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01/19/1999 15:29

Was weiß der Autofahrer vom 'Grünen Pfeil' und wie verhält er sich dabei? -

Dr./M.A. Rudolf F. Dietze Präsidialabteilung, Bereich Kommunikation & Marketing
Universität Regensburg

    Zur Zeit ist die aus der DDR übernommene Regelung, an den Ampeln, an denen das Schild mit dem grünen Pfeil hängt, auch bei "roter" Ampel rechts abbiegen zu dürfen (vgl. Süddeutsche Zeitung vom 13.1.99), noch recht umstritten. Die Regelung soll zum besseren Verkehrsfluß beitragen, ist aber, wenn dem Autofahrer nicht bekannt, entweder einfach irrelevant, oder kann bei falschem Verhalten der Autofahrer zu Verkehrskonflikten führen und andere Verkehrsteilnehmer gefährden.

    Empirische Studie Regensburger Psychologen
    zum Verkehrszeichen "Grüner Pfeil"

    An der Universität Regensburg wurde am Lehrstuhl für Experimentelle und Angewandte Psychologie eine empirische Studie durchgeführt um die Fragen zu untersuchen: "Kennen Autofahrer die Bedeutung des "Grünen Pfeils"? und "Wie verhalten sich Autofahrer beim Rechtsabbiegen an Kreuzungen, die mit dem "Grünen Pfeil" beschildert sind?" Im Rahmen eines Pflichtwahlpraktikums wurden unter Leitung von Prof. Dr. Alf Zimmer und Dr. Katharina Dahmen-Zimmer das Abbiegeverhalten der Autofahrer an einer Kreuzung mit Grüner Pfeil Beschilderung beobachtet und registriert, sowie eine Befragung von Autofahrern durchgeführt.

    Für die Untersuchung wurde die Kreuzung Franken- / Würzburger Straße in Regensburg ausgewählt. Sie wurde am 7.1.99 durchgeführt, da an diesem Tag die Eröffnung eines neuen Möbelhauses regen Autoverkehr erwarten ließ. Die Beobachtung und Befragung wurde von den cand. phil. Harald Binder, Martin Gründl, Claus Marberger und Carsten Schneider durchgeführt. Während des Beobachtungszeitraums wurden insgesamt 74 bei "roter" Ampel nach rechts abbiegende Autofahrer registriert.

    Es wurden folgende Verhaltensweisen der bei "rot" nach rechts abbiegenden Autofahrer erfaßt:
    - Die Schnelligkeit des Heranfahrens an die Haltelinie,
    - ob, und wenn ja, wie schnell die Haltelinie ohne Stop überfahren wurde, bzw.
    - ob und wie lange angehalten wurde, und
    - wie vorsichtig der Fahrer bis zur Sichtlinie und um die Ecke fuhr.

    Die Beobachtungsergebnisse zeigen, daß sich der allergrößte Teil der Autofahrer (89%) nicht konform der "Grüne-Pfeil" Regelung" verhielt. Über die Hälfte von ihnen (57%) ignorierte einfach das Schild und wartete das "grün" der Ampel ab. Mehr als jeder zehnte Rechtsabbieger (13%) verhielt sich aber verkehrswidrig und mißachtete die Haltelinie. Ein geringer Teil (2%) verwechselte den 'grünen Pfeil' offenkundig mit einer "Grün" anzeigenden Abbiegeampel.

    Eine zusätzliche Befragung von 33 Autofahrern ergab, daß zwar etwa Ÿ der Autofahrer (76%) angaben, das Schild zu kennen, aber nicht viel mehr als jeder zehnte (12%) das korrekte Abbiegeverhalten beschreiben konnten. Über die Hälfte der Befragten (58%) gab nicht die Vorschrift an, an der Haltelinie anhalten zu müssen. Ein Autofahrer hielt das "Grüner-Pfeil" Schild für den Ersatz einer Abbiegeampel.

    Auf die Frage, was das "Grüner Pfeil" Schild bedeutet, meinten selbst Autofahrer, die sich für informiert hielten beispielsweise: "Hat wohl irgendwas mit der Umwelt zu tun", oder "betrifft eine Regelung für Busse".

    Aus den Ergebnissen der Studie läßt sich folgern, daß die Bedeutung des "Grünen Pfeils" keineswegs allen Autofahrern bekannt ist. Während aber ein bloßes Ignorieren des Schildes durch den Autofahrer harmlos ist, können das Mißachten der Haltelinie und, besonders gravierend, die Verwechslung mit der Abbiegeampel für schwächere Verkehrsteilnehmer, also Fußgänger und Radfahrer höchst gefährlich werden. Daher sollte der "Grüne Pfeil" nur an Kreuzungen angebracht werden, an denen eine solche Gefährdung mit großer Sicherheit nicht zu erwarten ist.

    Kontakt:
    Universität Regensburg
    Institut für Psychologie
    Lehrstuhl für Experimentelle und Angewandte Psychologie
    Prof. Dr. A. Zimmer
    Tel. 0941/ 943 3817, -3816.


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    Criteria of this press release:
    Psychology, Social studies
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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