Internationale Tagung widmet sich dem Verhältnis von Josephus und dem Neuen Testament
Ein internationaler Kreis renommierter wissenschaftlicher Referentinnen und Referenten wird vom 25. bis zum 28. Mai 2006 im Rahmen eines Symposiums an der Universität Greifswald erforschen, inwiefern der jüdische Historiker Flavius Josephus die Welt des Neuen Testaments und das gegenwärtige Verständnis der neutestamentlichen Schriften vertiefen hilft (siehe Hintergrund). Die unter der Leitung von Prof. Dr. Christfried Böttrich, Lehrstuhlinhaber für Neues Testament und Dekan der Theologischen Fakultät im Alfried Krupp Kolleg durchgeführte internationale Tagung wird den jüngsten Stand der Josephus-Forschung analysieren und damit zugleich protestantische, katholische und jüdische Wissenschaftstraditionen vereinen. (siehe Programm) Für den 26. Mai 2006 ist um 20.00 Uhr ein öffentlicher Vortrag geplant, an dem die international bekannte Kunsthistorikerin und Direktorin des Institute for European Studies von der Hebräischen Universität in Jerusalem über etwa 33 illustrierte Josephus-Handschriften im Zusammenhang mit der christlichen Auslegungsgeschichte referieren wird. Zu dem von zahlreichen Bildern begleiteten Vortrag sind alle Interessierten recht herzlich eingeladen.
Die historischen Werke (u. a. "Der jüdische Krieg" in sieben Büchern, "Jüdische Altertümer" in zwanzig Büchern und eine "Autobiographie" in einem Buch) von Josephus (ca. 33-100 n. Chr.) gehören zu den wichtigsten Quellen für theologie-, zeit- und sozialgeschichtliche Informationen zum frühen Judentum. Sie stellen die bedeutendsten Belege für die Zeitgeschichte des Neuen Testaments dar. Die Josephusforschung hat insbesondere in den vergangnen Jahrzehnten eine enorme Arbeit geleistet. Wissenschaftler aus Deutschland, England, Frankreich, Israel, Kanada und den USA werden auf dem internationalen Symposium in Einzelvorträgen überwiegend aber in Paarvorträgen die wechselseitige Wahrnehmung zwischen den Schriften des Josephus und den Schriften des Neuen Testaments sichtbar machen. Durch diese besondere Darstellungsform wird einerseits dasselbe Thema aus der Perspektive des jeweils anderen Textbezugs betrachtet und andererseits die Diskussion in einem frühen Stadium angeregt. Die Ergebnisse der Tagung sollen 2007 in dem traditionsreichen Verlag Mohr-Siebeck in der Reihe "Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament" in einem Tagungsband veröffentlicht werden.
Das Symposium ist die zweite Tagung im Rahmen des Corpus Judaeo-Hellenisticum-Projektes (CJH), welches einen umfangreichen Kommentar zum Neuen Testament erarbeitet. CJH bezeichnet den Literaturbereich des so genannten "Frühen Judentums", das in der Zeitspanne zwischen dem 2. Jh. v. Chr. und dem 1. Jh. n. Chr. seine religiösen Texte vorwiegend in griechischer Sprache abgefasst hat. Diese frühjüdische Literatur umfasst u. a. die Werke von Flavius Josephus sowie etwa sechzig größere und kleinere Einzelschriften weisheitlich-belehrenden, erzählenden oder apokalyptischen Charakters.
Hintergrund
Josephus, auch Flavius Josephus (ca. 33-100 n. Chr.) genannt, stammte aus einer wohlhabenden jüdischen Familie Jerusalems und schlug zunächst eine priesterliche Laufbahn ein. Er war ein wachsamer Beobachter seiner Zeit. Die jüdischen Religionsparteien studierte er gründlich im 1. Jh. n. Chr. Als Führer des Aufstandes in Galiläa und später auf der Seite der Römer erlebte und beschrieb er den Jüdischen Krieg (66-70 n. Chr.). Als Günstling des flavischen Kaiserhauses verfasste Josephus in Rom seine großen Schriftwerke in griechischer Sprache, die dem gebildeten Publikum der hellenistisch-römischen Welt einen Zugang zur Geschichte und zum religiösen Erbe des jüdischen Volkes übermitteln sollten. Darin berichtet er ausführlich über die jüdischen Religionsparteien der Pharisäer, Essener, Zeloten u. a. und stellt die politischen, kulturellen, religiösen und sozialgeschichtlichen Verhältnisse in Galiläa, Judäa und Jerusalem detailliert dar.
