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Wissenschaft
Beziehungskisten neu beschriftet DFG-Foerderung fuer ein Ulm/Leipziger Psychotherapieforschungsprojekt
Seit Sigmund Freud sein beruehmtgewordenes Konzept der "Übertragung" entwarf, hat sich der unbewusste Drang der Seele, vergangene Beziehungserfahrungen mit neuer Besetzung immer wieder zu reproduzieren, fuer Psychoanalytiker und -therapeuten als fundamental erwiesen. Er diente schliesslich Lester Luborsky, einem der bedeutendsten Psychotherapieforscher, zum Ausgangspunkt seiner Methode des "Zentralen Beziehungskonflikt-Themas" (ZBKT). Diese Methode analysiert verinnerlichte problematische Beziehungsmuster, meist Derivate von Beziehungserfahrungen mit wichtigen Bezugspersonen der fruehen Kindheit. Wenn solche Muster zu Stereotypen erstarren, koennen sie die angemessene, flexible Auseinandersetzung eines Menschen mit neuen Interaktionspartnern blockieren. Hier gilt es fuer den Therapeuten, das Schema als solches zu entlarven und dem Patienten bewusst zu machen, um ihm die Freiheit zu neuen, besseren Verhaltensalternativen wiederzugeben.
Luborskys Methode besteht im wesentlichen darin, die Geschichten auszuwerten, die ein Patient ueber seine Beziehungserfahrungen erzaehlt. Aus jeder dieser Beziehungsepisoden werden drei Komponenten herausgeschaelt: Wunsch (W), Reaktion des Objekts (RO) und Reaktion des Subjekts (RS). Aus dem haeufigsten Wunsch, der haeufigsten Reaktion des Objekts und der haeufigsten Reaktion des Subjekts setzt sich das Zentrale Beziehungs-Konflikt-Thema zusammen. Dabei lassen sich Äusserungen scheinbar sehr verschiedenen Inhalts als Ausdruck eines gleichen zugrunde liegenden Wunsches oder Verhaltens verstehen und in gemeinsamen Rubriken, den sogenannten Standardkategorien, zusammenfassen.
Ohne Gummikategorien
Solche Kategorien zu fomulieren, ist eine schwierige Aufgabe. Werden sie zu eng eingegrenzt, besteht die Gefahr, dass sich wichtige Aussagen nicht oder nicht passend zuordnen lassen; sind die Definitionen zu weit gefasst, entstehen "Gummikategorien" als Sammelbecken fuer eine Vielzahl qualitativ verschiedenartiger Erfahrungen. Je zutreffender, eindeutiger und nachvollziehbarer Wuensche und Reaktionen umschrieben werden, desto zutreffender und hilfreicher wird schliesslich der diagnostische Befund des Patienten sein, den der Therapeut aus dessen Erzaehlungen gewinnt.
Insofern bescheinigen viele "Rater" - wie man nach dem englischen Terminus "rating" fuer "Begutachtung" die ZBKT-Auswerter bezeichnet - dem (aus dem Amerikanischen uebersetzten) deutschen Kategoriensystem erhebliche Maengel, die durch eine subtilere Definition der Kategorien behoben werden muessten. Fuer ein entsprechendes Projekt unter dem Titel "Zur Kritik und Reformulierung der kategorialen Strukturen der Methode des Zentralen Beziehungskonflikt-Themas (ZBKT)" wurde den Professoren Dr. Michael Geyer, Ärztlicher Direktor der Klinik fuer Psychotherapie und Psychosomatische Medizin der Universitaet Leipzig, und Dr. Horst Kaechele, Ärztlicher Direktor der Abteilung Psychotherapie und Psychosomatische Medizin der Universitaet Ulm, gemeinsam mit ihren designierten Projektleitern, der Leipziger Psychotherapeutin Dr. Cornelia Albani und Dr. Dan Pokorny, Mathematiker in der Ulmer Psychotherapie-Abteilung, im Oktober 1997 die Unterstuetzung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zugesagt. Beteiligen werden sich ferner die Leipziger Wissenschaftler Annet Winkler (Diplompsychologin) und Dr. Thomas Villemann (Mathematiker), der Ulmer Diplompsychologe Gerd Blaser, (Abteilung Psychotherapie und Psychosomatische Medizin), ein noch zu benennender Medizinischer Dokumentar aus Ulm sowie studentische wissenschaftliche Hilfskraefte beider Universitaeten. Darueber hinaus haben zahlreiche weitere Spezialisten, national und international, ihre Mitarbeit und Unterstuetzung zugesichert, unter ihnen Luborsky selbst und der Autor des Kategorien-Systems, Dr. Jaques Barber (beide Pennsylvania State University).
"Wir rechnen in jeder Entwicklungsphase mit regen Feedbacks der ZBKT-Gemeinde", hofft Pokorny. Von deren Bereitschaft, eigene Ansichten und Erfahrungen einzutragen, haenge der Projekterfolg letztlich ebenso ab wie von den Bemuehungen seiner Vordenker. Damit das neue Kategoriensystem nicht nur besser, sondern auch genutzt wird, versprechen die Initiatoren eine baldige Adaption der deutschen Version in einer Reihe anderer Sprachen, beginnend mit Englisch, Franzoesisch, Spanisch, Tschechisch und Russisch.
Criteria of this press release:
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Psychology
transregional, national
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German
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