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10.05.2006 11:56

Theologischer Perspektivenwechsel in Paarvorträgen

Constanze Steinke Pressearbeit
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

    Internationale Tagung widmet sich dem Verhältnis von Josephus und dem Neuen Testament

    Ein internationaler Kreis renommierter wissenschaftlicher Referentinnen und Referenten wird vom 25. bis zum 28. Mai 2006 im Rahmen eines Symposiums an der Universität Greifswald erforschen, inwiefern der jüdische Historiker Flavius Josephus die Welt des Neuen Testaments und das gegenwärtige Verständnis der neutestamentlichen Schriften vertiefen hilft (siehe Hintergrund). Die unter der Leitung von Prof. Dr. Christfried Böttrich, Lehrstuhlinhaber für Neues Testament und Dekan der Theologischen Fakultät im Alfried Krupp Kolleg durchgeführte internationale Tagung wird den jüngsten Stand der Josephus-Forschung analysieren und damit zugleich protestantische, katholische und jüdische Wissenschaftstraditionen vereinen. (siehe Programm) Für den 26. Mai 2006 ist um 20.00 Uhr ein öffentlicher Vortrag geplant, an dem die international bekannte Kunsthistorikerin und Direktorin des Institute for European Studies von der Hebräischen Universität in Jerusalem über etwa 33 illustrierte Josephus-Handschriften im Zusammenhang mit der christlichen Auslegungsgeschichte referieren wird. Zu dem von zahlreichen Bildern begleiteten Vortrag sind alle Interessierten recht herzlich eingeladen.

    Die historischen Werke (u. a. "Der jüdische Krieg" in sieben Büchern, "Jüdische Altertümer" in zwanzig Büchern und eine "Autobiographie" in einem Buch) von Josephus (ca. 33-100 n. Chr.) gehören zu den wichtigsten Quellen für theologie-, zeit- und sozialgeschichtliche Informationen zum frühen Judentum. Sie stellen die bedeutendsten Belege für die Zeitgeschichte des Neuen Testaments dar. Die Josephusforschung hat insbesondere in den vergangnen Jahrzehnten eine enorme Arbeit geleistet. Wissenschaftler aus Deutschland, England, Frankreich, Israel, Kanada und den USA werden auf dem internationalen Symposium in Einzelvorträgen überwiegend aber in Paarvorträgen die wechselseitige Wahrnehmung zwischen den Schriften des Josephus und den Schriften des Neuen Testaments sichtbar machen. Durch diese besondere Darstellungsform wird einerseits dasselbe Thema aus der Perspektive des jeweils anderen Textbezugs betrachtet und andererseits die Diskussion in einem frühen Stadium angeregt. Die Ergebnisse der Tagung sollen 2007 in dem traditionsreichen Verlag Mohr-Siebeck in der Reihe "Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament" in einem Tagungsband veröffentlicht werden.

    Das Symposium ist die zweite Tagung im Rahmen des Corpus Judaeo-Hellenisticum-Projektes (CJH), welches einen umfangreichen Kommentar zum Neuen Testament erarbeitet. CJH bezeichnet den Literaturbereich des so genannten "Frühen Judentums", das in der Zeitspanne zwischen dem 2. Jh. v. Chr. und dem 1. Jh. n. Chr. seine religiösen Texte vorwiegend in griechischer Sprache abgefasst hat. Diese frühjüdische Literatur umfasst u. a. die Werke von Flavius Josephus sowie etwa sechzig größere und kleinere Einzelschriften weisheitlich-belehrenden, erzählenden oder apokalyptischen Charakters.

    Hintergrund
    Josephus, auch Flavius Josephus (ca. 33-100 n. Chr.) genannt, stammte aus einer wohlhabenden jüdischen Familie Jerusalems und schlug zunächst eine priesterliche Laufbahn ein. Er war ein wachsamer Beobachter seiner Zeit. Die jüdischen Religionsparteien studierte er gründlich im 1. Jh. n. Chr. Als Führer des Aufstandes in Galiläa und später auf der Seite der Römer erlebte und beschrieb er den Jüdischen Krieg (66-70 n. Chr.). Als Günstling des flavischen Kaiserhauses verfasste Josephus in Rom seine großen Schriftwerke in griechischer Sprache, die dem gebildeten Publikum der hellenistisch-römischen Welt einen Zugang zur Geschichte und zum religiösen Erbe des jüdischen Volkes übermitteln sollten. Darin berichtet er ausführlich über die jüdischen Religionsparteien der Pharisäer, Essener, Zeloten u. a. und stellt die politischen, kulturellen, religiösen und sozialgeschichtlichen Verhältnisse in Galiläa, Judäa und Jerusalem detailliert dar.

