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12/15/2004 13:06

Programmierung des Schönen

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Neues Buch von Jenaer Medienwissenschaftler gibt Einblick in Technikphilosophie Max Benses

    Jena (15.12.04) Computergrafiken sehen aus wie Bilder aus dem Elektronenrastermikroskop oder komplizierte technische Zeichnungen. In der Beurteilung, ob Werke der "Computer-Art" ästhetisch und schön sind und als Kunstwerke gelten, gehen die Meinungen der Betrachter auch im Multimedia-Zeitalter weit auseinander. Doch schon in den 1950er Jahren, als Computer noch raumgroße "Rechenmaschinen" waren, stritten die Verfechter der "klassischen Ästhetik" um "schöne Dinge an sich" mit den Befürwortern der "modernen Ästhetik", bei der "Dinge erst schön werden durch Zeichen, die man für sie findet". Der Philosoph, Physiker, Mathematiker und Publizist Max Bense (1910-1990) war einer der Wegbereiter einer modernen "Informationsästhetik" und Technikphilosophie.

    In der gerade erschienenen Publikation "Ästhetik als Programm. Max Bense / Daten und Streuungen" geben die Autoren Barbara Büscher, Christoph Hoffmann sowie Hans-Christian von Herrmann von der Friedrich-Schiller-Universität Jena, einen Einblick in die Erkenntniswelt Benses. Sie zeichnen den Weg des Philosophen und Kunsttheoretikers nach - vom jungen Professor an der Jenaer Universität ab 1946 bis in die 60er Jahre. "In jenen machte Bense als Mittelpunkt der Stuttgarter Schule, einer Experimentierstätte für rationale Ästhetik, von sich reden", erläutert PD Dr. Hans-Christian von Herrmann, der derzeit die Hochschuldozentur für Kulturtheorien digitaler Medien an der Universität Jena vertritt.

    Fünf Kapitel, denen bewertende und einordnende Aufsätze der Autoren vorangestellt sind, beleuchten thematische Schwerpunkte der Philosophie Benses. "Metatechnik" etwa beschreibt Benses Tätigkeit im Laboratorium für Hochfrequenzphysik und Elektromedizin in den Jahren 1941-45 ebenso wie die philosophischen und wissenschaftlichen Anregungen, die in seinen Gedanken über das Verhältnis des Menschen zur Technik Niederschlag finden.

    Das Kapitel "Informationsästhetik" macht mit der Entwicklung der literarisch inspirierten "Zeichenästhetik" Benses zur Texttheorie bekannt und thematisiert sein Philosophieren über die "Kunst in künstlicher Welt".

    Der "Programmierung des Schönen" überschriebene Abschnitt beschreibt von Bense initiierte Experimente zur Synthese von Texten mit "kybernetischen Maschinen" in den 60er Jahren, beispielsweise durch Rul Gunzenhäuser und die Generierung so genannter stochastischer Texte durch Theo Lutz. Anschaulich dargestellt wird etwa dessen Programmierversuch mit einem Text aus Kafkas "Das Schloss", dessen Wörter der Computer zu neuen Sätzen und Texten zusammenfügt.

    In der Folge werden in der neuen Publikation einige Protagonisten der sich in den 60er Jahren gerade entwickelnden Computer-Kunstszene sowie Reflexionen Benses darüber vorgestellt. Grafische Elemente und Abbildungen von Kunstwerken der Computer-Art auf unzähligen der 307 Seiten illustrieren den Buchinhalt anschaulich.

    In zwei ausführlichen Interviews mit Elisabeth Walther - die 1946 bei Bense in Jena Philosophie studierte, ihm später nach Stuttgart folgte, seine Assistentin und Gattin wurde und selbst an der Universität Stuttgart lehrte - lernt der Leser zudem nicht nur den Philosophen, sondern auch den Menschen Max Bense näher kennen. Hier erfährt man beispielsweise, dass der Mann, der tiefgreifend über die Beziehungen des Menschen zu Maschinen und Technik und seine Verantwortung für deren Ergebnisse nachdachte, im Auto lieber auf dem Beifahrersitz saß.

    Für ihre umfangreiche Spurensicherung zu Max Bense haben die Autoren in verschiedenen Nachlässen und Archiven recherchiert und unter anderem im Universitätsarchiv Jena dabei auch neue Entdeckungen gemacht. Der daraus entstandene Band "Ästhetik als Programm" wurde anlässlich des Symposiums "Stuttgart 1960. Computer in Theorie und Kunst" an der Akademie Schloss Solitude veröffentlicht.

    Bibliografische Angaben:
    Hg.: Barbara Büscher, Hans-Christian von Herrmann und Christoph Hoffmann. "Ästhetik als Programm. Max Bense / Daten und Streuungen". Kaleidoskopien. Medien - Wissen - Performance. Band 5 (2004). Vice Versa Berlin. Preis: 15 Euro. 307 Seiten. ISBN 3-00-014180-4.

    Kontakt:
    PD Dr. Hans-Christian von Herrmann
    Bereich Medienwissenschaft der Universität Jena
    Ernst-Abbe-Platz 8, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 944900 (944141) oder 030 / 3957667
    E-Mail: herrmann@zfl.gwz-berlin.de


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    Bereits das aufgeschlagene Cover der neuen Publikation deutet auf die Kunst im Inhalt.
    Bereits das aufgeschlagene Cover der neuen Publikation deutet auf die Kunst im Inhalt.

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    Criteria of this press release:
    Art / design, Information technology, Mathematics, Media and communication sciences, Music / theatre, Philosophy / ethics, Physics / astronomy, Religion
    transregional, national
    Scientific Publications
    German


     

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