Medizinische Qualitaetskontrolle
Bundesgesundheitsministerium foerdert FAU-Projekt
Ambulante Versorgung bei chronischen Schmerzen
Die Struktur- und Leistungsfaehigkeit des ambulanten Systems zur Versorgung von Patienten mit chronischen Schmerzen ist nicht bekannt. In welchem Masse haengt die Qualitaet der Versorgung dieser Patienten von Merkmalen der ambulanten Struktur- und Leistungsqualitaet ab? Inwieweit lassen sich eventuell festgestellte Defizite durch Interventionsmassnahmen verbessern? Lassen sich diese Verbesserungen auch in die spaetere Regelversorgung uebernehmen? Zur Beantwortung dieser Fragen bewilligte das Bundesministerium fuer Gesundheit der Friedrich-Alexander-Universitaet Erlangen-Nuernberg das Modellprojekt "Verbesserung der ambulanten Versorgung chronisch schmerzkranker Patienten in Mittelfranken".
In dem fuer 3 Jahre bewilligten Modellprojekt wird die ambulante Versorgung von Patienten mit chronischen Kopf- und Rueckenschmerzen sowie Tumorschmerzen untersucht. Die Studie wurde von der interdisziplinaeren Schmerzambulanz der Neurologischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Bernhard Neundoerfer) geplant und wird in Kooperation mit der Anaesthesiologischen, Orthopaedischen und Psychiatrischen Klinik sowie dem Institut fuer Medizinische Statistik und Dokumentation durchgefuehrt.
Fuer Projektkoordination und Evaluation der Kopfschmerzbehandlung ist die Neurologische Klinik zustaendig, fuer die Evaluation der Rueckenschmerzbehandlung die Orthopaedische Klinik und fuer die Evaluation der Behandlung von Tumorschmerzen die Anaesthesiologische Klinik. Die Projektleitung liegt bei PD Dr. Eberhard Lang von der Neurologischen Klinik.
In der Vergangenheit ist wiederholt auf gravierende Maengel in der Versorgung von Patienten mit chronischen Schmerzen hingewiesen worden. Zahlenmaessig am haeufigsten sind Patienten mit Kopf- und Rueckenschmerzen, wobei diese Schmerzarten im Falle einer Chronifizierung ein extrem wichtiges gesundheitliches und oekonomisches Problem darstellen. Tumorschmerzen sind zwar deutlich seltener, doch muss die Behandlung insbesondere im Kontext der lebensbedrohlichen Erkrankung gesehen werden.
Im bayerischen Regierungsbezirk Mittelfranken haben 12 Prozent der insgesamt 2130 niedergelassenen Aerzte und nicht-aerztlichen Psychotherapeuten innerhalb von 12 Monaten (vom Herbst des Jahres 1994 bis Herbst 1995)
- 612 Patienten mit therapieresistenten Tumorschmerzen
- 5494 Patienten mit therapieresistenten Kopfschmerzen und
- 16 648 Patienten mit therapieresistenten Rueckenschmerzen
betreut. Diese Zahlen aus einer Umfrage, die die Schmerzambulanz der Neurologischen Klinik der Universitaet Erlangen im Oktober 1995 durchfuehrte, sind, wenn man die Beteiligung an der Umfrage beruecksichtigt, als Mindestzahlen aufzufassen. Diesen Patienten zu helfen, stellt ein multifaktorielles Problem dar, wobei neben den Faktoren auf der bio-psycho-sozialen Ebene die strukturellen Faktoren in der aktuellen Versorgungslage beruecksichtigt werden muessen.
Bei der Umfrage erklaerten sich 125 niedergelassene Kollegen bereit, an dem Modellprojekt mitzuarbeiten. In einer ersten Projektphase sollen Merkmale der Struktur- und Leistungsqualitaet der Therapeuten in Mittelfranken erfasst werden, die an der ambulanten Behandlung von Patienten mit Tumorschmerzen sowie chronischen Kopf- und Rueckenschmerzen beteiligt sind. Zugleich sollen die Therapieverlaeufe von Patienten mit Tumor-, Kopf- und Rueckenschmerzen evaluiert werden. Durch Vergleich der Behandlungsergebnisse mit den Merkmalen des Struktur- und Leistungsmusters sollen Rueckschluesse auf eventuelle aktuelle Defizite in der ambulanten Versorgung dieser Schmerzpatienten gezogen werden.
Qualitaetszirkel und Schmerzkonferenzen
Nach der ersten Projektphase werden strukturverbessernde Massnahmen eingefuehrt. Unter anderem sollen diagnostische und therapeutische Leitlinien fuer die Behandlung von Patienten mit Tumor-, Kopf- und Rueckenschmerzen waehrend Fortbildungen, Qualitaetszirkeln (in Zusammenarbeit mit der Kassenaerztlichen Vereinigung Bayern) und Schmerzkonferenzen in die Praxis der ambulant taetigen Kollegen ueberfuehrt werden.
In einer zweiten Projektphase werden die Therapieverlaeufe von Patienten mit Tumor-, Kopf- und Rueckenschmerzen erneut evaluiert. Durch Vergleich der in beiden Phasen erfassten Behandlungsergebnisse soll die Effizienz der strukturverbessernden Massnahmen festgestellt werden.
Die Ergebnisse werden in jeder Projektphase mit der Kassenaerztlichen Vereinigung Bayern, der Bayerischen Landesaerztekammer, den Krankenkassen und den Rentenversicherungstraegern besprochen. Hierbei soll geprueft werden, ob Modellansaetze, die sich nachweislich als nuetzlich erwiesen, in die Regelversorgung uebernommen werden. Gegebenenfalls werden entsprechende Vorbereitungen getroffen.
Kontakt: Universitaet Erlangen-Nuernberg, PD Dr. med. Eberhard Lang, Dr. med. Andreas Bickel, Neurologische Klinik mit Poliklinik, Schwabachanlage 6, 91054 Erlangen, Tel.: 09131/85 -4341, Fax: 09131/85 -4436, Email: MIDAS@neuro.med. uni-erlangen.de
Criteria of this press release:
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Psychology
transregional, national
Research projects
German
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