Bochumer Wissenschaftler wollen die schon 30 Jahre währende
Diskussion des emotionsgeladenen Gerechtigkeitsbegriffs nun
ein entscheidendes Stück vorantreiben: Zum Thema "Kriterien
der Gerechtigkeit in Ökonomie, Sozialpolitik und Sozialethik" genehmigte die Deutsche Forschungsgemeinschaft
einer Gruppe von RUB-Wissenschaftlern ein Graduiertenkolleg, das sie ab 1. Mai 2000 für mindestens sechs Jahre lang fördern wird.
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Bochum, 27.10.1999
Nr. 251
Auf der Suche nach Kriterien für Gerechtigkeit
RUB-Wissenschaftler erforschen emotionsgeladenen Begriff
DFG genehmigte interdisziplinäres Graduiertenkolleg
Bochumer Wissenschaftler wollen die schon 30 Jahre währende
Diskussion des emo-tionsgeladenen Gerechtigkeitsbegriffs nun
ein entscheidendes Stück vorantreiben: Zum Thema "Kriterien
der Gerechtigkeit in Ökonomie, Sozialpolitik und
Sozialethik" genehmigte die Deutsche Forschungsgemeinschaft
einer Gruppe von RUB-Wissenschaftlern (Sprecher: Prof. Dr.
Christofer Frey, Evangelisch-Theologische Fakultät) ein
Graduiertenkolleg, das sie ab 1. Mai 2000 für mindestens
sechs Jahre lang fördern wird. In ihm soll das Problem der
Gerechtigkeit interdisziplinär behandelt werden: Aus
juristischer, ökonomischer, sozialer und theologischer Sicht
werden die Experten an einer Definition des Begriffs
arbeiten. Dies wird der elfte Graduiertenkolleg an der RUB.
Gerechtigkeit - bisher nur ein Gefühl
Von einer "Gerechtigkeitslücke" ist dieser Tage in der
öffentlichen Diskussion vielfach die Rede. Gerechtigkeit ist
ein allgegenwärtiger und scheinbar viel diskutierter
Begriff: Mittel sollen in der Gesellschaft gerecht verteilt
werden, die Rechtssprechung soll ebenso gerecht sein wie die
Steuergesetze. Zusätzliche Aktualität erhält das Thema durch
die Globalisierung und den daraus folgenden Blick in die
"Dritte Welt": Im Vergleich mit den Industrienationen sind
diese Länder benachteiligt - eine Ungerechtigkeit. Was aber
ist Gerechtigkeit eigentlich? In Diskussionen wird zwar oft
ein allgemeingültiges Konzept von Gerechtigkeit
stillschweigend vorausgesetzt; Moraltheologen, Ethiker,
Juristen und Ökonomen müssen immer wieder feststellen, dass
die Kriterien, nach denen Menschen Gerechtigkeit definieren,
entweder gar nicht benannt werden können oder wenigstens
sehr unklar bleiben. Prominente Ökonomen (Hayek) haben daher
das Konzept der Gerechtigkeit längst als obskur
abgestempelt. Dennoch hat jeder Mensch intuitiv ein
Ge-rechtigkeitsempfinden, jeder weiß für sich, was sie ist
und wie sie anzuwenden ist. Die Kriterien dafür sind häufig
unausgesprochen und verborgen in Menschenbildern oder der
Vorstellung eines guten, gelingenden Lebens. Nicht nur in
der individuellen Moral treten sie zu Tage, sondern auch im
öffentlichen Leben, z. B. in der sozialen Hilfe und
gesellschaftlichen Ausgleichsprozessen.
Auf der Suche nach Kriterien
Die Bochumer Arbeitsgruppe hat sich zum Ziel gesetzt, den
schwierigen Vermittlungsprozess zwischen Konzeption und
praktischer Gestaltung der Gerechtigkeit zu suchen und zu
analysieren. Dazu wollen die Wissenschaftler besonders auf
die Suche nach den Kriterien für den Gerechtigkeitsbegriff
gehen, indem sie anwendungsorientierte Verfahren, Prozesse,
Institutionen und soziale Veränderungen, in denen ein
normativer Gerechtigkeitsanspruch mitschwingt, beobachten.
Ihre Beobachtungen wollen sie dann an den Traditionen des
geschichtlichen und neuen Gerechtigkeitsdiskurses messen.
Indem konventionelle Zuschreibungen an den Begriff
korrigiert und präzisiert werden, soll schließlich ein
konkreter Gerechtigkeitsbegriff entstehen.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Christofer Frey, Evangelisch-Theologische Fakultät
der RUB, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-22506, Fax:
0234/32-14106, email: Christofer.Frey@ruhr-uni-bochum.de
Criteria of this press release:
Economics / business administration, Law, Philosophy / ethics, Politics, Psychology, Religion, Social studies
transregional, national
Research projects
German
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