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01/16/2003 14:56

Der Gesang der Dünen

Laurent Marceron Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

    Manche Dünen können singen und das französische Forschungszentrum CNRS hat eine Erklärung dafür gefunden.

    Die über Jahrhunderte von zahlreichen Abenteurern überlieferten Reiseerinnerungen werden oder wurden schon zu ihren Lebenszeiten mit Recht nicht immer so ganz ernst genommen. Da ist die Rede von Seeungeheuern, mehrbusigen Frauen und vielem mehr, was eine blühende Fantasie so in der Lage ist zu erfinden. Sogar der große Marco Polo folgte diesem Trend. Was den merkwürdigen Gesang der Dünen anbetrifft, so sagte der Venezianer jedoch die Wahrheit. Denn Dünen können wahrhaftig singen und das CNRS hat sogar eine Erklärung dafür gefunden...
    "Unser Glück war,", so Stéphane Douady vom Pariser Labor für physikalische Statistik, das die Studie durchführte, "dass wir in der Wüste Marokkos zufälligerweise Dünen gefunden haben, die beinahe das ganze Jahr über singen oder zum singen gebracht werden können. Dadurch konnten wir mehrere reproduktive Tonaufnahmen durchführen."
    Die Ohrenzeugen dieses doch eher seltenen Ereignisses vergleichen den Gesang mit dem Brummen eines zweimotorigen Propellerflugzeugs. Physikalisch gesehen, beträgt die Frequenz des Gesangs immer etwa 100 Hz und erreicht eine Stärke von 100 dB. Diese relative Konstanz bedeutet also, dass er weder von der Form, noch von der Größe der Düne abhängig ist. Weitere Untersuchungen ergaben, dass ein homogenes Verhalten der Sandschicht ausgeschlossen ist. Eine Sandlawine verhält sich also nicht wie eine einheitliche Masse, die, ähnlich wie Kreide auf einer Tafel, bei Reibung auf einer regungslosen Schicht einen Ton erzeugt. Da der Wind auch keinen Einfluss auf das Geräusch hat, haben die französischen Forscher die Hypothese aufgestellt und bewiesen , dass der Ton nur von der 10 cm dicken, sich bewegenden Sandschicht produziert wird. Praktisch geschieht folgendes: wenn zwei Sandkörner, die jeweils zu zwei verschiedenen Sandschichten gehören, übereinander rollen, bringen sie die winzige, sie umhüllende Luftsphäre ins schwingen. Auf diese Weise entsteht eine ebenso winzige Druckwelle, d. h. ein Ton. Da eine 10 cm dicke Sandschicht immerhin aus 500 Sandkornschichten besteht, kommt es zu einem gewaltigen Geräusch, vorausgesetzt, dass die Bewegung aller Sandkörnchen synchron ist und sich die winzigen individuellen Töne so summieren können.
    Der Mechanismus des Gesangs der Dünen scheint also geklärt. Bleibt den Forschern noch herauszufinden, auf welche Art und Weise die Sandkörner ihre Bewegungen ab und zu synchronisieren.

    Kontakt: Stéphane Douady, Laboratoire de physique statistique
    Tel.: +33 1 44 32 34 47
    Email: douady@physique.ens.fr

    Diesen Artikel finden Sie in "Wissenschaft-Frankreich" wieder, einem elektronischen Bulletin über die französische wissenschaftliche Aktualität in deutscher Sprache.
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    Die Wissenschaftsabteilung der französischen Botschaft in Deutschland setzt sich für die Förderung der bilateralen Kooperation zwischen Frankreich und Deutschland im Bereich Forschung und Entwicklung ein. Sie arbeitet an einer Verbesserung des Austausches von Informationen zwischen beiden Ländern über die Forschungseinrichtungen, Universitäten, die private Forschung und informiert über die wissenschaftliche Aktualität beider Länder.


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    http://www.cnrs.fr/index.html
    http://www.wissenschaft-frankreich.de/allemand/index.htm


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    Art / design, Biology, Geosciences, Information technology, Mathematics, Music / theatre, Physics / astronomy
    transregional, national
    Research projects, Research results
    German


     

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