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12/12/2025 14:28

Possehl-Ingenieurpreis 2025: Brücken bauen zwischen Theorie und Anwendung

Johanna Helbing Kommunikation/ Pressestelle
Technische Hochschule Lübeck

    Von Bauforschung im Backhaus über Schnittstellen im Anästhesiegerät bis hin zum Luftfilter: Neun Studierende schafften es in die engere Auswahl und stellten ihre Abschlussarbeiten vor Publikum vor. Die besten drei wurden bei der Vergabe des Possehl-Ingenieurpreises 2025 am 09. Dezember im Bauforum der TH Lübeck ausgezeichnet.

    Den ersten Preis gewinnt Leon Alpen für die Arbeit „Konzeption, Konstruktion und Evaluation eines Scale-down-BioTech-Luftfilters - MicroBreeze“. Die Idee entstand im Rahmen seiner Bachelorarbeit im Studiengang Umweltingenieurwesen und -management, betreut von Prof. Dr.-Ing. Claas Heymann (TH Lübeck), bei der Firma Green City Solutions. Das Unternehmen bietet Luftfiltersysteme an, die natürliche Filter wie zum Beispiel Moos verwenden und bereits in Städten wie Lissabon, Berlin und London als „CityTrees“ eingesetzt werden. Der Prototyp „MicroBreeze“ von Leon Alpen baut auf der Philosophie des Unternehmens auf, verwendet lebende Moose als Filter und ist für den Privatraum und Büros konzipiert – ein bisher einzigartiges Konzept.

    Leon Alpen überzeugte die Jury mit der Vielfalt der Disziplinen, die in seiner Arbeit vereint sind: Biologie, Verfahrenstechnik, Mechatronik, Immissionsschutz, Wirtschaftsingenieurwesen und Fertigungstechnik. All diese Bereiche sind Teil der Lehrveranstaltungen im Studium Umweltingenieurwesen und -management und lieferten die Basis für seine erfolgreiche Bachelorarbeit. Vom Konzept über die Konstruktion, den 3D-Druck des Prototyps bis hin zum Testen und Auswerten der Ergebnisse, hat er alles selbstständig erarbeitet. Hoffnung, dass sein Prototyp in Zukunft auch eingesetzt wird, hat Alpen. Was ihm Sorge bereitet: „Der gesellschaftliche Schwerpunkt ist vom Klimaschutz abgerückt. Ich hoffe, dass mehr von staatlicher Seite investiert wird.“

    Der Possehl-Preis ist mit 5.000 € dotiert. Außerdem wurde ein zweiter Preis in Höhe von 3.000 € sowie ein dritter Preis in Höhe von 2.000 € vergeben. Neben der schriftlichen Arbeit fließt auch eine fünfminütige Kurzpräsentation in die Bewertung der neun Nominierten ein. „So unterschiedlich die Arbeiten sind, eines verbindet sie: die souveräne Bereitschaft, sich Themen zu stellen, die andere mit gutem Grund meiden würden, ich zum Beispiel - Sie aber machen daraus etwas Kluges, Robustes und Zukunftsfähiges“, sagt Prof. Dr. Wolfgang Sandberger, Vorsitzender der Possehl-Stiftung über die nominierten Studierenden und die Preisträger*innen. „Sie schlagen Brücken. Brücken zwischen Idee und Umsetzung. Zwischen Theorie und Anwendung. Zwischen dem ‚Man müsste mal …‘ und dem ‚Ich habe es gemacht‘“, so Sandberger weiter.

    Erforschen wie Kleinkinder hören, ohne mit ihnen sprechen zu können

    Mit dem zweiten Preis wurde Wilhelm Frommholz für seine Bachelorarbeit „Untersuchung des lichtbasierten Bildgebungsverfahrens (fNIRS) bei Kleinkindern während der Sprachwahrnehmung: Beurteilung der Wirksamkeit neuartiger Features“ im Studiengang Hörakustik ausgezeichnet. Darum geht es: Die Phase vom Spracherwerb bei Kleinkindern, ist für deren Entwicklung sehr wichtig. Gerade Kinder mit starken Hörproblemen, die Hörsysteme tragen müssen, können noch nicht richtig spiegeln, ob die Geräte richtig für sie eingestellt sind. Bis sie ein ausreichendes Sprachverstehen entwickelt haben, entsteht ein Zeitverlust, der Auswirkungen auf die Entwicklungsprognose der Kinder hat.

