine droht ein Jahr mit so geringen neuen Hilfszuweisungen wie noch nie seit Kriegsausbruch 2022. Im September und Oktober wies Europa der Ukraine nur rund 4,2 Mrd. EUR an Militärhilfe zu – deutlich zu wenig, um den Ausfall der US-Hilfen zu kompensieren. Gleichzeitig wuchs die Kluft innerhalb Europas: Deutschland, Frankreich und das Vereinigte Königreich erhöhten ihre Zuweisungen zwar deutlich, blieben relativ gesehen aber unter dem Niveau der nordischen Länder. Italien und Spanien leisteten nur geringe Beiträge. Das zeigt das jüngste Update des Ukraine Support Trackers, das zugewiesene Hilfeleistungen bis einschließlich Oktober 2025 erfasst.
Nach dem rekordhohen ersten Halbjahr 2025 brachen die Militärhilfen für die Ukraine bereits im Sommer ein (Militärhilfe sinkt drastisch – trotz neuer NATO-Initiative/https://www.kielinstitut.de/de/publikationen/aktuelles/ukraine-support-tracker-m...) – ein Trend, der sich im September und Oktober fortsetzte. In ihrem aktuellen Tempo reichen die Militärhilfen nicht aus, um die fehlende US-Unterstützung zu ersetzen. Während die jährlichen Zuweisungen in den Jahren 2022–2024 im Durchschnitt bei rund 41,6 Mrd. Euro lagen (einschließlich Europa, der USA und weiteren Gebern), wurden 2025 bislang nur 32,5 Mrd. Euro zugewiesen. Um das frühere Niveau zu erreichen, wären bis Jahresende zusätzliche 9,1 Mrd. Euro erforderlich. Das würde eine mehr als doppelt so hohe monatliche Zuweisungsrate wie in den vergangenen Monaten voraussetzen.
„Auf Grundlage der bis Oktober verfügbaren Daten konnte Europa die Dynamik des ersten Halbjahres 2025 nicht aufrechterhalten“, sagt Christoph Trebesch, Leiter des Ukraine Support Trackers (https://www.kielinstitut.de/de/expertinnen-und-experten/christoph-trebesch/). „Angesichts dieser Verlangsamung wird es schwierig für Europa, den Ausfall der US-Militärhilfe im Jahr 2025 vollständig auszugleichen. Bleibt es bei diesem niedrigen Tempo, wird 2025 das Jahr mit den geringsten neuen Hilfszuweisungen für die Ukraine seit Russlands Invasion 2022.“
Unterschiede zwischen europäischen Gebern nehmen zu
Obwohl Europas militärische Unterstützung insgesamt an Fahrt verlor, unterschieden sich die Entwicklungen zwischen den großen Volkswirtschaften deutlich. Deutschland, Frankreich und das Vereinigte Königreich erhöhten ihre Militärhilfen im Vergleich zu 2022-–2024 signifikant: Deutschland verdreifachte seine durchschnittlichen monatlichen Zuweisungen nahezu, während Frankreich und das Vereinigte Königreich sie jeweils mehr als verdoppelten. Gemessen an ihrem BIP von 2021 lagen sie dennoch klar hinter den führenden Gebern Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden. Um das Niveau der nordischen Länder zu erreichen, müssten Europas große Volkswirtschaften ihre Beiträge spürbar steigern.
Noch deutlicher war der Gegensatz zu Italien und Spanien: Sie stockten ihre Militärhilfen 2025 gar nicht auf. Italien reduzierte seine ohnehin geringen Zuweisungen im Vergleich zu 2022-–2024 um 15 Prozent, Spanien meldete 2025 keine neuen Militärhilfen. Diese geringe Beteiligung schwächte Europas Gesamtreaktion erheblich.
„Die höheren Zuweisungen aus Deutschland, Frankreich und dem Vereinigten Königreich sind signifikant,“, sagt Taro Nishikawa, Projektleiter des Ukraine Support Trackers (https://www.kielinstitut.de/de/expertinnen-und-experten/taro-nishikawa/). „Doch selbst diese drei bleiben relativ gesehen hinter den nordischen Ländern zurück. Der Rückgang der Unterstützung aus Italien und Spanien ist ein klarer Rückschlag und zeigt, wie dringend Europa eine ausgewogenere Lastenverteilung braucht.“
Über den Ukraine Support Tracker
Der Ukraine Support Tracker erfasst und quantifiziert militärische, finanzielle und humanitäre Hilfen, die der Ukraine seit dem 24. Januar 2022 (aktuell bis Oktober 2025) zugesagt wurden. Berücksichtigt sind 40 Länder, spezifisch die EU-Staaten, die weiteren Mitglieder der G7, Australien, Südkorea, Norwegen, Neuseeland, die Schweiz, die Türkei, China, Taiwan und Indien. Erfasst sind Zusagen, die Regierungen dieser Länder der ukrainischen Regierung gemacht haben; Hilfszusagen der EU-Kommission und der Europäischen Investitionsbank sind separat aufgeführt; private Spenden oder solche internationaler Organisationen wie des IWF sind in der Hauptdatenbank nicht enthalten. Ebenso nicht mitgezählt sind Hilfen an Nachbarländer der Ukraine wie Moldawien oder andere Länder – etwa für die Aufnahme von Geflüchteten.
Datenquellen sind Bekanntgaben offizieller Regierungsstellen und Berichte internationaler Medien. In Sachmitteln geleistete Hilfe wie zum Beispiel Medizingüter, Lebensmittel oder militärisches Gerät werden anhand von Marktpreisen oder Angaben aus früheren Hilfskampagnen geschätzt. In Zweifelsfällen werden die höheren verfügbaren Werte angesetzt.
Der Ukraine Support Tracker wird laufend erweitert, korrigiert und verbessert. Anregungen dazu sind sehr willkommen und können gerne an ukrainetracker@kielinstitut.de geschickt werden.
Mehr Informationen und die kompletten Daten finden Sie auf der Webseite: https://www.kielinstitut.de/de/themen/krieg-gegen-die-ukraine/ukraine-support-tr...
Mehr zur Methodik des Ukraine Support Trackers steht in einem vertiefenden Kiel Working Paper (https://www.kielinstitut.de/de/publikationen/the-ukraine-support-tracker-which-c...).
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Prof. Dr. Christoph Trebesch
Vizepräsident und Direktor
Internationale Finanzmärkte
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Zugewiesene Militärhilfen nach Gebern
Copyright: Kiel Institut für Weltwirtschaft
Zugewiesene Militärhilfen Europas: "Nordic Four" vs. "Big Five"
Copyright: Kiel Institut für Weltwirtschaft
Criteria of this press release:
Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars
Economics / business administration, Politics, Social studies
transregional, national
Transfer of Science or Research
German

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