idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
11/08/2004 10:26

Der geprüfte Mensch - zwischen Angst und Alltag

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    7. Thüringentag für Philosophie am 12./13. November an der Universität Jena

    Jena (08.11.04) Der Mensch wird heute praktisch von der Wiege bis zur Bahre überprüft. Sprachtests im Kindergarten, Klassenarbeiten in der Schule, Abschlussprüfungen in Hochschulen und Betrieben, Begutachtungen durch Controller oder die Evaluierungen von Hochschullehrern sind nur wenige Beispiele aus diesem permanenten Prüfungsprozess. Doch "jede Überprüfung macht Angst - dem Prüfling sowieso, aber ein bisschen immer auch dem Prüfer", weiß Prof. Dr. Klaus-M. Kodalle. Der Praktische Philosoph von der Universität Jena will dies zum Anlass nehmen, mit Fachleuten und Betroffenen "Über Sinn und Unsinn des Prüfungswesens" zu diskutieren. Der von ihm für die Thüringische Gesellschaft für Philosophie organisierte interdisziplinäre 7. Thüringentag für Philosophie stellt am 12./13. November an der Universität Jena den geprüften Menschen in den Mittelpunkt. Die interessierte Öffentlichkeit ist am Freitag ab 14 Uhr und am Samstag ab 10 Uhr in den Hörsaal der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek (Bibliotheksplatz 2) zur Diskussion eingeladen.

    Früher war es Sokrates, der mit seinen Fragen das (Nicht-)Wissen der Zeitgenossen überprüft hat. "Heute veraltet das Wissen in bestimmten Bereichen rasend schnell - und wir sind zu permanentem Lernen verurteilt, wenn wir im Leben nicht abgehängt werden wollen", beschreibt Kodalle die Situation. "Früher war mit der Abgabe des Meisterstücks die Prüferei meistens beendet." "Prüfungen sind notwendig, sie sind Überlebensbedingung in der Wissensgesellschaft", unterstreicht der Philosoph. Doch die Vorstellungen, wie größere Effizienz und welche Art von Effizienz erreicht werden kann, sind umstritten. "Häufig werden Effizienzvorstellungen von Ökonomen auf Bereiche übertragen, zu denen sie nicht passen", sagt der Jenaer Philosoph und nennt als Beispiel die Geisteswissenschaften. "Geisteswissenschaften müssen natürlich auch evaluiert werden", ist Kodalle überzeugt, "aber die Kriterien müssen passen". Dazu müssen auch die Prüfer einen Lernprozess durchlaufen. Er plädiert dafür, die Prüfungsprozesse effektiver und lebensnäher zu gestalten. "Jedem Prüfer muss daran gelegen sein, die innere Struktur eines Prüfungsgesprächs so zu gestalten und zu verbessern, dass lähmende Angst abgebaut wird", betont er.

    Diesem Themenfeld wird sich der Thüringentag für Philosophie auf vielen Ebenen nähern. Die Referenten aus ganz Deutschland präsentieren ihre Vorstellungen und diskutieren u. a., ob es einen allgemeingültigen Bildungskanon - zumindest je Disziplin - geben kann, was eigentlich inhaltlich geprüft wird, wer wie prüft und welche kulturellen Ideen hinter bestimmten, in einem Land ausgeprägten Prüfungsmodellen stecken. "Die Prüfungskulturen sind national und fächerspezifisch unterschiedlich", weiß Prof. Kodalle. Allemal gilt für ihn das Ideal, dass "Fairness in der Prüfung umzusetzen ist und sich auch die Prüfer einem permanenten Prozess der Selbstprüfung unterziehen sollten". Denn für ihn gilt, was auch als Motto über dem Thüringentag hätte stehen können: Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser.

    Wie angemessen oder aber wie unangebracht die Verfahren zur Überprüfung der Prüfer - sprich: der Universitätsprofessoren - sind, ist Thema des öffentlichen Abendvortrags von Prof. Dr. Hartmut Schiedermair. Der Ehrenpräsident des Deutschen Hochschulverbandes spricht am 12. November um 20.15 Uhr in der Aula des Uni-Hauptgebäudes (Fürstengraben 1) über "Sinn und Unsinn der Leistungsüberprüfung von Hochschullehrern" - was sicher nicht nur für Professoren von Interesse ist.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Klaus-M. Kodalle
    Institut für Philosophie der Universität Jena
    Zwätzengasse 9, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 944120
    Fax: 03641 / 944122
    E-Mail: Klaus-Michael.Kodalle@rz.uni-jena.de


    Images

    Criteria of this press release:
    Language / literature, Law, Philosophy / ethics, Politics, Psychology, Religion, Teaching / education
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).