    Wilhelm Frommholz verwendet in seiner Forschungsarbeit das neuartige Verfahren functional Near Infrared Spectroscopy (fNIRS), das neuronale Aktivität misst und bei dem ohne Mitwirkung des Kindes dessen Unterscheidungsfähigkeit für Sprachsignale untersucht wird. Dafür reiste er nach Australien ans Bionics Ear Institute in Melbourne, um bei Dr. Demi Gao zu forschen. In seiner Arbeit betreute er Hörexperimente mit Kindern, wertete die Datensätze aus und fand heraus, dass das Feature „Maximalamplitude“ der vielversprechendste Kandidat für eine klinische Anwendung des Systems ist. An der TH Lübeck wurde Frommholz von Prof. Dr. rer. nat Tim Jürgens betreut.

    Picassos Guernica zum Leben erweckt

    Den dritten Preis sicherte sich Nina Gierke für die Bachelorarbeit „Guernica Digital - Picassos Meisterwerk reimagined als interaktive Anwendung mit Hilfe der Unreal Engine 5“, die sie im Bachelor Informationstechnologie und Design bei Fabio Anthony verfasste. Gierke entwickelte mithilfe des Programms Unreal Engine 5 ein interaktives, digitales Kunstwerk, das das Meisterwerk des Malers Pablo Picasso zum Leben erweckt. Nutzer*innen können durch das Gemälde wandern und lernen dabei Fakten über den Angriff auf Gernika im Jahr 1937. Gierke schuf eigene Charaktere und macht mit ihrer Gestaltung das Gemälde auch für jüngere Menschen zugänglich. Die Jury zeigte sich begeistert, wie die Absolventin Kunst, aktuelle Politik und Technik miteinander verbindet.

    Dr. Muriel Helbig, Präsidentin der TH Lübeck fasst den Abend zusammen: „Die Verleihung des Possehl-Ingenieurpreises ist für uns alle immer ein unglaublich spannender und schöner Moment. Wir hatten noch nie in der Geschichte des Preises so viele Nominierungen, das zeigt, wie engagiert unsere Absolvent*innen sind.“

    Außerdem nominiert für den Possehl-Ingenieurpreis 2025 waren:

    Clara Blume: Bauforschung in einem mittelalterlichen Backhaus (Bachelor Architektur)
    Marc Vincent Fritzemeier: Ins Blaue Hinein (Master Stadtplanung)
    Jan Haack: Additively manufactured porous structure of 316L stainless steel (Master Mechanical Engineering)
    Kyra Salewski: Konzeption und Evaluation einer webbasierten Anwendung zur Optimierung des BITV-Selbsttest-Prozesses unter Berücksichtigung des Human-Centered Design-Prozesses (Master Medieninformatik Online)
    Katja Steinhagen: Proposal for a Viable Regulatory Framework for In Vitro Diagnostic Medical Devices in the Event of an Arboviral Outbreak in Europe (Master Regulatory Affairs)
    Tobias Trottnow: Konstruktion der Mechanik einer Pneumatik- und Sensorik-Schnittstelle eines Anästhesiegerätes (Bachelor Maschinenbau)

    Hintergrund: Über den Possehl-Ingenieurpreis

    Seit 1983 zeichnet der Possehl-Ingenieurpreis einmal jährlich herausragende Arbeiten von Absolvent*innen der Technischen Hochschule Lübeck aus. Seit der ersten Preisverleihung wurden über 120 Preise vergeben. Der Possehl-Ingenieurpreis veranschaulicht die ganze Vielfalt der Lehre an der Technischen Hochschule Lübeck mit ihren Fachbereichen Angewandte Naturwissenschaften, Bauwesen, Elektrotechnik und Informatik, sowie Maschinenbau und Wirtschaft.


    Images

    Wolfgang Sandberger (l.) und Muriel Helbig (r.) gratulieren den Gewinner*innen. Vl.ln.r.: Leon Alpen (1. Preis), Nina Gierke (3. Preis), Wilhelm Frommholz (2. Preis).
    Wolfgang Sandberger (l.) und Muriel Helbig (r.) gratulieren den Gewinner*innen. Vl.ln.r.: Leon Alpen ...

    Copyright: Agentur 54°/Felix König

    Bei seinem fünf Minuten Vortrag stellt Leon Alpen seinen Prototyp „MicroBreeze“ vor.
    Bei seinem fünf Minuten Vortrag stellt Leon Alpen seinen Prototyp „MicroBreeze“ vor.

    Copyright: Agentur 54°/Felix König


    Criteria of this press release:
    Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars, Students
    interdisciplinary
    transregional, national
    Contests / awards
    German


     

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