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05/06/2005 10:34

Leben mit Brustkrebs

Dr. Bärbel Adams Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    Ein Arzt-Patienten-Seminar will neue Informationen über "Brustkrebs und Lebensqualität" vermitteln. Zu Hintergründen dieser Veranstaltung sprach PD Dr. Henryk Pilch, der Leiter des Brustzentrums an der Universität Leipzig.
    Zeit: 27. Mai 2005, 14:00 Uhr bis 18:00 Uhr
    Ort: Hörsaal der Klinik und Poliklinik für Orthopädie
    der Universität Leipzig
    Semmelweisstraße 10

    In Ihrer Einladung wenden Sie sich zuallererst an Brustkrebspatientinnen. Wie umreißen Sie diesen Kreis? Frauen vor der Therapie? Oder danach?
    Lassen Sie mich etwas weiter ausholen: Jede zehnte Frau Deutschlands erkrankt im Laufe ihres Lebens an einem Mammakarzinom, also Brustkrebs. Das sind etwa 50.000 Neuerkrankungen jährlich und 19.000 Todesfälle. Rund gerechnet stirbt jede halbe Stunde eine Frau in Deutschland an diesem Krebs. Das heißt also, dass - auch mit Blick auf Familie und Bekanntenkreis - niemand den Blick vor dieser Krankheit verschließen kann. Streng definiert ist eine Patientin zwar eine Frau zwischen der Diagnose und dem Ende der Therapie. Aber in der Realität ist Brustkrebs eine chronische Krankheit. Sie bleibt für die Betroffenen Zeit ihres Lebens präsent.

    Und Sie sprechen von Lebensqualität - trotz der schockierenden Diagnose, trotz der anstrengenden Therapie und trotz des Damoklesschwertes, das durch die Gefahr von Metastasen ewig über den Frauen schwebt?
    Lebensqualität heißt ja nicht ein Leben ohne Probleme. Lebensqualität ist in diesem Fall eine wissenschaftliche Kategorie, welche versucht, die altbekannte Frage des Arztes 'Wie geht es Ihnen?' in eine erfassbare Struktur zu bringen. An dieser Problemstellung arbeiten Experten aus den Bereichen Medizin, Psychologie und Gesundheitsökonomie gemeinsam. Wir bewegen uns mit der Hinwendung zur Lebensqualität also auf wissenschaftlich höchst aktuellem Terrain. Deshalb wird dem Patientenforum im September noch eine Experten-Tagung folgen. Diese widmet sich unter anderem dem Einfluss der empfundenen Lebensqualität auf den Erfolg der Therapie, der Lebensqualität bei der Behandlung des metastasierenden Mammakarzinoms sowie der seelischen Hilfe bei Brustkrebs. Und nicht zuletzt wird auf dieser Tagung über die Kosten der Lebensqualität bei der Brustkrebsbehandlung debattiert werden.

    Zur bevorstehenden Patientenveranstaltung laden Sie neben den betroffenen Frauen auch deren Angehörige und Freunde, Selbsthilfeorganisationen, Mediziner und die Vertreter Hilfsmittel liefernder Branchen, also beispielsweise der Sanitätshäuser ein. Warum dieser Aufwand?
    Weil wir als universitäres Brustzentrum Profil gewinnen wollen. Wir wollen unseren Patientinnen mehr bieten als eine fachgerechte Therapie. Sie brauchen nämlich ein Umfeld, in dem die Gesamtheit der Probleme, die auf sie einstürzen, wahrgenommen und soweit wie möglich gelöst wird. Deshalb wird es auf dem Seminar nicht nur um Brustkrebs-Diagnostik, um Operationen, medikamentöse Therapien und alternative Behandlungskonzepte gehen. Es geht auch um Ernährung, Hautpflege und die verschiedenen Beratungsangebote. Solche Veranstaltungen wie die am 27. Mai sollen künftig regelmäßig hier stattfinden, thematisch möglicherweise etwas spezieller, aber immer offen für alle Interessierten.

    Sie sprachen von einem zertifizierten Brustzentrum, das am Universitätsklinikum entstehen soll. Was hat man darunter zu verstehen?
    An einem Brustzentrum werden alle Erkrankungen der weiblichen - in seltenen Fällen auch der männlichen - Brust diagnostiziert und behandelt. Das verlangt eine sehr intensive Zusammenarbeit aller beteiligten Experten. Und die muss, soll die Patientin nicht nur formal hin-und-her-überwiesen werden, systematisch organisiert sein. Mitglieder unseres Brustzentrums sind die Universitätskliniken und Institute für Gynäkologie, Chirurgie, diagnostische Radiologie, Strahlentherapie, Nuklearmedizin, Pathologie, Psychoonkologie und Humangenetik so wie das Tumorzentrum e.V.. Diese Einrichtungen kooperieren zudem mit dem niedergelassenen Gynäkologen und dem Hausarzt der Patientin.
    Insofern besteht das Brustzentrum bereits. Unser nächster Schritt wird die Erlangung der Zertifizierung durch die Deutsche Krebsgesellschaft sein.

    Worum geht es dabei?
    Es gibt 173 Kriterien, die Einrichtungen erfüllen müssen, um das Qualitätssiegel tragen und sich damit eigentlich erst Brustzentrum nennen zu dürfen. Das beginnt beim Vorhalten aller Experten, reicht über die Anforderung, mindestens 150 Frauen im Jahr zu behandeln, betrifft das Spektrum der Operationsmethoden und umfasst auch bestimmte Grundeinstellungen. Ein zertifiziertes Zentrum darf sich beispielsweise nicht sperren, auch die 'Zweite Meinung', die eine Patientin außerhalb eingeholt hat, in die Überlegungen einzubeziehen.

    Mit dieser Qualitätsoffensive möchten die beteiligten Einrichtungen erreichen, dass Deutschland in der Brustkrebstherapie zumindest internationales Niveau erreicht. Stirbt hier noch fast jede dritte Brustkrebspatientin (32 Prozent), so ist es etwa in den USA nur jede fünfte (20 Prozent) und in Schweden ein knappes Viertel (23 Prozent).

    In Deutschland gibt es bislang 90 solcher zertifizierten Brustzentren, rund 200 sollen es werden.

    PS: Medien, welche die Problematik Brustkrebs am Beispiel von Patientinnen darstellen möchten, vermittelt das Brustzentrum Gesprächspartnerinnen

    Marlis Heinz


    weitere Informationen:
    PD Dr. Henryk Pilch
    Telefon: 0341 / 97 23462
    E-Mail: Henryk.Pilch@uniklinik-leipzig.de


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    regional
    Miscellaneous scientific news/publications
    German


     

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