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Neurologische Forschung in Jenaer Uni-Klinik
Nach dem Schlaganfall kann sich das Gehirn reorganisieren
Jena (4.06.97). Fuer Schlaganfallpatienten gibt es recht gute Aussichten, ihre alte Mobilitaet und ihr Sprachvermoegen wieder zu gewinnen. Welche Vorgaenge sich bei der Neuorganisation des Gehirns nach Laesionen abspielen, untersucht der Neurologe Prof. Dr. Cornelius Weiller am Jenaer Uni-Klinikum in einer breit angelegten Grundlagenforschung. Weiller, der seit April 1996 die Klinik fuer Neurologie leitet, stellte jetzt bei seiner Antrittsvorlesung die wichtigsten Forschungsergebnisse vor.
Seine zentrale Erkenntnis: Das menschliche Gehirn mit seinen sehr unterschiedlichen Arealen und Repraesentationsebenen stellt ein komplexes Netzwerk von hoher Dynamik und Plastizitaet dar, das nach dem Ausfall einer Region in der Lage ist, die somit verlorenen Funktionen auf andere Ebenen zu verlagern. Ob diese Neuverteilung bei einem Patienten erfolgreich verlaufen wird, kann man schon nach relativ kurzer Zeit der Rehabilitation vorhersehen. Ausserdem koennen die AErzte und Therapeuten diese Reorganisation der Gehirnfunkionen durch ein ausgekluegeltes Trainingsprogramm verstaerken. Cornelius Weiller sieht seine Forschungen bewusst in der alten Jenaer Neurologie-Tradition seit 1804, die von Koryphaeen wie Otto Binswanger oder seinem Schueler Hans Berger, dem Entdecker des EEG, begruendet wurde. Andererseits kommen er und sein Team ohne moderne Verfahren nicht aus: Positronenemissionstomographie (PET), funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) und Magnetenzephalographie (MEG) gehoeren inzwischen zum Standard der Wissenschaftler, die ihre Forschungen zum grossen Teil allerdings an auswaertigen Instituten durchfuehren, da die entsprechenden Geraete in Jena - noch - fehlen.
Fuer die Gehirnkartierung sind diese Hightech-Geraete von unschaetzbarem Wert. Den meisten Koerperfunktion laesst sich inzwischen eine Repraesentationsebene in einer verantwortlichen Gehirnregion relativ eindeutig zuordnen. Weiller beweist dies experimentell, indem er fuer festgelegte Taetigkeiten des Probanden den cerebralen Blutfluss misst und den Gehirnregionen mit dann hoeherer Aktivitaet die jeweilige Repraesentanz zuschreibt.
Dabei wird zum Beispiel klar, dass ausgefallene Regionen von benachbarten ueberlagert werden und dass gestoerte Funktionen auch von anderen Gehirnbereichen wahrgenommen werden koennen. So zeigte Weillers Team experimentell, wie bei Patienten mit peripherer Gesichtslaehmung im Gehirn die Repraesentationsebene fuer Handbewegungen die fuer die Mimik ueberlagerte. Ein anderes Experiment mit Patienten, bei denen das Sprachzentrum nach Schlaganfall zerstoert war, die aber wieder sprechen gelernt hatten, bewies, dass sich die Repraesentationsebene fuer das Sprechen und Verstehen von der linken auf die rechte Hirnhemisphaere verlagert hatte.
Komplizierter verhaelt es sich mit Bewegungsstoerungen. Weiller wies nach, dass nicht etwa Muskelgruppen ihre Repraesentation im Gehirn abbilden, sondern Bewegungsmuster, die etwa per Hand oder per Fuss ausgefuehrt werden. Die Steuerung der Motorik funktioniert im Gehirn durch ein komplexes Netzwerk aus mehreren beteiligten Bereichen, die beim Ausfall des einen ,Aufgaben" auf die anderen verlagern. Damit sind wissenschaftliche Erklaerungsmodelle fuer die Frage weitgehend bewiesen, warum sich hirnlaedierte Patienten, etwa infolge eines Schlaganfalls, wieder sehr weitgehend erholen koennen.
Criteria of this press release:
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
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German
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