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12/10/2025 15:01

Schnurren verrät mehr als Miauen

Dr. Gesine Steiner Pressestelle
Museum für Naturkunde - Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung

    Eine neue Studie von Forschenden des Museums für Naturkunde Berlin und der Universität Neapel Federico II zeigt: Das Schnurren von Hauskatzen verrät deutlich mehr über ihre persönliche Identität als ihr Miauen. Während Miaus sehr flexibel sind und sich je nach Situation stark verändern, bleibt das Schnurren von Katzen konstant und individuell erkennbar. Mit Methoden der automatischen Spracherkennung und unter Einsatz des Tierstimmenarchivs am Berliner Naturkundemuseum analysierte das Forschungsteam Laute von Haus- und Wildkatzen und fand heraus, dass Domestikation vor allem die Variabilität des Miauens erhöht hat.

    „Menschen achten vor allem auf das Miauen, weil Katzen diese Laute hauptsächlich gegenüber uns einsetzen“, erklärt der Erstautor der Studie, Danilo Russo. „Aber nachdem wir die akustische Struktur genau untersuchten, stellte sich das gleichmäßige Schnurren als das bessere Mittel zur Identifikation verschiedener Individuen heraus.“ Das Team, an dem auch die Bioakustikerin Mirjam Knörnschild aus dem Museum für Naturkunde Berlin beteiligt war, analysierte Miau- und Schnurrlaute von Hauskatzen mit Methoden, die ursprünglich für die automatische Spracherkennung beim Menschen entwickelt wurden, und stellte eine einfache Frage: Wie zuverlässig kann ein Computer allein anhand des Klangs jede Lautäußerung dem richtigen Individuum zuordnen? Schnurren und Miauen erwiesen sich beide als individuell unterscheidbar – aber Schnurrlaute lagen klar vorn.

    „Jede Katze in unserer Studie hatte ihr eigenes, charakteristisches Schnurren“, sagt Co-Autorin Anja Schild. „Schnurren tritt häufig in entspannten Situationen auf, etwa beim Streicheln oder engem Kontakt mit einer vertrauten Person. Auch dient es schon kurz nach der Geburt der Kommunikation zwischen Katzenmutter und Kitten. Miauen hingegen ist berühmt für seine Vielseitigkeit.“ Katzen miauen in unterschiedlichsten Situationen, vor allem in der Kommunikation mit Menschen – beim Betteln um Futter, beim Einfordern von Aufmerksamkeit oder sogar beim ‚Beschweren‘. Diese Flexibilität spiegelt sich in den akustischen Daten wider: Miaus zeigten deutlich größere Variation innerhalb einzelner Individuen.

    Um die Ergebnisse in einen evolutionären Kontext einzuordnen, verglichen die Forschenden außerdem die Miaus von fünf Wildkatzenarten – Falbkatze, Europäische Wildkatze, Rohrkatze, Gepard und Puma – mit jenen der Hauskatzen und nutzten dabei die umfangreiche Sammlung von Lautäußerungen im Tierstimmenarchiv des Museums für Naturkunde. Die Miaus der Hauskatzen wiesen eine viel höhere Variabilität auf als die ihrer wilden Verwandten.

    „Das Leben mit Menschen, die sich in Routinen, Erwartungen und Reaktionen stark unterscheiden, hat vermutlich Katzen begünstigt, die ihre Miaus flexibel anpassen konnten. Unsere Ergebnisse stützen die Idee, dass sich Miaus zu einem hochgradig anpassungsfähigen Werkzeug entwickelt haben, um das Leben in einer vom Menschen geprägten Welt auszuhandeln,“ sagt Seniorautorin Mirjam Knörnschild.

    Die Studie zeichnet ein differenziertes Bild der vokalen Kommunikation von Katzen und zeigt, wie die Domestikation vermutlich vokale Flexibilität begünstigt hat: Schnurrlaute, stereotyp und niederfrequent, dienen als verlässliche Identitätsmerkmale, die – Katzen wie Menschen – helfen können, vertraute Individuen im nahen sozialen Kontakt wiederzuerkennen. Miaus hingegen setzen auf Flexibilität statt Wiedererkennbarkeit, sodass Katzen unterschiedliche Bedürfnisse und Emotionen gegenüber ihren menschlichen Bezugspersonen ausdrücken können.


    Original publication:

    Russo D, Schild AB, Knörnschild M (2025) Meows encode less individual information than purrs and show greater variability in domestic than in wild cats. Scientific Reports, https://rdcu.be/eT01v


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    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

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