idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
03/05/2020 11:52

So beginnt die Herstellung ribosomaler RNA

Christina Glaser Referat II/2 - Media Relations & Communications
Universität Regensburg

    Regensburger Biochemiker untersuchen einen frühen Übergangszustand von Pol I, einem äußerst effizienten Enzym, das ribosomale DNA in RNA übersetzt

    Alle höheren Organismen haben es: Das Enzym RNA Polymerase I (Pol I). Es ist dafür zuständig, die sogenannte ribosomale RNA (rRNA) herzustellen. Dazu schreibt Pol I eine bestimmte DNA-Sequenz ab – und zwar außerordentlich effizient. Die hergestellte rRNA wird später zum essenziellen Bestandteil der Proteinfabriken der Zelle (Ribosome). Damit ist Pol I ein zentraler Spieler in der Regulation des Wachstums aller Zellen. Deshalb möchte die Arbeitsgruppe für Strukturelle Chemie an der Universität Regensburg herausfinden, wie Pol I funktioniert, wie sie rekrutiert und reguliert wird. Nun ist es der Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Christoph Engel gelungen, einen frühen Übergangszustand der Pol I zu stabilisieren und seine Struktur auf molekularer Ebene zu bestimmen. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht.

    Die Struktur zeigt, wie eine native DNA-Sequenz von Proteinen des ‘Core Factor‘ erkannt wird. Durch die Erkennung kann Pol I hochspezifisch rekrutiert werden und direkt mit der Herstellung von rRNA begonnen werden. Um diese Pol I Aktivität zu ermöglichen, muss doppelsträngige DNA zuerst in ihre Einzelstränge getrennt (d. h. geschmolzen) werden. Die Regensburger Wissenschaftler fanden heraus, dass sich die Mechanismen der Rekrutierung von Pol I und des Schmelzens der DNA grundlegend von verwandten Systemen unterscheiden. Biochemische Analysen der DNA-Bindungsstärke des Core Factors und der spezifischen Aktivität der Pol I untermauern diese Vermutung. Des Weiteren haben sich strukturelle Elemente im Core Factor entwickelt, die anscheinend zur erfolgreichen DNA-Schmelzung beitragen. Folglich konnten die Biochemiker zeigen, dass eine Entfernung dieser Elemente im Core Factor dazu führt, dass Pol I ihre Aufgabe nicht mehr ausführen kann. Abschließend hat eine vergleichende Strukturanalyse ergeben, dass es während der Rekrutierung zur Kontraktion des Enzyms Pol I kommt. Diese Kontraktion drückt doppelsträngige DNA praktisch zusammen und unterstützt dadurch die Trennung der beiden Einzelstränge voneinander. Ein ähnlicher Mechanismus bleibt verwandten Enzymen aufgrund ihrer strukturellen Eigenheiten verwehrt. Die Forscher gehen deshalb davon aus, dass sich Pol I im Laufe der Evolution spezifisch an ihre Aufgabe angepasst hat und daher äußerst effizient agieren kann.

    Dank dieser Ergebnisse können die Wissenschaftler nun neue mechanistische Fragestellungen bearbeiten. Beispielsweise: Wie wird festgelegt, an welche DNA-Sequenzen Core Factor und damit Pol I rekrutiert werden? Und: Was ist die Rolle von regulatorischen Proteinen und deren Modifikationen? Zusätzlich zur Grundlagenforschung erfolgen Bemühungen, Pol I künstlich gezielt zu hemmen. Da vor allem schnell wachsende Zellen, wie z. B. Krebszellen, eine hohe Pol I Aktivität aufweisen, wird eine chemotherapeutische Nutzung solcher Strategien derzeit getestet. Die Analysen der Biochemiker können diese Bestrebungen nun mit Erkenntnissen auf struktureller Ebene unterstützen.

    Über die Arbeitsgruppe für Strukturelle Biochemie
    Die Arbeitsgruppe für Strukturelle Biochemie ist die erste Tenure-Track Professur an der Universität Regensburg und benutzt modernste Methoden der Einzelmolekülanalyse mittels kryo-Elektronenmikroskopie zur 3D-Visualisierung der Pol I in Aktion. Ihre Ergebnisse validieren die Biochemiker durch traditionelle Techniken der funktionellen Biochemie um damit ein Gesamtbild der Struktur-Funktionsbeziehungen komplexer molekularer Maschinen zu erlangen. Dafür wird die Gruppe vom Emmy-Noether Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert und ist Teil des Sonderforschungsbereichs 960 der Fakultät für Biologie und Vorklinische Medizin. Weitere Informationen finden Sie unter https://www.uni-regensburg.de/biologie-vorklinische-medizin/strukturelle-biochem...


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Christoph Engel
    Arbeitsgruppe für Strukturelle Biochemie
    Institut für Biochemie, Genetik und Mikrobiologie
    Universität Regensburg
    Telefon: 0941 943-2718
    E-Mail: christoph.engel@ur.de


    Original publication:

    Pilsl M and Engel C, Structural basis of RNA polymerase I pre-initiation complex formation and promoter melting. Nature Communications 2020.
    DOI: 10.1038/s41467-020-15052-y


    Images

    Die molekulare Struktur des Übergangszustands eines RNA-Polymerase I Initiationskomplexes gelöst mittels Einzelpartikel kryo-Elektronenmikroskopie
    Die molekulare Struktur des Übergangszustands eines RNA-Polymerase I Initiationskomplexes gelöst mit ...
    © Michael Pilsl und Christoph Engel, Nature Communications
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology, Chemistry
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).