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05/06/1997 00:00

Der schleichende Tod

Gabriele Rutzen Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    72/97

    Der schleichende Tod

    Missbrauch von Alkohol, Medikamenten und Betaeubungsmitteln mit Todesfolgen

    Bei Todesfaellen, die durch Wirksubstanzen verursacht werden, liegt die Droge Alkohol weit vorne. Der Anteil von Alkoholvergiftungen an den untersuchten Todesfaellen liegt bei mehr als der Haelfte. An zweiter Stelle folgen Intoxikationen, d.h. Vergiftungen, im wesentlichen durch Betaeubungsmittel. Sie machen ein Viertel der Vergiftungsfaelle aus, danach folgen Vergiftungen durch Psychopharmaka und Kohlenmonoxid mit jeweils einem Zehntel. Vergiftungen durch sonstige Medikamente oder Gifte sind von vernachlaessigbarer Bedeutung. Zu diesem Ergebnis kommt Dr. Pia-Anja Sartory in einer am Institut fuer Rechtsmedizin der Universitaet zu Koeln erstellten Studie.

    Alkohol und Medikamente gelten - bei steigendem Konsum von Drogen aller Art - als die gefaehrlichsten Suchtmittel, da ein grosser Teil der Bevoelkerung davon Gebrauch macht. Nach offiziellen Schaetzungen treten pro Jahr 200.000 Faelle von Vergiftungen auf, ebenso viele Menschen erkranken jaehrlich an einem Herzinfarkt. Die Dunkelziffer der akuten Intoxikationen wird jedoch mit 700.000 Faellen pro Jahr angegeben. Vergiftungen werden damit bei Krankheits- und Sterbefaellen zu einem wichtigen Faktor.

    Die Koelner Medizinerin stellt fest, dass in den meisten Todesfaellen jeweils mehrere Wirksubstanzen im Koerper nachgewiesen werden konnten. Es handelt sich dabei um sogenannte Mischvergiftungen. Besonders bei Betaeubungsmittelintoxikationen ueberwiegen Mischvergiftungen, wobei haeufig Alkohol als Begleitgift - wie bei den anderen Intoxikationstypen auch - eine Rolle spielt. Knapp drei Viertel der Faelle mit Betaeubungsmittelnachweis waren als Konsumenten harter Drogen bekannt. Die Mehrzahl der Betaeubungsmittelvergiftungen sind zufaellige, also nicht-beabsichtigte Vergiftungen.

    Bei den meisten Vergiftungen durch Psychopharmaka handelt es sich hingegen um Selbstmord. Die vorsaetzliche Toetungsabsicht ist hier auch Grund dafuer, dass es einen sehr hohen Anteil an Mischvergiftungen gibt. Selbstmordwillige erhoffen sich dadurch einen schnelleren Todeseintritt und eine Erhoehung der Wirkung.

    Alkohol, die am haeufigsten nachgewiesen Wirksubstanz, wird besonders oft bei jungen bis mittelaltrigen Maennern festgestellt. Mit steigender Blutalkoholkonzentration und mit hoeherem Lebensalter nimmt die Zahl der Frauen zu, die eine Alkoholvergiftung erleiden. Alkoholintoxikationen sind sehr haeufige, aber selten toedlich verlaufende Ereignisse. Das bedeutet, dass Alkohol nicht der Ausloeser des Todes ist, sondern oft nur als Nebenbefund zu werten ist. Bei knapp einem Drittel der Faelle mit Alkoholnachweis handelte es sich um einen bereits bekannten chronischen Alkoholmissbrauch.

    Auch bei Kohlenmonoxidvergiftungen ist Alkohol eine wichtige Groesse, denn alkoholisierte Personen sind haeufig Opfer von Braenden und damit Opfer zufaelliger, nicht-beabsichtigter Kohlenmonoxidvergiftungen. Aber auch Kinder, Jugendliche und aeltere Menschen fallen haeufig Kohlenmonoxidvergiftungen durch Braenden zum Opfer. Selbstmord durch eine Kohlenmonoxidintoxikation wird zumeist mittels PKW-Auspuffgasen von jungen oder mittelaltrigen Maennern veruebt.

    Vergiftungen durch Cyanide oder Insektenbekaempfungsmittel stehen fast immer unter Suizidabsicht.

    Bei Alkohol- und Betaeubungsmittelvergiftungen stellt die Koelner Medizinerin einen Zuwachs fest. Damit bestaetigt sie die Aussage, dass Alkohol und Medikamente die gefaehrlichsten Suchtmittel sind, da viele Menschen fuer deren Missbrauch anfaellig sind.

    Verantwortlich: Dr. Wolfgang Matthias

    Fuer Rueckfragen steht Ihnen Professor Dr. Michael Staak unter der Telefonnummer 0221/478-4281 und Fax-Nummer 0221/478-4261 zur Verfuegung.

    Fuer die UEbersendung eines Belegexemplares waeren wir Ihnen dankbar.


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
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    German


     

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