TAGUNGSPROGRAMM "Josephus und das Neue Testament - das Neue Testament und Josephus Wechselseitige Wahrnehmungen" - 2. Internationales Symposium
zum Corpus Judaeo-Hellenisticum vom 25. bis zum 28. Mai 2006 in Greifswald
Tagungsort: Alfried Krupp Wissenschaftskolleg, Martin-Luther Str. 14, 17487 Greifswald
Donnerstag, 25. Mai 2006
19.30 - 21.30 Uhr
Eröffnung des Symposiums
Begrüßung und Grußworte
Eröffnungsvortrag: "Josephus and the New Testament - the New Testament and Josephus: An Overview"
Prof. Dr. Steve Mason (Toronto)
Anschließend Empfang durch die Theologische Fakultät der Universität Greifswald
Freitag, 26. Mai 2006
08.30 -10.30 Uhr
PAARVORTRÄGE
Leitung: Prof. Dr. Karl-Wilhelm Niebuhr (Jena)
08.30 -08.40 Uhr
Eröffnung, Einleitung
1. Paar: Testimonium Flavianum
08.40 -09.00 Uhr
"Josephus, Eusebius of Caesarea, and the Testimonium Flavianum"
Dr. Alice Whealey (Pacifica / CA)
09.00 -09.20 Uhr
"Das Testimonium Flavianum aus der Perspektive des Neuen Testaments"
Prof. Dr. Friedrich-Wilhelm Horn (Mainz)
09.20 -09.35 Uhr
Diskussion
2. Paar: Pharisäer
09.40 -10.00 Uhr
"Josephus on Pharisaism as Diaspora Judaism?"
Prof. Dr. Daniel R. Schwartz (Jerusalem)
10.00 -10.20 Uhr
"Die Pharisäer und das Volk bei Josephus und im Neuen Testament"
PD Dr. Roland Deines (Jena / Beersheva)
10.20 -10.35 Uhr
Diskussion
11.00 -12.15 Uhr
ARBEITSGRUPPENEINHEIT (Josephus-Lektüre)
Leitung: Prof. Dr. Michael Weißenberger (Greifswald), Dr. Dirk Hansen (Greifswald), PD. Dr. Manuel Vogel (Münster)
14.00 -16.00 Uhr
PAARVORTRÄGE
Leitung: Prof. Dr. Larry Hurtado (Edinburgh)
3. Paar: Deutungen der Zerstörung Jerusalems
14.00 -14.20 Uhr
"Josephus' Place in the Dialogue on the Destruction of the Temple"
Prof. Dr. Jonathan J. Price (Tel Aviv)
14.20 -14.40 Uhr
"Die Deutung der Zerstörung Jerusalems im Matthäusevangelium"
Prof. Dr. Matthias Konradt (Bern)
14.40 -14.55 Uhr
Diskussion
4. Paar: Jesaja bei Josephus und im Neuen Testament
15.00 -15.20 Uhr
"The Josephan Isaiah: A Minor Treatment of a Major Prophet"
Prof. Dr. Christopher Begg (Washington)
15.20 -15.40 Uhr
"Die Geschichte des Gottesvolkes im Licht jesajanischer Prophetie - neutestamentliche Perspektiven"
Prof. Dr. Florian Wilk (Göttingen)
15.40 -15.55 Uhr
Diskussion
16.30 -17.45 Uhr
ARBEITSGRUPPENEINHEIT (Josephus-Lektüre)
Leitung: Prof. Dr. Michael Weißenberger (Greifswald), Dr. Dirk Hansen (Greifswald), PD. Dr. Manuel Vogel (Münster)
20.00 Uhr
ÖFFENTLICHER VORTRAG
Begrüßung
"Josephus und die christliche Bildexegese"
Prof. Dr. Bianca Kühnel (Jerusalem)
Anschließend Empfang durch den Verlag Mohr Siebeck, Tübingen
Sonnabend, 27. Mai 2006
08.30 -10.30 Uhr
PAARVORTRÄGE
Leitung: PD Dr. Roland Deines (Jena / Beersheva)
08.30 -08.40 Uhr
Eröffnung, Einleitung
