Ausgrenzung und Völkermord sind nun erstmals umfassend Gegenstand des Schulunterrichts in Deutschland: Die Handreichung "Völkermorde und staatliche Gewaltverbrechen im 20. Jahrhundert als Thema schulischen Unterrichts" enthält umfangreiche Materialen, um dieses Thema zu bearbeiten. Konzipiert hat die Lehrerhandreichung das Institut für Diaspora- und Genozidforschung (IDG) an der Ruhr-Universität Bochum in enger Zusammenarbeit mit dem Landesinstitut für Schule und Medien (LISUM) des Landes Brandenburg. Herausgegeben wird die Handreichung vom LISUM.
Bochum, 02.08.2005
Nr. 243
Kollektive Gewalt und Genozide als Unterrichtsthemen
RUB-Genozidforscher erstellen Handreichung für Brandenburg
Beschäftigung mit Ausgrenzung und Völkermord
Ausgrenzung und Völkermord sind nun erstmals umfassend Gegenstand des Schulunterrichts in Deutschland: Die Handreichung "Völkermorde und staatliche Gewaltverbrechen im 20. Jahrhundert als Thema schulischen Unterrichts" enthält umfangreiche Materialen, um dieses Thema zu bearbeiten. Konzipiert hat die Lehrerhandreichung das Institut für Diaspora- und Genozidforschung (IDG) an der Ruhr-Universität Bochum in enger Zusammenarbeit mit dem Landesinstitut für Schule und Medien (LISUM) des Landes Brandenburg. Herausgegeben wird die Handreichung vom LISUM.
Darstellung wenig bekannter Völkermorde
"Angesichts unterschiedlicher Erfahrungshintergründe in den heute multikulturell strukturierten Schulklassen braucht die Beschäftigung mit kollektiver Gewalt im Unterricht neue Konzeptionen und Perspektiven, um als Gegenstand des Wissens Bestand zu haben", sagt Dr. Mihran Dabag, Leiter des Bochumer IDG, einem An-Institut der RUB: "Die Thematisierung unterschiedlicher Erfahrungen und der selbstkritische Umgang mit der jeweils eigenen Geschichte kann in diesem Zusammenhang auch zur weiteren Integration beitragen." Die über 100-seitige Handreichung umfasst neben didaktischen Überlegungen, die das LISUM Brandenburg erstellt hat, systematische Darstellungen zu weniger bekannten Völkermorden des 20. Jahrhunderts. Für diesen Teil zeichnet als einziges Fachinstitut in Deutschland das IDG verantwortlich.
Kambodscha, Ruanda, Balkan und Armenien
Thematisiert werden Genozide, die bisher in der Unterrichtspraxis an deutschen Schulen kaum Erwähnung gefunden haben: so die Vernichtung der Herero in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika, die Völkermorde in Kambodscha und in Ruanda. Dem Genozid an den Armeniern im Osmanischen Reich ist auf Grund der Komplexität des Ereignisses und seiner engen Verwobenheit mit der deutschen Geschichte ein besonders umfangreicher Artikel gewidmet. Außerdem geht es um die Gewalt im Stalinismus und um die postjugoslawischen Kriege. Neben dem Textteil enthält die Handreichung auch eine CD-ROM mit Bild- und Textquellen für den Einsatz im Unterricht.
Ziel: Medienkoffer für den Unterricht
Inhaltlich steht die Handreichung in enger Verbindung mit einem der zentralen Arbeitsgebiete des IDG: Der Erstellung von Materialien zum Lehren und Lernen über Holocaust und Genozide. Ziel ist, didaktisch aufbereitetes Informations- und Arbeitsmaterial in Form eines multimodularen Medienkoffers zu erarbeiten, der für den Einsatz im Schulunterricht, für Projektwochen zum Thema "Gewalt und Genozid" und schließlich auch für die Erwachsenenbildung geeignet sein soll. Mit solchen Lehrmaterialien will das IDG dazu beitragen, Schüler für Prozesse von Ausgrenzung zu sensibilisieren, ihr historisch-politisches Bewusstsein zu schärfen und so ein kritisches, gesellschaftlich verantwortungsvolles Handeln zu fördern.
Weitere Informationen
Medardus Brehl, M.A., Institut für Diaspora- und Genozidforschung an der Ruhr-Universität Bochum, Tel. 0234/32-29702, E-Mail: idg@rub.de, Internet: http://www.rub.de/idg/
Criteria of this press release:
History / archaeology, Law, Politics, Teaching / education
transregional, national
Scientific Publications
German
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