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 Wissenschaft
    Forscher aus dem Max-Born-Institut veröffentlichen eine Studie in  Science: Eine besondere Struktur macht die DNA unempfindlich gegen  UV-Strahlen 
Die menschliche Erbsubstanz DNA ist äußerst robust, selbst wenn sie - etwa  beim Sonnenbad - dem Beschuss mit schädlichen ultravioletten Strahlen  ausgesetzt ist. Diese Stabilität schützt den Organismus. Denn jede Veränderung  könnte Krankheiten wie Krebs oder gefährliche Mutationen im Erbgut  hervorrufen. Forscher des Max-Born-Instituts für Nichtlineare Optik und  Kurzzeitspektroskopie haben jetzt zusammen mit Kollegen aus Polen einen der  Schutzmechanismen unserer Erbsubstanz aufgeklärt. Sie berichten darüber in  der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Science (Bd. 306, 3. Dezember 2004,  S.1765).  
Der UV-Anteil des Sonnenlichts ist nichts anderes als energiereiche Strahlung.  Trifft sie auf Moleküle, so kann sie die Bindungen zwischen den Atomen  zerstören. Um das zu verhindern, muss die Energie, die die Moleküle bei der  Lichteinstrahlung aufnehmen, möglichst rasch an die Umgebung abgegeben  werden. Offenbar sind die DNA-Bausteine dafür besonders gut ausgerüstet. Der  Doppelstrang der Erbsubstanz hat die Form einer in sich gewundenen  Strickleiter. Die Sprossen entsprechen jeweils einem miteinander verbundenen  Paar von Basen.  
Die Eigenschaften einer solchen Sprosse haben MBI-Wissenschaftler um Dr.  Thomas Schultz zusammen mit Kollegen aus München und Warschau in einem  Modellsystem beobachtet. Zwei zusammengefügte Moleküle Aminopyridin  verhalten sich unter Lichtbeschuss, wie man es von den DNA-Basenpaaren  Adenin-Thymin oder Guanin-Cytosin erwarten kann. Mithilfe von ultrakurzen  Laserpulsen deponierten die Forscher Energie in dem Molekül und  beobachteten die darauffolgende Molekülbewegung. Die zeitliche Auflösung des  so genannten Pump-Probe-Experimentes lag bei rund 120 Femtosekunden.  Das sind 0,00000000000012 Sekunden (hundertzwanzig Milliardstel  Millionstelsekunden). Thomas Schultz erläutert den Versuchsablauf: "Der erste  Puls (Pump) stößt eine Bewegung der Molekülkerne und Elektronen an, der  zweite Puls (Probe) zerbricht das Molekül und gibt uns einen ,Schnappschuss'  der Bewegung."  
Mit diesen "Schnappschüssen" stellten die Wissenschaftler fest, dass ihr  Modellbasenpaar die aufgenommene Energie innerhalb von 65 Pikosekunden  an die Umgebung abgeben kann. Eine Pikosekunde sind 1000 Femtosekunden  oder eine Millionstel Millionstelsekunde. Eine wichtige Rolle beim  Energieaustausch spielt die Struktur des Moleküls. Waren die Basen wie in den  Sprossen der DNA-Strickleiter angeordnet, wurde die Energie extrem rasch  verteilt. In anderen Strukturen dagegen dauerte es mehr als zwanzigmal so  lang, bis die Strahlungsenergie an die Umgebung abgegeben war. "Die  Bewegung eines einzelnen Wasseratoms wandelt die aufgenommene Energie  um", berichtet Schultz. Es habe sich also gezeigt, dass Molekülbewegung  ebenso wie die Molekülstruktur  eine wichtige Funktion in der Biologie hat. "Mit  ultraschnellen Laserpulsen machen wir beides sichtbar."   
Quelle: Thomas Schultz, Elena Samoylova, Wolfgang Radloff, Ingolf V. Hertel,  Andrzej L. Sobolewski, Wolfgang Domcke: Efficient Deactivation of a Model  Base Pair via Excited-State Hydrogen Transfer (Science, Bd. 306, S. 1765 -  1768, 3. Dezember 2004) 
Kontakt: Dr. Thomas Schultz, Max-Born-Institut Berlin, 030 / 6392 1240 
schultz@mbi-berlin.de 
Erläuterung zur Schemazeichnung: Zwei Laserpulse treffen in kurzer Folge auf ein Molekül. Der erste Puls stößt eine Bewegung der Molekülkerne und Elektronen an. Der zweite Puls zerbricht das Molekül und ermöglicht so einen Schnappschuss der Molekülbewegung.
Hintergrund: 
Das Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie betreibt  Grundlagenforschung auf dem Gebiet der nichtlinearen Optik und  Kurzzeitdynamik bei Wechselwirkung von Materie mit Laserlicht und verfolgt  daraus resultierende Anwendungsaspekte. Schwerpunkte des  Forschungsprogramms sind die Realisierung neuer Quellen für ultrakurze und  ultraintensive Lichtimpulse und deren Einsatz in Physik, chemischer Physik und  Materialforschung. Das MBI ist in zahlreiche nationale und internationale  Kooperationen eingebunden und wird von der Europäischen Union als Large  Scale Laser Facility gefördert. Es ist Teil des Forschungsverbundes Berlin e.V.  (FVB).
    
Schematische Darstellung des Versuchsaufbaus (nähere Erläuterung im Anhang zur Pressemitteilung). 
Source: Abb.: Max-Born-Institut
    Criteria of this press release: 
     
     Biology, Chemistry, Information technology, Mathematics, Mechanical engineering, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Physics / astronomy
     transregional, national
     Research results, Scientific Publications
 German  
    

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