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03/04/1999 16:30

Schule der Zukunft - Global vernetzt

Dr. Thomas Pleil Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

    Die neuen Medien verändern die Gesellschaft - eine inzwischen triviale Feststellung. Doch fraglich ist, wie sich dies im Erziehungswesen in Zukunft widerspiegelt. Die Gemeinsame Kommission für Didaktik an der Katholischen Universität Eichstätt (KUE) organisierte deshalb im soeben zu Ende gegangenen Wintersemester die Reihe "Multimediale Schule - global vernetzt", die sich dem Einsatz von neuen Medien in der universitären Ausbildung und in der Schule widmete. Dabei zeigte sich, daß das Thema in der derzeitigen Phase des Umbruchs auf ganz unterschiedlichen Abstraktionsebenen angegangen wird. So trafen Überlegungen zusammen, die grundlegende Veränderungen des gesamten Unterrichtswesens in den nächsten Jahrzehnten in den Blick hatten, mit solchen, die vorwiegend konkrete Problemen des heutigen Schulalltags bedachten.

    Zu einem Vertreter der visionären Ebene kann sicherlich Arthur Imhof, Professor für neuere Geschichte an der FU Berlin gezählt werden: Er hat einen wesentlichen Teil seines Vorlesungs- und Übungsbetriebs bereits in die virtuelle Welt verlegt (www.fu-berlin.de/aeimhof). Imhofs Veranstaltungen dürfen nur nach einer intensiven Beschäftigung mit den in seiner Homepage zu einzelnen Seminarthemen gespeicherten, multimedialen Unterlagen besucht werden. Natürlich verlangt Imhofs virtuelles Lehren von den Studenten technisches Können und hohe Einsatzbereitschaft: Zwecks Leistungsnachweise sind sie auf die Erstellung von Webseiten oder CD-ROM-Produktionen angewiesen, denn seit 1995 akzeptiert Imhof von Teilnehmern kein Papier mehr. Er selbst publiziert auch nur noch online.

    Auch für die Schule sieht Wolfgang Bauer (ISB München) Chancen für die Wissensvermittlung durch neue Medien wie CD Roms, die dem Nutzer, also dem Schüler, auch ein Stück Autonomie - etwa in der Lerngeschwindigkeit - geben. Problematisch sei dagegen, daß die Seriosität der Informationen nicht immer gewährleistet sei, zum anderen könnten die mit dieser Technologie verbundenen Kosten zu einer Zweiklassengesellschaft führen. Auch die Schulen würden vor Probleme gestellt: Es entstehe ein hoher Bedarf an Fortbildung für die Lehrer, vor allem aber würde der Einzug der neuen Medien Umstrukturierungen in allen Bereichen nach sich ziehen. Sowohl die traditionellen Sozialformen als auch die Unterrichtsinhalte und die interne Unterrichtsorganisation, insbesondere der 45-Minuten Takt und die Fächertrennung würden in der jetzigen Form nicht bestehen können. Statt dessen schlägt Bauer mehr Blockunterricht, mehr Projekte, Fächerkooperation, Kooperation zwischen Schulen und innerhalb der Schulen, Vernetzung der Räume und mobile Computereinheiten vor.

    Unabhängig von diesen abstrakteren Fragen zeigte sich, daß neue Medien bereits in zahlreichen Projekten - teilweise in Kooperation mit Unternehmen - an Schulen eingesetzt werden. So dient der von Siemens organisierte Schülerwettbewerb Join Multimedia, bei dem Schülergruppen aufgerufen sind, multimediale Präsentationen zu bestimmten Themen zu erarbeiten, sicher auch der Ausbildung von Medienkompetenz. Dr. Regina Richter (KUE) stellte dagegen die Einsatzmöglichkeiten des Internet im Rahmen eines interkulturell ausgerichteten Deutschunterrichts für Ausländer vor. Sie analysierte verschiedene Netzangebote, die auf interkulturelles Lernen abzielen und stellte Qualitätskriterien für deren Beurteilung auf (www.ualberta.ca/~german/ejournal/richter1.htm).
    Doch auch Literatur wie "Nathan der Weise" kann mit Hilfe neuer Technik erschlossen werden, wie Dr. Robert Luff (KUE, Mediävistik) über die Arbeit in einer 11. Klasse mit einer CD-ROM berichtete. Parallel zu diesen beiden Gruppen stellte Thomas Kussmaul (München) Möglichkeiten digitaler Unterrichtsvorbereitung aus der Produktpalette des Park-Körner-Verlages vor (www.park-koerner.de). Allerdings, so forderte der Arbeitswissenschaftler Prof. Georg Geiser (KUE), sollten die neuen Medien in den Schulen einen deutlichen Mehrwert gegenüber traditionellen Lehrformen aufweisen. Hohe Qualität sei nur unter erheblichem Aufwand zu erreichen. Dr. Christiano German (KUE) wies als Politologe auf den Umstand hin, daß die Verteilung der informationstechnologischen Austattung in der Welt sehr unterschiedlich sei. Die Kluft zwischen Armen und Reichen würde sich hier noch verschärfen. Dr.Jean-Pol Martin (KUE, Französischdidaktik) stellte die Homepage des Projektes "Lernen durch Lehren" vor (www.ldl.de). Dabei handelt es sich um ein bundesweites Netzwerk von Lehrern, die die von Martin entwickelte Methode des Lernens durch Lehren im eigenen Unterricht anwenden.

    Um das Thema "Neue Medien in der Lehre" an der KUE voranzutreiben, wurde im Wintersemester ein gleichnamiger interdisziplinärer Arbeitskreis gegründet, der nach außen mit dem parallel bestehenden Arbeitskreis der bayerischen Hochschulen "Multimedia in der Lehre" (MEILE) zusammengearbeitet. Dieser wirkt an der Entwicklung der Virtuellen Hochschule Bayern mit.


    More information:

    http://www.fu-berlin.de/aeimhof
    www.ualberta.ca/~german/ejournal/richter1.htm
    www.ldl.de


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    Criteria of this press release:
    Information technology, Teaching / education
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications
    German


     

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