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Wissenschaft
Jurist von der Universität Jena stellt der Politik während einer Tagung am 15./16. Oktober in Weimar neuen Weg vor
Jena (11.10.04) Prof. Dr. Olaf Werner sieht "gute Chancen", die im Zweiten Weltkrieg verschleppten Kunstgegenstände in ihre Heimat zurückzuführen. Dem Juristen von der Universität Jena ist bewusst, wie anspruchsvoll die Aufgabe ist. 1.500 Kunstwerke erbeuteten die deutschen Truppen bei ihren Eroberungsfeldzügen in Osteuropa, gar 4,5 Millionen Stück "Beutekunst" brachte die Sowjetarmee nach 1945 vor allem aus Museen im heutigen Ostdeutschland nach Moskau. Für manchen Russen käme eine Rückgabe der aus Gotha, Dresden oder Berlin stammenden Bilder, Bücher oder Teppiche einer nachträglichen Kriegsniederlage Moskaus gleich. "Trotzdem ist dieses Problem nicht unlösbar", ist Werner überzeugt. Sein Vorschlag ist eine Deutsch-Russische Stiftung, auf die beide Seiten ihre Rechte an den Kunstwerken übertragen.
Wie diese funktionieren soll, will der Stiftungsrechtsexperte von der Uni Jena Kunstfachleuten, Juristen und politischen Verantwortungsträgern auf einer Tagung am 15. und 16. Oktober in Weimar erläutern. Veranstaltet wird der Kongress unter der Überschrift "Rückführung kriegsbedingt verlagerter und NS-verfolgungsbedingt abhanden gekommener Kunstgegenstände" gemeinsam von Rechtswissenschaftlern der Friedrich-Schiller-Universität Jena, der Friedrich-Naumann-Stiftung und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen.
"Die Stiftung kann losgelöst von politisch taktierenden Personen agieren und so eine Rückgabe einzelner Kunstsachen in die Wege leiten beziehungsweise deren Rückführung als gemeinschaftliches Eigentum an den früheren Ausstellungsort organisieren", erklärt Werner. Unter Leitung des Experten, der schon mehrfach in Stiftungsfragen und in Sachen "Beutekunst" als Gutachter tätig war, wurde der juristische Rahmen für die Stiftung abgesteckt.
"Die Stiftungssatzung und das entsprechende Gesetz, das der Bundestag verabschieden müsste, haben wir diesem bereits in der vergangenen Legislaturperiode zugestellt", sagt Werner. In dem Umstand, dass es die FDP eingebracht hat, sieht er einen Grund dafür, dass es von der rot-grünen Regierungskoalition bis heute "liegen gelassen wurde". Diese Haltung sei für ihn genauso "unverständlich" wie die Einstellung, man solle das Problem Beutekunst doch die kommende Generation lösen lassen. "Wenn wir noch mehr Zeit verlieren, wird es möglicherweise nicht mehr viele Bilder, Bücher oder Porzellane geben, die an ihren Heimatort zurückgebracht werden können", weiß der Jenaer Jurist. Die Gefahr des Verlustes auf Grund unzulänglicher Lagerung - "dort verrotten die Kunstwerke immer stärker", so Werner - und Sicherung fordert eine rasche Lösung.
Auch wenn das Thema Beutekunst ein sensibles sei, "die deutsche Politik muss sich dem endlich stellen und handeln", fordert deshalb Werner. Die Kunstbewahrer beider Partner sind sich auf gemeinsamen Kongressen unter anderem in Moskau bereits über Einzelheiten wie einen Doppelsitz der Stiftung in Weimar und St. Petersburg einig geworden. In Weimar-Lengefeld gibt es bereits eine Immobilie, die dafür bereitsteht. "Die Industrie hat uns finanzielle Mittel für die Problemlösung in Aussicht gestellt", so Werner. Die russische Seite wiederum habe bereits mit Michail Gorbatschow und dem letzten Geschäftsträger der UdSSR in der DDR, Igor Maximytschew, namhafte Männer für ihren Stiftungsvorsitz benannt. Nur die Bundesregierung sei inaktiv.
Die Tagung in Weimar, zu der Werner 60 bis 100 Experten erwartet, soll der Politik noch einmal ihre Verantwortung vor Augen führen, betont er. "Die Chance, den Gordischen Knoten zu zerschlagen, hat sie mit der gemeinsamen Stiftung". Nicht nur das deutsch-russische Verhältnis werde sich dadurch verbessern, auch andere Länder könnten nachziehen, ist Werner überzeugt.
Kontakt:
Prof. Dr. Olaf Werner
Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Jena
Carl-Zeiß-Str. 3, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 942100
Fax: 03641 / 942102
E-Mail: o.werner@recht.uni-jena.de
Beutekunst-Tagung fällt aus
Absagen aus den staatlichen Stellen machen geplante Tagung am 15.-16. Oktober sinnlos
Jena (11.10.04) Die für den 15.-16. Oktober in Weimar geplante Tagung "Rückführung kriegsbedingt verlagerter und NS-verfolgungsbedingt abhanden gekommener Kunstgegenstände" muss leider kurzfristig abgesagt werden. Viele Teilnehmer und Referenten aus den staatlichen Institutionen haben erst in den letzten Tagen ihre Teilnahme abgesagt. Unter diesen Umständen mache die Tagung keinen Sinn, bedauert Veranstalter Prof. Dr. Olaf Werner.
Criteria of this press release:
Art / design, History / archaeology, Law, Music / theatre, Politics
transregional, national
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