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08/06/1999 12:22

Studiengang "Ernährungswissenschaften" geplant

Ingrid Godenrath Stabsstelle Zentrale Kommunikation
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    Ein in der Bundesrepublik Deutschland einmaliger Studiengang
    wird an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg aufgebaut

    "Freie Radikale gegen Anti-Oxidantien" beschreibt weder den Titel einer neuen Star Wars Folge noch die Konfrontation politisch unversöhnlicher Parteien, sondern einen ununterbrochenen Kampf im menschlichen Körper.
    Durch "falsche" Ernährung, wie zum Beispiel durch erhöhte Aufnahme von erhitzten Fetten oder durch ständigen Alkoholkonsum, aber auch durch Strahlung, Smog, Pestizide, beim Abbau von Medikamenten sowie bei der Atmung, bilden sich im Körper "Freie Radikale". Das sind ungepaarte Sauerstoff-Elektronen, die in ihrem unbändigen Verlangen nach Paarung mit Elektronen andere Zellen zerstören und auf diese Weise neue "Radikale" entstehen lassen. Die Folge können beispielsweise Herzerkrankungen und Krebs sein. Eine "gesunde" Ernährungsweise sorgt durch "Anti-Oxidantien" wie die Vitamine E, C und Beta-Carotin dafür, daß den "Radikalen" radikal der Kampf angesagt wird.
    Ernährung und Gesundheit/ Krankheit stehen in einem engen Verhältnis. Das ist keine neue Erkenntnis.
    Um so verwunderlicher scheint, daß es angesichts der Zunahme ernährungsbedingter Krankheiten, des Auftretens toxisch verseuchter Lebensmittel, verbreiteter Ängste vor gentechnisch hergestellten Nahrungsmitteln und der überall vermarkteten Vielfalt von "gesundheitsbewußten" Ernährungsweisen noch keinen Studiengang gibt, der sich zentral mit dieser Thematik beschäftigt.

    Bislang gibt es in Bundesrepublik 7 Universitäten, an denen man das Fach "Ökotrophologie", das heißt Haushalts- und Ernährungswissenschaften, studieren kann. Der Inhalt dieses Studienganges richtet sich vorrangig auf den Zusammenhang zwischen (pflanzlicher) Fütterung und Herstellung tierischer Nahrungsmittel hinsichtlich ökonomischer Zielgrößen wie Wachstum, Leistung und Effizienz.
    Mit der Berufung des Ökothrophologen Professor Dr. Klaus Eder auf den Lehrstuhl für Ernährungsphysiologie an der Landwirtschaftlichen Fakultät der Martin-Luther-Universität bahnt sich die Etablierung eines neuen Studienganges "Ernährungswissenschaften" an. Damit wird der zunehmenden Bedeutung der ernährungswissenschaftlichen Komponente Rechnung getragen.

    "Da ernährungsabhängige Krankheiten (...) einen großen Teil der Gesamtkosten des Gesundheitssystems ausmachen und zudem ganz überwiegend zu den Todesursachen beitragen, verdient der Zusammenhang zwischen Ernährung und Gesundheit besondere Beachtung", heißt es in der Konzeption zur Einrichtung des Studienganges "Ernährungswissenschaften". Deshalb ist es besonders erfreulich, daß Dozenten der Medizinischen Fakultät für die Lehre im Fach Ernährungswissenschaften gewonnen werden konnten.
    Professor Dr. Klaus Eder verspricht sich von der praktischen Anwendung und Umsetzung ernährungswissenschaftlicher Erkenntnisse langfristig gesehen die Reduzierung ernährungsbedingter und damit zum großen Teil vermeidbarer Krankheiten und der damit verbundenen Kosten. Gesundheit wird aber nicht nur als Abwesenheit von Krankheit oder im Sinne von Wohlbefinden definiert, sondern auch entsprechend dem gegenwärtigen Schönheitsideal als Inbegriff geistiger und körperlicher Höchstleistung. Fitneß in den 90er Jahren ist nicht nur ein Mittel zum Zweck, sondern selbst das Ziel. Hier können die wissenschaftlichen Erkenntnisse über den Zusammenhang von Ernährung, Körper und Gesundheit seriöse Informationen sein, damit der Mensch nicht in Fitneßsucht oder Diätenwahn über das Ziel hinaus schießt.

    Der Beginn des Studiengangs Ernährungswissenschaften ist für das Wintersemester 2000/01 geplant. Bis dahin müssen noch eine Reihe thematische Diskussionen und Verhandlungen in der Strukturkommission und im Akademischen Senat geführt werden. Letztlich entscheidet das Kultusministerium über die Zulassung des Studiengangs.
    Das erste Zeichen ist mit der Umbenennung des Institutes für Tierernährung und Vorratshaltung in das Institut für Ernährungswissenschaften bereits gesetzt. Zur Zeit laufen die notwendigen Umstrukturierungen innerhalb des Institutes.
    Demnächst steht die Gründung eines interdisziplinären Studienzentrums für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften an. Dozenten der Medizin, Chemie und Landwirtschaft sollen dort gemeinsam lehren. Dazu wird neben dem geplanten Studiengang "Lebensmittelchemie", mit dessen Vorbereitung Professor Dr. Wilhelm Lorenz vom Fachbereich Chemie beauftragt ist, das von Professor Eder konzipierte Fach "Ernährungswissenschaften" gehören. Darüber hinaus soll es den Studierenden angesichts des interdisziplinären Charakters Identifikationschancen bieten.
    "Der Studiengang Ernährungswissenschaften", heißt es in der Konzeption weiter, "hat als Schwerpunkte drei Säulen, die sich im wesentlichen auf die Kerninhalte der Fakultäten für Landwirtschaft (Erzeugung und Bewertung tierischer und pflanzlicher Lebensmittel), Medizin (Bedeutung von Ernährungsfaktoren für Entstehung und Behandlung von Krankheiten) und der Chemie (Chemie und Biochemie der Ernährung, Analytische Untersuchung und Bewertung von Lebensmitteln) beziehen".

    Der Studienaufbau ist in drei Bereiche unterteilt. Das Grundstudium bietet die Möglichkeit einer soliden naturwissenschaftlichen Grundlagenausbildung in den Bereichen Chemie, Physiologie und Anatomie des Menschen, Biologie der Pflanzen und Nutztiere, Mathematik und Statistik sowie Physik. Dann folgt das mit dem Bachelor abschließende zweijährige Hauptstudium, in dem die allgemeinen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse auf die Problematik Ernährung bezogen werden. Im Anschluß daran besteht die Möglichkeit, den Masterabschluß in der Vertiefungsrichtung "Ernährungswissenschaften" oder "Ernährungsmedizin" zu erreichen.
    Die Absolventen können im Bereich Wissenschaft, Forschung und Lehre, in der Gesundheitsförderung, Prävention und Rehabilitation, auf dem Gebiet der Beratung und Therapie im klinisch-medizinischen Bereich, in der Lebensmittelindustrie und Pharmaindustrie sowie im Management oder auf dem Gebiet der Ernährung in Großhaushalten tätig werden.

    Bianca Bast

    Nähere Auskünfte:

    Prof. Dr. Klaus Eder
    Landwirtschaftliche Fakultät
    Institut für Ernährungswissenschaften
    Emil-Abderhalden-Straße 25
    Tel.: (0345) 55-2 27 02
    Fax: (0345) 55-2 71 24
    Eder@mluters1.landw.uni-halle.de


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    Criteria of this press release:
    Biology, Chemistry, Information technology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Organisational matters, Studies and teaching
    German


     

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