5. Paar: Jüdische Identität in Galiläa
08.40 -09.00 Uhr
"Das Galiläa des Josephus und das Galiläa der Archäologie. Tendenzen und Probleme der neueren Forschung"
Prof. Dr. Jürgen Zangenberg (Wuppertal / Tilburg)
09.00 -09.20 Uhr
"Was kann aus Nazaret Gutes kommen? Galiläa im Spiegel der Jesusüberlieferung"
Prof. Dr. Chr. Böttrich (Greifswald)
09.20 -09.35 Uhr
Diskussion
6. Paar: Antijudaismus in der Antike
09.40 -10.00 Uhr
"Wenn die Verteidigung die Selbstdarstellung prägt. Blicke von Contra Apionem auf die neutestamentlichen Briefe"
PD Dr. Christine Gerber (Berlin / Hamburg)
10.00 -10.20 Uhr
"Hostility to Jews as Cultural Construct. Patterns and Paradigms behind and within the New Testament"
Prof. Dr. John M. G. Barclay (Durham)
10.20 -10.35 Uhr
Diskussion
11.00 -12.15 Uhr
ARBEITSGRUPPENEINHEIT (Josephus-Lektüre)
Leitung: Prof. Dr. Michael Weißenberger (Greifswald), Dr. Dirk Hansen (Greifswald), PD. Dr. Manuel Vogel (Münster)
14.00 -15.15 Uhr
"Zum Forschungsstand des slavischen Josephus"
Prof. Dr. Ernst Hansack (Regensburg)
16.00 -17.00 Uhr
PAARVORTRÄGE
Leitung: Prof. Dr. Jens Herzer, Leipzig
7. Paar: Bezeugung jüdischer Religionsüberlieferung in paganer Umwelt
16.00 -16.20 Uhr
"Verbergen und Bekennen. Die Darstellung jüdischer Religion in Josephus' Schrift 'Über das Alter des Judentums'"
Prof. Dr. Folker Siegert (Münster)
16.20 -16.40 Uhr
"Mose und der Mos Maiorum. Das Alter des Judentums als Argument für die Attraktivität des Christentums in der Apostelgeschichte"
Prof. Dr. Knut Backhaus (München)
16.40 -16.55 Uhr
Diskussion
17.00 -18.15 Uhr
Abschlussvortrag: "Tod und Leben bei Josephus und im Neuen Testament. Beobachtungen aus wechselseitiger Wahrnehmung"
Prof. Dr. Karl-Wilhelm Niebuhr
20.00-21.00 Uhr
Abschluss, Plenum und Auswertung
Sonntag, 28. Mai 2006
Abreise
Universität Greifswald
Theologische Fakultät
Lehrstuhl für Neues Testament
Dekan Prof. Dr. Christfried Böttrich
Am Rubenowplatz 2/3, 17847 Greifswald
T +49 3834 86-25 12
F +49 3834 86-25 31
E chr.boettrich@uni-greifswald.de
http://www.uni-greifswald.de/~theol/mitarbeiter_adr_.htm
http://www.uni-greifswald.de/~theol/~nt/symposium_2006.html
http://www.uni-greifswald.de/~theol/index.htm
http://www.uni-greifswald.de
Josephus dargestellt am Beispiel einer mittelalterlichen Handschrift, als er gerade seine "Geschicht ...
Foto: Universität Greifswald
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Criteria of this press release:
History / archaeology, Philosophy / ethics, Religion, Social studies
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
German
Josephus dargestellt am Beispiel einer mittelalterlichen Handschrift, als er gerade seine "Geschicht ...
Foto: Universität Greifswald
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