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12/15/2025 11:11

Diagnoseübergreifende S3-Leitlinie definiert Standards für psychosoziale Behandlungsangebote

Katja John Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. (DGPPN)

    Schwere psychische Erkrankungen beeinflussen viele Bereiche im Leben von Betroffenen und ihren Angehörigen. Neben medizinischen und psychotherapeutischen Ansätzen sind deshalb für eine umfassende Behandlung auch psychosoziale Therapien zentral. Aber welche Angebote sind wirksam? Für wen sind sie geeignet? Und wie können sie erfolgreich im Versorgungsalltag umgesetzt werden? Empfehlungen dazu bündelt die umfassend überarbeitete, diagnoseübergreifende S3-Leitlinie „Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen“ der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN).

    „Die Behandlung von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen soll nicht nur Symptome lindern, sondern Lebensperspektiven eröffnen“, erläutert Prof. Dr. Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank, Präsidentin der DGPPN. „Als Behandelnde haben wir immer den ganzen Menschen im Blick – seine Familie, seine berufliche Situation und sein weiteres soziales Umfeld. Die neue Leitlinie hilft dabei, im Rahmen der Therapie die richtigen psychosozialen Behandlungsoptionen auszuwählen.“

    Zielgruppe der neuen S3-Leitlinie sind Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen wie beispielsweise Psychosen, bipolaren Erkrankungen, schweren Depressionen oder Persönlichkeitsstörungen. Die Leitlinie verfolgt einen diagnoseübergreifenden Ansatz und adressiert erstmals auch Menschen in frühen Krankheitsphasen, bei denen ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf besteht. So sollen Chronifizierungen und negative Folgen in Beruf, Familie und weiteren Lebensbereichen verhindert werden. Die Leitlinie richtet sich an alle Berufsgruppen, die an der Behandlung, Rehabilitation und Teilhabe von schwer psychisch kranken Menschen beteiligt sind. Sie bietet Orientierung, wie Betroffenen in der Behandlung der Erkrankung möglichst früh wirksame psychosoziale Therapien angeboten werden können.

    Zentraler Fokus: Recovery

    Ein wesentlicher Grundgedanke der Leitlinie ist der sogenannte „Recovery-Ansatz“. Die Koordinatorin der Leitlinie Prof. Dr. Steffi Riedel-Heller, Leiterin des Instituts für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig und Vorstandsmitglied der DGPPN macht deutlich: „Mit Recovery meinen wir hier nicht die Heilung im medizinischen Sinn, sondern die Wiedererlangung von Selbstbestimmung, Lebenssinn, sozialer Teilhabe und Lebensqualität – auch dann, wenn Symptome fortbestehen. Was das im Einzelfall bedeutet, bestimmen die Betroffenen selbst.“

    Von Beginn an waren deshalb Betroffene und Angehörige aktiv in die Überarbeitung der Leitlinie eingebunden: Eine trialogische Arbeitsgruppe aus Betroffenen, Angehörigen und dem Autorenteam diskutierte regelmäßig offene Fragen, Ergebnisse und Empfehlungen. So wurde gewährleistet, dass die Leitlinie die Lebensrealität der Betroffenen widerspiegelt.

    Systematische Orientierung

    Psychosoziale Therapien sind vielfältig: Von Ergotherapie, künstlerischen Therapien oder Bewegungstherapie, über Ansätze bei denen ein multiprofessionelles Team die Betroffenen zu Hause aufsucht, Angebote in den Bereichen Bildung, Arbeit und Wohnen bis hin zu Maßnahmen, die das Selbstmanagement der Betroffenen unterstützen. Angesichts der Vielzahl der Angebote bietet die klare Struktur der Leitlinie Orientierung. Vom individuellen Bedarf ausgehend werden Bereiche wie berufliche und soziale Teilhabe, Gesundheitskompetenz und Selbsthilfe, Behandlungsoptimierung sowie Wohlbefinden und Gesundheit systematisch abgebildet. So liefert die Leitlinie eine vollständige Übersicht über alle für Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen zur Verfügung stehenden psychosozialen Behandlungsmöglichkeiten – samt deren Verortung im deutschen Versorgungssystem.

    Damit wird auch die Frage adressiert, wie die Empfehlungen der Leitlinie leistungsrechtlich umgesetzt werden können. Koordinatorin Steffi Riedel-Heller betont: „Unabhängig vom Kostenträger oder vom jeweils zuständigen Sozialgesetzbuch hilft die Leitlinie evidenzbasiert bei der sinnvollen Auswahl wirksamer Therapien. Nicht das Angebot steht im Mittelpunkt, sondern die jeweilige Person und ihr tatsächlicher Unterstützungsbedarf.“

    Die überarbeitete S3-Leitlinie „Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen“ der DGPPN umfasst insgesamt 44 Empfehlungen. 15 davon wurden in dem zweijährigen Konsensusprozess neu erarbeitet, 13 wurden aktualisiert. Insgesamt waren 43 Fachgesellschaften, Verbände sowie Betroffenen- und Angehörigenorganisationen beteiligt. Die Leitlinie wird im Leitlinienregister der AWMF veröffentlicht und ist zudem auf der Website der DGPPN verfügbar.

    Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. (DGPPN)

    Die DGPPN ist die größte deutsche medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft auf dem Gebiet der psychischen Gesundheit. Sie bündelt die Kompetenzen von mehr als 12.000 Fachärztinnen und Fachärzten, Therapeutinnen und Therapeuten sowie Forschenden der Fachgebiete Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde. Die DGPPN vertritt die Interessen ihrer Mitglieder in Versorgung, Wissenschaft, Lehre, Aus-, Fort- und Weiterbildung und klinischer Praxis und gestaltet die Gesundheitspolitik aktiv mit.

    Die DGPPN engagiert sich in der Erforschung psychischer Erkrankungen, stellt hierzu Netzwerke zum Austausch bereit und informiert über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse – unter anderem beim DGPPN Kongress, der jährlich im November in Berlin stattfindet. Herausragende Arbeiten und Projekte in Wissenschaft und Versorgung sowie im gesellschaftlichen Kontext würdigt die DGPPN mit Preisen und Auszeichnungen.

    Darüber hinaus gibt die DGPPN Leitlinien zur Sicherung der Qualität bei der Diagnostik und Therapie psychischer Erkrankungen heraus. Dabei steht die ganzheitliche Sicht auf den Menschen mit allen individuellen psychischen, körperlichen und sozialen Aspekten im Zentrum. Die Fachgesellschaft entwickelt ebenso Richtlinien für ethisches Verhalten in Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Steffi Riedel-Heller steffi.riedel-heller@medizin.uni-leipzig.de
    PD Dr. Uta Gühne uta.guehne@medizin.uni-leipzig.de


    Original publication:

    https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/038-020


    More information:

    https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/038-020 S3-Leitlinie Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen auf der Website der AWMF


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    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Law, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Psychology, Teaching / education
    transregional, national
    Scientific Publications, Transfer of Science or Research
    German


     

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