Vor genau 100 Jahren, am 2. März 1905, wurde die Erlanger Kinderklinik im ehemaligen Privathaus des Erlanger Universitätsprofessors Karl Hegel eröffnet. Heute dehnt sich die Kinder- und Jugendklinik des Universitätsklinikums Erlangen mit 135 vollstationären Betten, zwei Intensivstationen und einer große Anzahl von Spezialambulanzen über vier große Gebäudekomplexe mit einer Gesamtnutzfläche von rund 13.000 Quadratmetern aus.
Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wurde immer deutlicher, dass Kinder im Falle der Krankheit eine ihren Bedürfnissen angepasste stationäre Versorgung benötigen, die im Rahmen der Inneren Medizin nicht adäquat zu leisten war. Dies veranlasste Franz Penzoldt, der seit 1893 als Internist Direktor des Pharmakologisch-poliklinischen Instituts war, 1901, im Jahr seines Prorektorats, einen Plan für eine neu zu errichtende Kinderklinik zu entwerfen und ihn dem Ministerium zuzuleiten. Diese Initiative Penzoldts wurde sowohl von den Fakultätskollegen als auch vom Ministerium abgelehnt. Als sich jedoch im folgenden Jahr die Möglichkeit ergab, das Privathaus des Erlanger Universitätsprofessors Karl Hegel zu erwerben und zu einer Kinderklinik umzubauen, unterstützte das Ministerium diesen Plan. Und so konnte im Frühjahr 1905 die erste Universitäts-Kinderklinik Erlangen bezogen werden. Ihr Direktor war der Internist Fritz Voit, der 1903 als Nachfolger Penzoldts auf den nunmehr drei Fächer zu vertretenden Lehrstuhl für Medizinische Poliklinik, Kinderheilkunde und Pharmakologie berufen worden war. Nachdem der erste Direktor der Kinderklinik Fritz Voit bereits im Oktober 1906 Erlangen verlassen und sein Nachfolger Oskar de la Camp 1907 nur ein Gastspiel von wenigen Monaten gegeben hatte, begann mit Friedrich Jamin, eine Phase der Kontinuität für die Kinderheilkunde.
Erst 1939, nach der Emeritierung Jamins, wurde in Erlangen als letzte der älteren Universitäten ein eigener Lehrstuhl ausschließlich für Kinderheilkunde eingerichtet. Er wurde mit Albert Viethen besetzt. Dieser musste sich nach dem Krieg wegen seiner Mitgliedschaft in der SS und des Verdachts der Beteiligung an der Kindereuthanasie verantworten, wurde aber mangels entsprechender Beweise freigesprochen. Heute wissen wir, dass er durch die Überweisung an die Kinderfachabteilung Ansbach für den gewaltsamen Tod von wenigstens sieben Kindern mit Verantwortung trug.
Alfred Adam hat die Erlanger Kinderklinik in der schwierigen Nachkriegszeit von 1946 bis 1956 geführt. Adam musste 1938 von der Leitung der Kinderklinik in Danzig zurücktreten, weil er wegen eines unklaren Todesfalls (offensichtlich Tötung eines behinderten Kindes) sich und die Klinik anzeigte. Er trat 1938 aus der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde aus. Nach seiner Flucht 1945 aus Ostpreußen konnte er als einer der unbelasteten Pädiater den Wiederaufbau des Fachs in Erlangen und Deutschland gestalten. Der Kampf gegen die Restauration war schwer, aber Adam hat ihn unbeirrt geführt. Sein besonderes Verdienst ist es, dass er trotz der schwierigen Zeitumstände sowohl eine Neuorientierung der Kinderheilkunde als auch einen Neubau der Klinik in die Wege
zu leiten vermochte. Die neue Kinderklinik wurde 1954 eröffnet, der erste eigene Hörsaal 1956.
Der Nachfolger Adams, Adolf Windorfer (in Erlangen 1956-1977) hat in den Jahren des Wiederaufbaus und des Wirtschaftswunders die wesentlichen Baumaßnahmen der Klinik mit großer Hartnäckigkeit durchgesetzt (Aufbau des Bettenhauses 1963, Neubau des Behandlungsbaus 1966, Neubau des Infektionsgebäudes 1971). Sein Nachfolger Klemens Stehr (in Erlangen 1977-1998) hat neue organbezogene Schwerpunkte und die Eingliederung der Jugendmedizin in das Fachgebiet erwirkt. Stehr gelang es auch, die notwendigen baulichen Anpassungen vorzunehmen. 1998 übernahm Wolfgang Rascher die Leitung der Klinik und bereitete sie auf die neuen Herausforderungen in der Forschung und im Gesundheitswesen vor.
Grundlage der hohen Leistungsfähigkeit der Klinik heute ist die Spezialisierung erfahrener Mitarbeiter auf höchstem Niveau unter Berücksichtigung einer ganzheitlichen Medizin und einer engen Zusammenarbeit mit verschiedenen, vor allem chirurgischen Disziplinen. Als Beispiel seien erwähnt Geburts- und Perinatalzentrum, Herzzentrum, Epilepsiezentrum und die Wilhelm-Sander-Therapieeinheit für Hochrisikoleukämien und die Kindernephrologie mit Dialyse und Transplantation.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Dr. h.c.
Wolfgang Rascher
Tel.: 09131/85-33112
wolfgang.rascher@kinder.med.uni-erlangen.de
Criteria of this press release:
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications
German
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