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09/03/2020 15:32

DGRh-Kongress: Begleiterkrankungen im Fokus - Wenn Rheuma sich nicht an Organgrenzen hält

Janina Wetzstein Kongress-Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V.

    Meist sind es die Muskeln oder die Gelenke, an denen sich entzündlich-rheumatische Erkrankungen zuerst bemerkbar machen. Bei vielen Patienten greifen die rheumatypischen Entzündungen jedoch auch Organe über und begünstigen Begleiterkrankungen. Für Rheumatologen müssen daher immer den ganzen Patienten im Blick behalten, um frühzeitig auf Veränderungen reagieren und die Therapie anpassen zu können. Wie häufig rheumatologische Begleiterkrankungen sind, vor welche Herausforderungen sie Ärzte und Patienten stellen und wie die Versorgung dieser Patienten verbessert werden kann, wird ein Thema auf dem Online-Jahreskongress der DGRh sein. Er findet in der vom 9. bis 12. September statt.

    „Das eine“ Rheuma gibt es nicht. Unter dem Begriff der entzündlich-rheumatischen Erkrankungen werden sehr unterschiedliche Krankheitsbilder zusammengefasst, deren Gemeinsamkeit eine Fehlsteuerung des Immunsystems ist. Hierdurch kommt es zu Angriffen auf körpereigenes Gewebe und in der Folge zu chronischen Entzündungen. „Weil Immunzellen und ihre Botenstoffe frei im Körper zirkulieren, können prinzipiell alle Körperbereiche von der Entzündung betroffen sein“, sagt Prof. Dr. med. Andreas Krause, Vorstandsmitglied der DGRh und Chefarzt am Immanuel Krankenhaus Berlin. Wie Daten aus der Kerndokumentation des Deutschen Rheumaforschungszentrums zeigen, sind rund 80 Prozent der Patienten mit klassischem Gelenkrheuma von mindestens einer Begleiterkrankung betroffen, bei anderen rheumatischen Erkrankungen liegt die Zahl ähnlich hoch.

    Begleiterkrankungen wie Herz-Kreislauf-Beschwerden, Lungenerkrankungen oder Depressionen haben einen erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität der Patienten, den Krankheitsverlauf und die Wirksamkeit der Medikation. „Es wird deutlich, dass Rheumatologen internistisch ausgebildet sein sollten, denn dies ist die notwendige Basis, um bei der Therapie die Begleiterkrankungen mitberücksichtigen zu können“, sagt Krause. „Dazu gehört auch, dass aktiv nach ihnen gesucht wird, denn nur dann lässt sich frühzeitig gegensteuern.“ Nicht alle Erkrankungen seien jedoch gleichermaßen im Bewusstsein der behandelnden Ärzte präsent: Während das erhöhte Osteoporose- oder Infektionsrisiko von Rheumapatienten in der Regel berücksichtigt werde, sei das bei anderen Komorbiditäten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Depressionen oft nicht der Fall.

    Auch eine Lungenbeteiligung wird oft lange nicht erkannt. Von großer Bedeutung sind hier die sogenannten interstitiellen Lungenerkrankungen (ILD), die das Binde- und Stützgewebe der Lunge betreffen und es durch die permanente Entzündung vernarben lassen. Hierdurch geht gesundes Lungengewebe verloren, mit der Zeit leiden die Patienten an Kurzatmigkeit und Husten, und in 10 bis 20 Prozent der Fälle tragen die Lungenschäden auch zum vorzeitigen Tod der Patienten bei. Interstitielle Lungenveränderungen treten oft schon sehr früh im Krankheitsverlauf auf, verursachen aber lange Zeit keine Beschwerden. „In Computertomographie-Aufnahmen finden sich bei 60 Prozent der Gelenkrheuma-Patienten Anzeichen für eine ILD, klinische Symptome allerdings nur bei sechs Prozent“, sagt Krause. Daher sollten Patienten mit Rheumatoider Arthritis bereits bei der Erstdiagnose und dann in regelmäßigen Abständen wieder auf eine ILD untersucht werden.

    „Auch um andere Begleiterkrankungen frühzeitig erkennen und behandeln zu können, sind sorgfältige Vorsorgeuntersuchungen notwendig“, mahnt auch DGRh-Kongresspräsident und Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. med. Hendrik Schulze-Koops vom Klinikum der Universität München. Die hierfür notwendige Zeit stehe aufgrund des rheumatologischen Fachärztemangels jedoch häufig nicht zur Verfügung. Kurzfristige Abhilfe könnten einfache, wenig zeitaufwändige Screeningmethoden schaffen, die eventuell auch vom nicht-ärztlichen rheumatologischen Assistenzpersonal übernommen werden könnten, so die DGRh. Auf Dauer sei eine angemessene Versorgung von Patienten mit Begleiterkrankungen jedoch nur möglich, wenn die Zahl internistisch-rheumatologischer Fachärzte deutlich gesteigert werde.

    Bei Abdruck Beleg erbeten.

    Literatur:
    Deutsches Rheumaforschungszentrum. Daten der Kerndokumentation 2018. https://www.drfz.de/wp-content/uploads/Ergebnisse_Kerndokumentation_2018.pdf

    Krause A, Rubbert-Roth A. Lungenbeteiligung bei rheumatoider Arthritis Z Rheumatol 2019; 78:228-235

    Krüger K, Krause A. Komorbiditäten. Z Rheumatol 2019; 78:218-220

    Krüger K, Nüßlein H. Kardiovaskuläre Komorbiditäten bei rheumatoider Arthritis. Z Rheumatol 2019; 78:221-227

    Lorenz H-M, Kneitz C. Infektionen. Z Rheumatol 2019; 78:236-242

    Radner H et al. Treatment Patterns of Multimorbid Patients with Rheumatoid Arthritis: Results from an International Cross-sectional Study. J Rheumatol. 2015 Jul;42(7):1099-104.

    Ihr Kontakt für Rückfragen:
    Stephanie Priester, Janina Wetzstein
    Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)
    Kongress-Pressestelle
    Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
    Tel.: 0711 8931-605/-457, Fax: 0711 8931-167
    priester@medizinkommunikation.org; wetzstein@medizinkommunikation.org
    www.dgrh-kongress.de


    More information:

    http://www.dgrh-kongress.de


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    Journalists
    Medicine
    transregional, national
    Scientific conferences, Transfer of Science or Research
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