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05/25/2023 13:40

Kooperation für Low Vision Versorgung im ländlichen Ghana

Christiane Taddigs-Hirsch Hochschulkommunikation
Hochschule München

    Eine passende Brille bei hoher Fehlsichtigkeit setzt voraus, dass jene erkannt wird. Mangels Reihenuntersuchungen ist das in Ghana auf dem Land noch kein Standard. Das „HM KNUST Low Vision Project“ möchte das ändern.

    Besonders schwache Sehkraft der Augen, genannt Low Vision, und andere Sehprobleme im Kindesalter manchen eine Brille oder Operation oft bereits im Alter von drei Jahren notwendig – ansonsten kommt es zu lebenslangen Einschränkungen. Reihenuntersuchungen zur Erkennung von Low Vision sind aber auf dem Land in Ghana beispielsweise in der Ashanti Region noch kein Standard. Der wechselseitige Austausch der Hochschule München (HM) und der Kwame Nkrumah University of Science and Technology (KNUST) in Kumasi, Ghana, möchte das mit dem „HM KNUST Low Vision Project“ ändern.

    Vorsorgeuntersuchungen in Ghana
    Dr. Kwadwo Owusu Akuffo, Head of Department of Optometry and Visual Science der KNUST, forscht mit seinem Team zu allgemeinen gesundheitlichen Risiken, die sich aus Ernährungsgewohnheiten von Müttern und Kindern in der Ashanti Region ergeben; darunter auch zu Auffälligkeiten der Augen. Für seine Querschnittstudie mit circa 170 Kindern zwischen zwei und fünf Jahren tourte sein Team durch ländliche Gesundheitszentren und setzte dabei mobile Messgeräte der HM ein, um die Pigmentierung der Makula oder Fehlsichtigkeit bei Kindern mit einem Klick zu erfassen.

    Im Jahr 2021 unterstützte sie auch HM-Student Moritz Lippok bei den Untersuchungen. Prof. Dr. Werner Eisenbarth, Leiter des Zentrums für angewandte Sehforschung (ZEFAS) der Hochschule München, hatte diesen Austausch und den Transfer der Geräte gemeinsam mit Akuffo organisiert.

    Unterschiedliche Schwerpunkte in der Ausbildung
    Nach dieser ersten Zusammenarbeit setzten Akuffo und Eisenbarth sich das Ziel, die Ausbildung von Fachkräften und Versorgung für Low Vision-Patient:innen im ländlichen Ghana voranzubringen. So liegt die die Versorgungslücke bei der Augenvorsorge im ländlichen Ghana nicht an der Ausbildung der Studierenden. „Das Studium zum so genannten Doctor of Optometry, hat an der Universität von Kumasi einen sehr hohen Standard“, sagt Eisenbarth, „Es dauert sechs Jahre und umfasst einen großen Anteil medizinischen Wissens, den der Bachelorstudiengang der Optometrie an der HM nicht so vertieft enthält“. Doch den Studierenden in Kumasi mangelt es an technischen Geräten und Praxiserfahrung, das wiederum sind die Stärken des Bachelorstudiums in Deutschland. Künftig können also beide voneinander lernen.

    Das „HM KNUST Low Vision Project“ als Modellprojekt
    Mit dem inzwischen genehmigten HM KNUST Low Vision Projects setzten Eisenbarth und Akuffo ein Modellprojekt für eine möglichst flächendeckende Versorgung von Low Vision-Patient:innen auf dem Land am Beispiel der Ashanti Region auf. Die ghanaische Versorgung mit Fachkräften und Anlaufstellen für Low Vision-Patienten gliedert sich in die Bereiche der Universitätskliniken wie die in Kumasi, in kleinere Distrikt-Krankenhäuser und schließlich in einfache Gesundheitszentren.

    Auf allen drei Ebenen will das Projekt die Ausbildung und Infrastruktur für das Erkennen von Low Vision stärken. Technische Geräte werden dabei in der Universitätsklink für die Behandlung von Patient:innen und die Ausbildung der Studierenden angeschafft; ebenso für drei Distriktkliniken mit Fachstation für Augenmedizin. Die Gesundheitszentren erhalten für die so genannten Ophtalmic Nurses, eigens in Augenmedizin geschulte Mitarbeiter:innen, Bild- und Textkarten zum Test auf Low Vision. Die Ausbildung der Beteiligten erfolgt über digitale Formate wie Online-Learning und eine Begleitforschung erfasst, wie gut das Drei-Stufen-Modell funktioniert.

    Neues Geschäftsmodell
    Wie aber sollen Betroffene mit geringem finanziellem Spielraum zu einer Lupenbrille oder Leselupe kommen? Da hat Eisenbarth eine pragmatische Idee: „Ich sehe die Möglichkeit, günstige Hilfsmittel anzuschaffen, wie man sie hierzulande schon im Discounter kaufen kann. Die Optometristen vor Ort können mit diesen preiswerten Alternativen dann ein Zusatzgeschäft für ihre Patienten aufmachen.“

    HM KNUST Low Vision Project
    Prof. Dr. Werner Eisenbarth, Leiter des ZEFAS (Zentrum für angewandte Sehforschung) der HM, kooperiert mit Dr. Kwadwo Owusu Akuffo, Head of Department of Optometry and Visual Science, der Kwame Nkrumah University of Science and Technology (KNUST) in Kumasi beim Aufbau einer primären, sekundären und tertiären Versorgungsstruktur zur Augenmedizin im ländlichen Ghana. Finanziert wird das Projekt von der Else Kröner Fresenius Stiftung.


    Contact for scientific information:

    Prof. Dr. Werner Eisenbarth
    E-Mail: werner.eisenbarth@hm.edu


    Original publication:

    Eisenbarth W., Lippok M., Aduku L.N., Hamidu J., Osei Duah I., Ben Kumah D., Apprey C., Singh B., Addo E., Akuffo K.O. (2022) Prevalence of Amblyogenic Risk Factors among Preschool Children in Rural Ghana (ARVO), Denver, CO.
    https://iovs.arvojournals.org/article.aspx?articleid=2781651&resultClick=1


    Images

    HM-Student Moritz Lippok untersucht in Vorbereitung des „HM KNUST Low Vision Project“ Kinder und Erwachsene in Gesundheitszentren um Kumasi
    HM-Student Moritz Lippok untersucht in Vorbereitung des „HM KNUST Low Vision Project“ Kinder und Erw ...
    Foto: Projektgruppe Lippok

    Kooperation auf Augenhöhe: Austausch von Dr. Kwadwo Owusu Akuffo mit Prof. Dr. Werner Eisenbarth im HM-Sehlabor
    Kooperation auf Augenhöhe: Austausch von Dr. Kwadwo Owusu Akuffo mit Prof. Dr. Werner Eisenbarth im ...
    Foto: Mark Siaulys Pfeiffer


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, Students
    Medicine
    transregional, national
    Cooperation agreements
    German


     

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