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01/25/1999 10:05

FAO: Organischer Landbau bietet neue Absatzmärkte

Erwin Northoff Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen

    ENTWICKLUNGSLÄNDERN DEN MARKTZUGANG ERLEICHTERN

    Rom, 25. Januar - Die Nachfrage nach organisch erzeugten Nahrungsmitteln nimmt weltweit weiter zu und bietet der Landwirtschaft neue Absatzmärkte. Darauf hat am Montag die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hingewiesen. "Richtig angewandt, kann der organische Landbau zur Ernährungssicherung beitragen und die Einkommenssituation der Bauern verbessern", betonte die FAO in einem Bericht zur Biolandwirtschaft.

    Der Bericht wurde dem FAO-Landwirtschaftsausschuss vorgelegt, der von Montag bis Freitag (25.-29. Januar) in Rom tagt.

    Es sei zu erwarten, so die FAO, dass weltweit nur ein geringer Prozentsatz der Bauern organischen Landbau betreiben werde. In Österreich allerdings liege der Anteil der organisch erzeugten Nahrungsmittel inzwischen bereits bei zehn Prozent, in der Schweiz seien es 7,8 Prozent. In den USA, Frankreich, Japan und Singapur seien Wachstumsraten von 20 Prozent zu verzeichnen.

    In einigen Entwicklungsländern wie in Ägypten gebe es begrenzte nationale Märkte für organisch hergestellte Produkte. Einige Entwicklungsländer exportieren inzwischen nach FAO-Angaben organisch erzeugte tropische Früchte nach Europa, die dort zur Herstellung von Babynahrung benutzt werden. Sechs afrikanische Staaten führen Baumwolle in die Europäische Union aus, Zimbabwe exportiert Kräuter nach Südafrika und China Tee in die Niederlande sowie Sojabohnen nach Japan.

    Für organisch hergestellte Produkte aus Entwicklungsländern ist der Zugang zu den Märkten in den Industriestaaten nach wie vor schwierig. "Wenn die Bauern in den Entwicklungsländern auf die organische Produktion umstellen, bleibt ihnen der Zugang zu den Märkten in den Industriestaaten für zwei bis drei Jahre versperrt", so die FAO.

    Dieser Zeitraum ist nach Auffassung der Importländer erforderlich, um chemische Rückstände in der Produktionskette abzubauen. Ein Zertifikat für organisch erzeugte Produkte könne erst danach vergeben werden.

    In vielen Fällen seien Bauern in den Entwicklungsländern, die ihre Waren exportieren wollen, auch darauf angewiesen, sich für die organischen Landbauprodukte jährlich Zertifikate ausstellen zu lassen, die die organische Produktionsweise bestätigen. Diese Zertifikate auszustellen sei in Entwicklungsländern oft sehr teuer. Die wenigsten Staaten hätten eigene Institutionen, die solche Bescheinigungen vergeben könnten. Viele Entwicklungsländer hätten auch nicht die Mittel oder das Personal, um international mitzuwirken, Richtlinien für den organischen Landbau zu erarbeiten.

    Die FAO wies weiter darauf hin, dass es in den Entwicklungsländern auch national noch Marktchancen für organisch hergestellte Produkte gebe. In China beispielsweise gebe es einen wachsenden Markt für Produkte, die nahezu ohne Schädlingsbekämpfungs- und Düngemittel angebaut werden.

    Der organische Landbau sei einzigartig, so die FAO, da der Einsatz von fast allen synthetischen Stoffen verboten sei. Auch sei die Fruchtfolge zur Erhaltung der Bodenstruktur zwingend vorgeschrieben. "Der organische Landbau reduziert oder verhindert die Wasserverschmutzung und trägt zur Erhaltung der Böden bei. Allerdings kann es bei unsachgemässem Einsatz von organischem Dünger auch hier zur Wasserverschmutzung kommen".

    Auch trage der geringere Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln dazu bei, die Gesundheit der Bauern zu schützen. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass sich jährlich drei Millionen Menschen beim Gebrauch von Pflanzenschutzmitteln vergiften.

    Der organische Landbau könne zu einer umweltverträglicheren Landwirtschaft und zur Artenvielfalt beitragen, dürfe aber nicht als einziger Weg hin zu einer nachhaltigen Landwirtschaft betrachtet werden, so die FAO.

    Bei der Umstellung auf die organische Produktion kann es zu Ertragseinbussen kommen, so die FAO. "Wenn die Bodenfruchtbarkeit gering ist und die biologischen Prozesse schwer gestört wurden, kann es Jahre dauern, bis das Ökosystem wieder funktioniert". In solchen Fällen sei es durchaus sinnvoll, im begrenzten Masse für eine gewisse Zeit Chemikalien einzusetzen.

    Die FAO empfahl, die Bauern an lokal bezogener Agrarforschung zu beteiligen. "Die von der FAO initiierte integrierte Schädlingsbekämpfung mit ihren Trainingskursen hat gezeigt, dass Landwirte, egal ob sie als Gross- oder Kleinbauern Land besitzen oder nicht, wissenschaftliche Methoden zu ihrem Vorteil anwenden können, wenn sie die notwendige Ausbildung und technische Unterstützung bekommen". Von den Erkenntnissen der organischen Landwirtschaft könnten andere Bauern auf der Suche nach umweltverträglichen Anbaumethoden profitieren.

    Die FAO forderte, die Richtlinien für organische Produkte streng anzuwenden. Die Länder sollten eigene Institutionen aufbauen, um entsprechende Zertifikate zu vergeben. Nur so liesse sich ein effizienter Verbraucherschutz erreichen. Ausserdem sollten Verstösse gegen die Richtlinien für organischen Landbau systematisch verfolgt und Betrügereien geahndet werden.

    Die COAG-Dokumente sind im Internet unter http://www.fao.org/unfao/bodies/COAG/COAG15/default.htm zu finden.

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    Erwin Northoff
    Media Officer
    Tel: 0039-06-5705 3105; fax 5705 4974
    e-mail: Erwin.Northoff@FAO.Org


    More information:

    http://www.fao.org/unfao/bodies/COAG/COAG15/default.htm


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    Criteria of this press release:
    Biology, Environment / ecology, Information technology, Oceanology / climate, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences, Scientific Publications
    German


     

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