    TAGUNGSPROGRAMM "Josephus und das Neue Testament - das Neue Testament und Josephus Wechselseitige Wahrnehmungen" - 2. Internationales Symposium
    zum Corpus Judaeo-Hellenisticum vom 25. bis zum 28. Mai 2006 in Greifswald

    Tagungsort: Alfried Krupp Wissenschaftskolleg, Martin-Luther Str. 14, 17487 Greifswald

    Donnerstag, 25. Mai 2006

    19.30 - 21.30 Uhr
    Eröffnung des Symposiums
    Begrüßung und Grußworte
    Eröffnungsvortrag: "Josephus and the New Testament - the New Testament and Josephus: An Overview"
    Prof. Dr. Steve Mason (Toronto)
    Anschließend Empfang durch die Theologische Fakultät der Universität Greifswald

    Freitag, 26. Mai 2006

    08.30 -10.30 Uhr
    PAARVORTRÄGE
    Leitung: Prof. Dr. Karl-Wilhelm Niebuhr (Jena)
    08.30 -08.40 Uhr
    Eröffnung, Einleitung

    1. Paar: Testimonium Flavianum
    08.40 -09.00 Uhr
    "Josephus, Eusebius of Caesarea, and the Testimonium Flavianum"
    Dr. Alice Whealey (Pacifica / CA)
    09.00 -09.20 Uhr
    "Das Testimonium Flavianum aus der Perspektive des Neuen Testaments"
    Prof. Dr. Friedrich-Wilhelm Horn (Mainz)
    09.20 -09.35 Uhr
    Diskussion

    2. Paar: Pharisäer
    09.40 -10.00 Uhr
    "Josephus on Pharisaism as Diaspora Judaism?"
    Prof. Dr. Daniel R. Schwartz (Jerusalem)
    10.00 -10.20 Uhr
    "Die Pharisäer und das Volk bei Josephus und im Neuen Testament"
    PD Dr. Roland Deines (Jena / Beersheva)
    10.20 -10.35 Uhr
    Diskussion
    11.00 -12.15 Uhr

    ARBEITSGRUPPENEINHEIT (Josephus-Lektüre)
    Leitung: Prof. Dr. Michael Weißenberger (Greifswald), Dr. Dirk Hansen (Greifswald), PD. Dr. Manuel Vogel (Münster)
    14.00 -16.00 Uhr
    PAARVORTRÄGE
    Leitung: Prof. Dr. Larry Hurtado (Edinburgh)

    3. Paar: Deutungen der Zerstörung Jerusalems
    14.00 -14.20 Uhr
    "Josephus' Place in the Dialogue on the Destruction of the Temple"
    Prof. Dr. Jonathan J. Price (Tel Aviv)
    14.20 -14.40 Uhr
    "Die Deutung der Zerstörung Jerusalems im Matthäusevangelium"
    Prof. Dr. Matthias Konradt (Bern)
    14.40 -14.55 Uhr
    Diskussion

    4. Paar: Jesaja bei Josephus und im Neuen Testament
    15.00 -15.20 Uhr
    "The Josephan Isaiah: A Minor Treatment of a Major Prophet"
    Prof. Dr. Christopher Begg (Washington)
    15.20 -15.40 Uhr
    "Die Geschichte des Gottesvolkes im Licht jesajanischer Prophetie - neutestamentliche Perspektiven"
    Prof. Dr. Florian Wilk (Göttingen)
    15.40 -15.55 Uhr
    Diskussion

    16.30 -17.45 Uhr
    ARBEITSGRUPPENEINHEIT (Josephus-Lektüre)
    Leitung: Prof. Dr. Michael Weißenberger (Greifswald), Dr. Dirk Hansen (Greifswald), PD. Dr. Manuel Vogel (Münster)

    20.00 Uhr
    ÖFFENTLICHER VORTRAG
    Begrüßung
    "Josephus und die christliche Bildexegese"
    Prof. Dr. Bianca Kühnel (Jerusalem)
    Anschließend Empfang durch den Verlag Mohr Siebeck, Tübingen

