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Wissenschaft
Bibelwissenschaftler stehen bald nicht mehr vor leeren Regalen
Jena. Tatkräftige Unterstützung erhalten russische und bulgarische Theologen von der wissenschaftlichen Gesellschaft der Neutestamentler, Studiorum Novi Testamenti Societas, beim Aufbau wissenschaftlicher Biblischer Bibliotheken. Der Jenaer Professor Karl-Wilhelm Niebuhr, der für die Organisation der Arbeit in Deutschland verantwortlich ist, arbeitet zusammen mit elf internationalen Kollegen an diesem Projekt, das die Situation für die Bibelwissenschaft in St. Petersburg und Sofia verbessern soll. Die dortigen Bibliotheken sind derzeit auf dem beklagenswerten Stand von 1917 bzw. 1939.
"Bisher läuft unser Projekt, vor allem die Spenden- und Drittmitteleinwerbung in Deutschland und in der Schweiz befriedigend", erklärt der Wissenschaftler. Weit über 150.000 D-Mark sind aus Stiftungen, von Kirchengemeinden und Einzelspendern zusammengekommen. Damit und mit den etwa 70.000 Franken aus der Schweiz konnten die Projektinitiatoren schon mit dem Ankauf neuer Bücher beginnen. Ihr Ziel ist eine Grundausstattung mit Lexika, Kommentaren zu biblischen Büchern und Textausgaben auf den Gebieten der biblischen Exegese, antiken Judaistik und des Alten und Neuen Testaments.
Computer und Software, die in den Bibliotheken in Sofia und St. Petersburg modernes Arbeiten möglich machen sollen, haben sie bereits angeschafft. Allerdings beschränkt sich die westliche Hilfe auf die Sachausstattung; zusätzliches Personal, das man vor Ort dringend benötigte, kann ebensowenig von dem Neutestamentler-Projekt finanziert werden wie Auslandsaufenthalte von osteuropäischen Wissenschaftlern und Studenten.
Als besonders erfolgreich haben sich beim Aufbau der beiden Bibliotheken die Bücherspenden und die Übernahmen von Privatbibliotheken erwiesen. Jeweils mehr als 1.500 Bücher, von denen nach Schätzung Niebuhrs drei Viertel aus Bücherspenden stammen, sind schon in den Bibliotheken von St. Petersburg und Sofia eingetroffen. Weiteren Zuwachs wird die Bibliothek in St. Petersburg aus der privaten Bibliothek des emeritierten Jenaer Professors Dr. Manfred Weise erhalten, der fast 2.500 Bücher und 200 Zeitschriftenjahrgänge verschiedener theologischer Disziplinen spendete.
Zwischenzeitlich hatten sich die Räume und Flure in der Jenaer Theologischen Fakultät zu einem Bücherumschlagplatz verwandelt; neue Titel mußten aufgenommen, mit Bestellisten verglichen, nach Zielorten sortiert und zum Transport verpackt werden - ohne die Hilfe seiner Kollegen und Studenten hätte Karl-Wilhelm Niebuhr das nicht geschafft. Nachdem der private Transport der Bücher durch Zollverordnungen an den Grenzen verhindert wurde, soll nun ein Spediteur beauftragt werden.
Wichtig ist den Stiftern, daß die Bücher an den beiden neuen Standorten allen wissenschaftlich interessierten Lesern zur Verfügung stehen. Deshalb wählten sie in St. Petersburg auch die Staatliche Universität als Partner und nicht etwa die Theologische Akademie der Russischen Orthodoxen Kirche. Schließlich wolle man die Entwicklung einer eigenständigen und konfessionell ungebundenen Bibelwissenschaft in Osteuropa fördern. Das diene letztlich auch dem Dialog zwischen Wissenschaftlern aus ehemals entgegengesetzten politischen Systemen. "Theologen in Ost und West sprechen immer noch verschiedene Sprachen, auch verschiedene Wissenschaftssprachen", beklagt Niebuhr.
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Karl-Wilhelm Niebuhr
Theologische Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität
Tel.: 03641/941120, Fax: 941112
e-mail: h7kwni@sokrates.verwaltung.uni-jena.de
Friedrich-Schiller-Universität
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Anke Siebert
Fürstengraben 1
07743 Jena
Tel.: 03641/931035
Fax: 03641/931032
e-mail: h9ansi@sokrates.verwaltung.uni-jena.de
Criteria of this press release:
Philosophy / ethics, Religion
transregional, national
Organisational matters, Personnel announcements
German
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