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04/27/1999 08:49

Größter Landgliederfüßer aller Zeiten entdeckt

Katrin Apenburg Pressestelle
Technische Universität Bergakademie Freiberg

    Freiberger Wissenschaftler haben in Thüringen das weltweit größte Fossil eines Riesentausendfüßers gefunden. Das Tier muß bis zu 2,30 Meter lang und einen halben Meter breit gewesen sein.

    Einen Riesentausendfüßer mit einer Körperlänge von über 2 Meter haben
    jetzt Wissenschaftler des Geologischen Institutes der TU Bergakademie
    Freiberg (Sachsen) und des Naturhistorischen Museums Schloß
    Bertholdsburg (Thüringen) entdeckt. Damit stellt das in Thüringen
    gefundene Exemplar den bisher größten, an Land lebenden Gliederfüßer
    dar, der jemals gefunden wurde.
    Der unter dem Namen Arthropleura bekannte Arthropode lebte im unteren
    Perm, vor etwa 296 Millionen Jahren, im Raum des heutigen Manebach
    (Thüringen) und sollte, so bis bisherige Auffassung in der Wissenschaft,
    eigentlich schon zum Ende des Karbon ausgestorben sein.
    Das thüringer Exemplar ist nur aus Relikten bekannt. Anhand anatomischer
    Studien an fossilem und heutigem Material hat Jörg Schneider, Professor
    für Paläontologie an der Freiberger Universität, die wahre Größe von
    Arthropleura berechnet. "Ich war selber überrascht von den gewaltigen
    Körpermaßen," berichtet der Wissenschaftler von seinem Erstaunen nach
    Vorliegen der ersten Forschungsergbnisse. "Sorgfältige Berechnungen
    anderer, reliktisch bekannter Funde führten aber zu ähnlichen
    Ergebnissen, so daß die errechnete Körperlänge von 2 bis 2,30 Meter und
    eine Körperbreite von etwa einem halben Meter für das Manebacher
    Exemplar durchaus realistische Abmessungen sind. Damit gehört
    Arthropleura nicht nur zu den größten Landtieren seiner Zeit, es stellt
    zugleich den größten terrestrischen Arthropoden dar, der jemals auf der
    Erde lebte."
    Durch Analyse der Begleitfauna und -flora gelang es den Wissenschaftlern
    außerdem, den Lebensraum des Riesentausenfüßers exakt zu rekonstruieren.
    Demnach lebte das Tier in offenen Landschaften und Deltaebenen, in deren
    Nachbarschaft sich dicht bewachsene Kohle-Moore befanden, in die sich
    Arthropleura, wie Fährtenfunde zeigen, manchmal verirrte. Zum typischen
    Manebacher Biotop jener Zeit gehörten, wie Fossilfunde belegen, unter
    anderem auch weitere, vielfüßige Arthropoden, krokodilartige
    Ur-Amphibien und eine Reihe von Insekten und Spinnen. Während die
    gewaltige Arthropleura im Devon und Unterkarbon wohl kaum natürliche
    Feinde gehabt haben dürfte, sind die im ausgehenden Karbon und untersten
    Perm sich rasch entwicklnden, flinken Reptilien immer mehr zur Gefahr
    für den Riesentausendfüßer geworden. Zusätzlich zu den drastischen
    klimatischen Veränderungen und den damit einhergehenden Umstellungen
    ganzer Landschaftsgürtel und Lebensräume dürfte dies, so Professor
    Schneider, das Aussterben dieses Giganten vor 290 Millionen Jahren mit
    bewirkt haben.

    Dr. Olaf Elicki


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    Criteria of this press release:
    Geosciences
    transregional, national
    Research projects, Research results
    German


     

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