    Sonnabend, 27. Mai 2006

    08.30 -10.30 Uhr
    PAARVORTRÄGE
    Leitung: PD Dr. Roland Deines (Jena / Beersheva)

    08.30 -08.40 Uhr
    Eröffnung, Einleitung

    5. Paar: Jüdische Identität in Galiläa
    08.40 -09.00 Uhr
    "Das Galiläa des Josephus und das Galiläa der Archäologie. Tendenzen und Probleme der neueren Forschung"
    Prof. Dr. Jürgen Zangenberg (Wuppertal / Tilburg)
    09.00 -09.20 Uhr
    "Was kann aus Nazaret Gutes kommen? Galiläa im Spiegel der Jesusüberlieferung"
    Prof. Dr. Chr. Böttrich (Greifswald)
    09.20 -09.35 Uhr
    Diskussion

    6. Paar: Antijudaismus in der Antike
    09.40 -10.00 Uhr
    "Wenn die Verteidigung die Selbstdarstellung prägt. Blicke von Contra Apionem auf die neutestamentlichen Briefe"
    PD Dr. Christine Gerber (Berlin / Hamburg)
    10.00 -10.20 Uhr
    "Hostility to Jews as Cultural Construct. Patterns and Paradigms behind and within the New Testament"
    Prof. Dr. John M. G. Barclay (Durham)
    10.20 -10.35 Uhr
    Diskussion

    11.00 -12.15 Uhr
    ARBEITSGRUPPENEINHEIT (Josephus-Lektüre)
    Leitung: Prof. Dr. Michael Weißenberger (Greifswald), Dr. Dirk Hansen (Greifswald), PD. Dr. Manuel Vogel (Münster)

    14.00 -15.15 Uhr
    "Zum Forschungsstand des slavischen Josephus"
    Prof. Dr. Ernst Hansack (Regensburg)

    16.00 -17.00 Uhr
    PAARVORTRÄGE
    Leitung: Prof. Dr. Jens Herzer, Leipzig

    7. Paar: Bezeugung jüdischer Religionsüberlieferung in paganer Umwelt
    16.00 -16.20 Uhr
    "Verbergen und Bekennen. Die Darstellung jüdischer Religion in Josephus' Schrift 'Über das Alter des Judentums'"
    Prof. Dr. Folker Siegert (Münster)
    16.20 -16.40 Uhr
    "Mose und der Mos Maiorum. Das Alter des Judentums als Argument für die Attraktivität des Christentums in der Apostelgeschichte"
    Prof. Dr. Knut Backhaus (München)
    16.40 -16.55 Uhr
    Diskussion

    17.00 -18.15 Uhr
    Abschlussvortrag: "Tod und Leben bei Josephus und im Neuen Testament. Beobachtungen aus wechselseitiger Wahrnehmung"
    Prof. Dr. Karl-Wilhelm Niebuhr

    20.00-21.00 Uhr
    Abschluss, Plenum und Auswertung

    Sonntag, 28. Mai 2006
    Abreise

    Universität Greifswald
    Theologische Fakultät
    Lehrstuhl für Neues Testament
    Dekan Prof. Dr. Christfried Böttrich
    Am Rubenowplatz 2/3, 17847 Greifswald
    T +49 3834 86-25 12
    F +49 3834 86-25 31
    E chr.boettrich@uni-greifswald.de
    http://www.uni-greifswald.de/~theol/mitarbeiter_adr_.htm
    http://www.uni-greifswald.de/~theol/~nt/symposium_2006.html
    http://www.uni-greifswald.de/~theol/index.htm
    http://www.uni-greifswald.de


    Bilder

    Josephus dargestellt am Beispiel einer mittelalterlichen Handschrift, als er gerade seine "Geschichte des Jüdischen Krieges" an Kaiser Vespasian und seinen Sohn Titus übergibt (Buchmalerei: JosBell, 11. Jh.).
    Josephus dargestellt am Beispiel einer mittelalterlichen Handschrift, als er gerade seine "Geschicht ...
    Foto: Universität Greifswald
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Religion
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Josephus dargestellt am Beispiel einer mittelalterlichen Handschrift, als er gerade seine "Geschichte des Jüdischen Krieges" an Kaiser Vespasian und seinen Sohn Titus übergibt (Buchmalerei: JosBell, 11. Jh.).


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