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11/07/1997 00:00

Philosoph Josef Pieper gestorben

Norbert Frie Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    upm-Pressemitteilung der Universitaet Muenster 444/97 - 07. November 1997

    Prof. Dr. Josef Pieper starb im Alter von 93 Jahren Einer der bekanntesten christlichen Philosophen der Gegenwart

    Prof. Dr. Josef Pieper, emeritierter Lehrstuhlinhaber fuer Philosophische Anthropologie der Westfaelischen Wilhelms- Universitaet Muenster, ist am Donnerstag, 6. November 1997, im Alter von 93 Jahren gestorben. Er galt als einer der bekanntesten christlichen Philosophen der Gegenwart. Vor allem seine Buecher ueber die menschlichen Tugenden errangen Weltruhm. Genau ein halbes Jahrhundert, von 1946 bis 1996, hielt der Philosoph und Theologe an der Universitaet Muenster Vorlesungen, die stets zu den meistbesuchten Lehrveranstaltungen zaehlten.

    Josef Pieper wurde am 4. Mai 1904 im muensterlaendischen Dorf Elte bei Rheine geboren. Er studierte in Berlin und Muenster Philosophie, Rechtswissenschaft und Soziologie. Nach der Promotion zum Dr.phil. im Jahr 1928 arbeitete er vier Jahre als Assistent an einem sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitut in Muenster. UEber ein Jahrzehnt lebte Pieper als freier Schriftsteller, ehe er sich 1946 fuer das Fach Philosophie habilitierte und zum ausserplanmaessigen Professor an der Universitaet Muenster ernannt wurde. 1960 wurde er ordentlicher Professor fuer "Philosophische Anthropologie" an der Westfaelischen Wilhelms- Universitaet. Ehrenvolle Rufe an die amerikanische Universitaet Notre Dame in Indiana und an die deutschen Universitaeten Mainz und Muenchen lehnte er ab und blieb -bis auf zahlreiche Gastprofessuren in den USA und Kanada sowie Vortragsreisen durch die ganze Welt - in Muenster.

    Auch nach seiner Emeritierung im Jahr 1972 beteiligte er sich weiter an der akademischen Lehre: Studierende aller Generationen pilgerten weiterhin Semester fuer Semester in seine Vorlesungen, die stets zu den bestbesuchten Lehrveranstaltungen der Universitaet Muenster zaehlten. Er verzichtete bewusst auf eine offizielle Abschiedsvorlesung und beendete im Fruehjahr 1996 nach 50 Jahren abrupt seine akademische Lehrtaetigkeit.

    Der Philosoph wurde in den vergangenen Jahrzehnten im In- und Ausland mit Preisen und Ehrungen ueberhaeuft: Seit 1964 war Prof. Pieper Ehrendoktor der Theologischen Fakultaet der Universitaet Muenchen, seit 1974 der Theologischen Fakultaet seiner Heimatuniversitaet Muenster, seit 1985 der Katholischen Universitaet Eichstaett, seit 1990 der "Catholic University of America" und seit 1996 der Internationalen Akademie fuer Philosophie im Fuerstentum Liechtenstein.. 1968 wurde er in New Orleans mit der "Aquinas Medal" ausgezeichnet, 1980 mit der "Paulus Plakette" der Stadt Muenster und im gleichen Jahr mit dem Preis "Doxa" der Philosophischen Akademie von Mexico. 1981 erhielt er den "Guardini-Preis", 1982 in Bern den "Balzan-Preis" und 1987 in Chicago den "Ingersoll-Preis" fuer wissenschaftliche Prosa. Ende 1987 wurde dem Traeger des grossen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland auch der Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen "in Wuerdigung seines umfassenden schriftstellerischen, Philosophie und Theologie gewidmeten Werkes", 1989 das Grosse Goldene Ehrenzeichen der Republik OEsterreich und 1990 der Ehrenring der Goerres-Gesellschaft verliehen.

    Als Verfasser philosophischer Schriften, die in viele Sprachen uebersetzt wurden und eine Gesamtauflage von weit ueber einer Million Exemplaren erreichten, errang Prof. Pieper einen Ruf, der weit ueber akademische Kreise hinausging. Dem Wissenschaftler und Schriftsteller gelang es immer wieder, neue Horizonte zu oeffnen, um die ewigen Themen der christlichen Philosophie mit den Gedanken der griechischen Weisheit zu verbinden. Er vollzog dies in einer Sprache, die ein philosophisches Bewusstsein bei einem breiten Publikum in aller Welt geweckt hat. Dabei nutzte er schon frueh das populaere Medium Fernsehen und setzte platonisch Dialoge in drei Fernsehspielen um. Auf der Philosophie der Antike und des christlichen Mittelalters fussend, hat sich sein Wirken stets auf die Gegenwart bezogen. In seinen zahlreichen Buechern und oeffentlichen Vortraegen - in den letzten Jahren auch ueber Themen wie Arbeit, Muss und Freizeit sowie den Gebrauch der Sprache - hat Josef Pieper immer wieder den Bogen zur heutigen Zeit und den Problemen der Gegenwart geschlagen.


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    Criteria of this press release:
    Social studies
    transregional, national
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    German


     

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