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01/21/1999 13:15

Europäische Union wirft Geothermie aus dem 5.Forschungsrahmenprogramm

Werner Bussmann Geschäftsstelle, c/o Büro Gaßner, Groth, Siederer & Coll.
Geothermische Vereinigung e.V.

    Ausstieg perfekt: Europäische Union wirft Geothermie aus dem 5. Forschungsrahmenprogramm.

    Auch die neue Bundesregierung stimmt dem Ausschluß eines der weltweit bedeutendsten erneuerbaren, umweltfreundlichen Energieträgers zu und setzt sich über Abstimmung im Europaparlament hinweg.

    Mit dem Ausstieg aus der Atomenergie hapert es noch. Aber man kann ja schon mal üben: Auf der Sitzung des Forschungsministerrates vom 22.12.98 stimmte auch die Bundesregierung gegen eine Initiative des Europaparlaments, die Geothermie in das Spezifische Programm des 5. Forschungsrahmenprogramms der Europäischen Union aufzunehmen. Damit wird die weitere Entwicklung eines der bedeutenden erneuerbaren Energieträgers europaweit drastisch behindert und gegenüber Wind, Sonne, Biomasse und Brennstoffzellen für die nächsten Jahre weit zurückgeworfen. Bis 2004 bestehen von nun an nur noch eingeschränkte Fördermöglichkeiten in einigen Unterprogrammen. Der Beschluß kommt de facto einem Ausstieg aus dieser Technologie gleich. Bisher war es nicht möglich, von deutscher Seite irgendeine Stellungnahme zu diesem Vorgang zu erhalten.

    Europaweit sind derzeit rund 800 Megawatt (MW) in der geothermischen Stromerzeugung, rund 5000 MW in der Nah- und Fernwärmeversorgung sowie rund 1000 MW in ca. 97 000 kleinen, dezentralen Anlagen mit erdgekoppelten Wärmepumpen installiert. Die Geothermie hat den Vorteil, daß sie als erneuerbarer Energieträger immer bedarfsgerecht und unabhängig von Tageszeit und Witterungsverhältnissen zur Verfügung gestellt werden und mit der entsprechenden Technologie praktisch überall erschlossen und eingesetzt werden kann. Der Beschluß der Forschungsminister dürfte auf dem Kontinent jährliche Investitionen von einigen Hundert Millionen e verhindert haben. Das von Der EU-Kommission gerade in diesen Tagen veröffentlichte "Blue Book on Geothermal Resources" geht davon aus, daß die Erdwärme einen bedeutenden Beitrag zur den energiepolitischen Zielen der EU leisten kann, den Anteil der erneuerbaren Energien am europäischen Energieverbrauch bis zum Jahr 2010 von gegenwärtig 6 auf dann 12% zu erhöhen. Kein anderer der erneuerbaren Energieträger ist zudem in der Lage, zu so geringen Kosten CO2 einzusparen, wie es der Geothermie möglich ist. Um so unverständlicher ist der Beschluß des Forschungsministerrates, die Geothermie von den erforderlichen Fördermaßnahmen auszunehmen.

    Ein schwerer Schlag auch für die auf europäischer Ebene weitgehend vernetzte Branche. Die Situation verschärft sich noch dadurch, daß die Vereinigten Staaten eine genau entge-gengesetzte Politik fahren und die Geothermie bis zum Jahre 2010 zum weltweit meistgenutzten erneuerbaren Energieträger ausgebaut haben möchten. Den 100 Mio. US$, die dort in einem abgestimmten Aktionsprogramm für Forschung und Industrie zur Verfügung stehen, hat man nun in der Europäischen Union kaum noch etwas entgegenzusetzen. Die US-Regierung ist sogar bereit, ihren Unternehmen Reisekosten für Exportaktivitäten zur erstatten.

    Wir erwarten von der deutschen Bundesregierung, daß sie die Zeit ihrer EU-Präsidentschaft nutzt, den angerichteten Schaden wieder gut zu machen und damit auch dem Anliegen der offensichtlich weitsichtigeren Straßburger Parlamentarier nachzukommen. Die Fraktionen von Sozialdemokraten, Christdemokraten, Grünen und Liberalen hatten sich Ende November für die weitgehende Unterstützung der Geothermie ausgesprochen, die entsprechende Initiative war dann an den Forschungsministern gescheitert. Da das 5. Forschungsrahmenprogramm, das am 25/26.1.99 in Essen mit einer Auftaktveranstaltung gefeiert wird, der weiteren Entwicklung der europäischen Geothermie nicht mehr zur Verfügung steht, ist die Bundesregierung aufgefordert, ein spezielles Programm für die Nutzung der Erdwärme auf den Weg zu bringen. Dieses muß so ausgestattet sein, daß eine breite Markteinführung aller geothermischen Technologien in Europa vorangetrieben werden kann, daß eine beschleunigte Fortführung des Hot-Dry-Rock-Forschungsvorhabens möglich wird und die europäische Forschung und Industrie in die Lage versetzt werden, mit den us-amerikanischen Anstrengungen auf dem Weltmarkt mitzuhalten. Die Hot-Dry-Rock-Forschung befaßt sich mit der Nutzung heißer Tiefengesteine für die Stromproduktion und steht unmittelbar vor der praktischen Anwendung. Bis ein europaweites Geothermieprogramm greifen kann, muß zumindest versucht werden, die der deutschen Geothermie entstehenden Nachteile abzufangen.


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    Criteria of this press release:
    Biology, Economics / business administration, Electrical engineering, Energy, Environment / ecology, Geosciences, Oceanology / climate
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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