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Rund jede dritte Krankschreibung in Deutschland beruht auf Rückenschmerzen - häufig verursacht durch einen Bandscheibenvorfall. Sind diese Schmerzen langanhaltend und unerträglich, ist mitunter eine Operation der einzige Ausweg. Eine Option ist hier ein neues nichtoperatives Verfahren, bei dem ein Gerät - ähnlich dem Prinzip eines Milchaufschäumers - Bandscheibengewebe entfernt. Neben wenigen anderen Kliniken führt das Universitätsklinikum Bonn diese Methode, die sogenannte Nucleoplastie, neuerdings durch.
In den Industrieländern ist der Bandscheibenvorfall eine Volkskrankheit. "Ursachen sind eine angeborene Bindegewebsschwäche sowie eine Fehl- oder Überbelastung der Wirbelsäule", sagt Dr. Clayton Kraft, Oberarzt an der Klinik für Orthopädie des Universitätsklinikums Bonn. Die zwischen den Wirbelknochen liegenden Bandscheiben sorgen für die Beweglichkeit unserer Wirbelsäule und sind gleichzeitig wichtige Stoßdämpfer. Sie bestehen aus einem sehr festen Ring aus Fasergewebe, in dessen Mitte sich eine weichere Masse, der so genannte Gallertkern, befindet. Bei einem Bandscheibenvorfall, ausgelöst durch eine Schwäche des Bindegewebes, verrutscht dieser zentrale Kern. Der Bindegewebsring wölbt sich vor und kann sogar reißen. Der Betroffene hat dann starke Schmerzen bis hin zu Lähmungen, wenn die nach außen verlagerte Gallertmasse auf Nerven drückt. "Jeder Bandscheibenvorfall äußert sich anders. Betrifft er die Lendenwirbelsäule tritt der Ischiasschmerz auf - ein heftiger Schmerz, der sich bis in die Beine zieht", sagt der Bonner Privatdozent Kraft.
Nur selten muss operiert werden
Die meisten Bandscheibenvorfälle kriegt eine konservative Behandlung, wie unter anderem Schmerztherapie, Physiotherapie und Muskelaufbau, wieder in den Griff. Erst bei Lähmung, geringer Blasenkontrolle oder fortdauernden Schmerzen, die einen Verlust der Lebensqualität für den Patienten mit sich bringen, wird eine operative Entfernung von zerstörtem Bandscheibengewebe notwendig. "Ist die Bandscheibe nur leicht vorgewölbt und der Faserring nicht gerissen, können wir die betroffenen Nerven alternativ auch nichtoperativ von dem peinigenden Druck befreien", sagt Oberarzt Kraft. Bei der sogenannten Nucleoplastie liegt der Patient auf dem Bauch und ist nur örtlich betäubt. Die Ärzte legen vom Rücken her mit einer Nadel unter Röntgenkontrolle einen Kanal genau in die Mitte der Bandscheibe. "Da die Nerven nur Millimeter entfernt liegen, ist hier Maßarbeit von uns gefordert", erklärt Orthopäde Kraft. In den gelegten Zugangskanal führen die Ärzte die langen Nadel eines Dekompressors, die an der Spitze ein Spiralgewinde hat. Mediziner nennen dieses Gerät auch "Milchaufschäumer". Seine sich schnell drehende Spiralnadel schneidet in das Gewebe und saugt so bis zu ein Gramm Gallertmasse aus der Bandscheibe ab. Der Eingriff dauert eine halbe Stunde und der Patient kann bereits am nächsten Tag wieder normal herumlaufen. "Wir können mit der Nucleoplastie unseren Patienten eine echte Alternative zu einer Operation anbieten", sagt der Bonner Privatdozent Kraft. "Und das mit weniger Aufwand und Risiko bei gleichzeitig guten Erfolgschancen."
Bilder zur Pressemitteilung gibt es im Internet unter http://www.uni-bonn.de >> Aktuelles >> Presseinformationen.
Ansprechpartner für die Medien:
Privatdozent Dr. Clayton Kraft
Klinik für Orthopädie des Universitätsklinikums Bonn
Telefon: 0228/287-4268
E-Mail: umcb01@uni-bonn.de
Criteria of this press release:
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
regional
Research results
German
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