idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
02/19/2019 08:59

Physiker gelingt erstmalig Vorstoß in höhere Dimensionen

Ann-Kathrin Schöpflin Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

    Wie die renommierte Fachzeitschrift Nature jüngst berichtet, ist es einer Arbeitsgruppe um den Rostocker Physiker Professor Alexander Szameit experimentell gelungen, das außergewöhnliche Verhalten eines topologischen Isolators in 4-Dimensionen im realen 3-dimensionalen Raum nachzuweisen.

    Es gibt scheinbar unlösbare Aufgaben. Etwa, wenn ein hoher Berg den Weg versperrt und man nicht für den Aufstieg gerüstet ist. Wenn aber ein Tunnel im Berg auftauchte, sieht das schon anders aus.

    Stoßen Mathematiker auf unlösbare Gleichungen, weichen sie zum Beispiel in höhere Dimensionen aus, lösen dort die Gleichung und kehren wieder in den uns vertrauten Zahlenraum zurück. Für Physiker ist dieser Weg bislang verschlossen. Drei Dimensionen hat unser Raum und keine mehr. Tatsächlich ist es Physikern der Universität Rostock, der University of Pennsylvania (USA) und dem Technion in Haifa (Israel) jetzt gelungen, nicht nur in höhere Dimensionen vorzustoßen, sondern auch die dort gefundenen Lösungen auf unseren 3-dimensionalen Erfahrungsraum anzuwenden.

    Professor Alexander Szameit, Quantenoptiker an der Universität Rostock, und sein Forschungsteam widmen sich der Erforschung topologischer Isolatoren in einem optischen Modell mittel Laserlicht. Topologische Isolatoren sind Materialien, die aufgrund ihrer geometrischen Gestalt nur an der Oberfläche leitende Eigenschaft zeigen. Das gilt für den elektrischen Strom genauso, wie für analoge Systeme, beispielsweise die Lichtleitung.

    Alexander Szameit erläutert: „Die topologischen Isolatoren für Licht sind selbst schon ungewöhnlich genug. Bekannt ist, dass sie Licht im Innern nicht durchlassen, es dafür aber entlang der Oberfläche extrem gut transportieren. Dieses Verhalten ist gegenüber Störungen sehr stabil. Man spricht von einer Art optischer Supraleitung, bei der Licht ungehindert entlang beliebiger Bahnen gelenkt werden kann, beispielsweise auch um Ecken und Kanten.“

    Wie kommt nun aber die vierte Dimension ist Spiel? „Sollte es eine vierte Raumdimension geben, dann würden diese topologischen Isolatoren nicht nur auf der Oberfläche Licht leiten, sondern auch im Innern. Soweit jedenfalls die Theorie“, erklärt der Quantenoptiker Szameit. Denn all dies „passiere“ nur in der vierten Dimension des Raumes. Der entscheidende Schritt zurück in die uns vertraute Welt der drei Dimensionen Höhe, Breite und Länge gelinge durch die Erfindung einer synthetischen, künstlichen Dimension. „Diese ersetzt die eigentlich benötigte vierte Raumdimension in unserer Welt und besteht tatsächlich in einer scheinbar unregelmäßigen Anordnung der Lichtleiter“, so Szameit. – Eine unregelmäßige Anordnung, die dennoch ein regelmäßiges Verhalten der Lichtleitung in höheren Dimensionen aufweist?

    Überraschenderweise ist es genau diese Anordnung im realen Raum, die das Verhalten eines vierdimensionalen Materials zeigt. Und das eröffnet ungeahnten Möglichkeiten, wenn man an die schnelle Informationsübertragung mittels Lichtleitern denkt. Ist das ganze Material lichtleitend und nicht nur die Oberfläche, lassen sich um Größenordnungen mehr Informationen übertragen. Auch wenn dies noch ein Stück Zukunftsmusik ist, sind sich die Physiker um Alexander Szameit am Institut für Physik der Universität Rostock sicher, dass sie durch den Vorstoß in neue synthetische Dimensionen im Verständnis von topologischen Isolatoren ein gutes Stück weitergekommen sind.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Alexander Szameit
    Institut für Physik
    Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät (MNF)
    Universität Rostock
    Tel.: +49 381 498-6790
    E-Mail: alexander.szameit@uni-rostock.de
    https://www.optics.physik.uni-rostock.de


    Original publication:

    https://doi.org/10.1038/s41586-019-0943-7


    Images

    Ein „gewöhnlicher“ topologische Isolator leitet Licht entlang seiner Oberfläche.
    Ein „gewöhnlicher“ topologische Isolator leitet Licht entlang seiner Oberfläche.
    Steffen Weimann / Universität Rostock
    None

    Ein topologischer Isolator der vierten Dimension leitet Licht auch im Innern. In der 3-dimensionalen Darstellung erscheint das ungeordnet
    Ein topologischer Isolator der vierten Dimension leitet Licht auch im Innern. In der 3-dimensionalen ...
    Steffen Weimann / Universität Rostock
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, Students
    Physics / astronomy
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).