Freiberger Wissenschaftler haben in Thüringen das weltweit größte Fossil eines Riesentausendfüßers gefunden. Das Tier muß bis zu 2,30 Meter lang und einen halben Meter breit gewesen sein.
Einen Riesentausendfüßer mit einer Körperlänge von über 2 Meter haben
jetzt Wissenschaftler des Geologischen Institutes der TU Bergakademie
Freiberg (Sachsen) und des Naturhistorischen Museums Schloß
Bertholdsburg (Thüringen) entdeckt. Damit stellt das in Thüringen
gefundene Exemplar den bisher größten, an Land lebenden Gliederfüßer
dar, der jemals gefunden wurde.
Der unter dem Namen Arthropleura bekannte Arthropode lebte im unteren
Perm, vor etwa 296 Millionen Jahren, im Raum des heutigen Manebach
(Thüringen) und sollte, so bis bisherige Auffassung in der Wissenschaft,
eigentlich schon zum Ende des Karbon ausgestorben sein.
Das thüringer Exemplar ist nur aus Relikten bekannt. Anhand anatomischer
Studien an fossilem und heutigem Material hat Jörg Schneider, Professor
für Paläontologie an der Freiberger Universität, die wahre Größe von
Arthropleura berechnet. "Ich war selber überrascht von den gewaltigen
Körpermaßen," berichtet der Wissenschaftler von seinem Erstaunen nach
Vorliegen der ersten Forschungsergbnisse. "Sorgfältige Berechnungen
anderer, reliktisch bekannter Funde führten aber zu ähnlichen
Ergebnissen, so daß die errechnete Körperlänge von 2 bis 2,30 Meter und
eine Körperbreite von etwa einem halben Meter für das Manebacher
Exemplar durchaus realistische Abmessungen sind. Damit gehört
Arthropleura nicht nur zu den größten Landtieren seiner Zeit, es stellt
zugleich den größten terrestrischen Arthropoden dar, der jemals auf der
Erde lebte."
Durch Analyse der Begleitfauna und -flora gelang es den Wissenschaftlern
außerdem, den Lebensraum des Riesentausenfüßers exakt zu rekonstruieren.
Demnach lebte das Tier in offenen Landschaften und Deltaebenen, in deren
Nachbarschaft sich dicht bewachsene Kohle-Moore befanden, in die sich
Arthropleura, wie Fährtenfunde zeigen, manchmal verirrte. Zum typischen
Manebacher Biotop jener Zeit gehörten, wie Fossilfunde belegen, unter
anderem auch weitere, vielfüßige Arthropoden, krokodilartige
Ur-Amphibien und eine Reihe von Insekten und Spinnen. Während die
gewaltige Arthropleura im Devon und Unterkarbon wohl kaum natürliche
Feinde gehabt haben dürfte, sind die im ausgehenden Karbon und untersten
Perm sich rasch entwicklnden, flinken Reptilien immer mehr zur Gefahr
für den Riesentausendfüßer geworden. Zusätzlich zu den drastischen
klimatischen Veränderungen und den damit einhergehenden Umstellungen
ganzer Landschaftsgürtel und Lebensräume dürfte dies, so Professor
Schneider, das Aussterben dieses Giganten vor 290 Millionen Jahren mit
bewirkt haben.
Dr. Olaf Elicki
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geowissenschaften
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch
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