Die Rolle von hartschaligen Meeresbewohnern auf die Evolution wurde von einem deutsch-amerikanischen Wissenschaftlerteam unter Beteiligung von zwei Wissenschaftlern des Museums für Naturkunde untersucht. Ausgangspunkt der Studie war die Eskalations-Hypothese, die besagt, dass im Tierreich ein evolutives Wettrüsten über geologische Zeiträume stattfand.
Die Ergebnisse wurden heute im amerikanischen Wissenschaftsmagazin Science veröffentlicht.
Die Wissenschaftler des Museums für Naturkunde, Prof. Dr. Martin Aberhan und Prof. Dr. Wolfgang Kießling, untersuchten mit amerikanischen Kollegen die sogenannte Eskalations-Hypohese, die besagt, dass im Tierreich ein evolutives Wettrüsten über geologische Zeiträume stattfand. Dabei spielen biotische als auch abiotische Faktoren eine Rolle. Im ersten Teil der Studie wurde die Räuber - Beute - Beziehung von Meeresbewohnern der geologischen Vergangenheit untersucht. Die Ergebnisse wurden heute im amerikanischen Wissenschaftsmagazin Science (Band 312: 897-900) veröffentlicht.
Bei ihren Untersuchungen analysierte die Arbeitsgruppe um Aberhan und Kießling fossile, hart-schalige Meeresbewohner während des Phanerozoikums (vor 540 Millionen Jahren bis heute), darunter Muscheln, Schnecken, Armfüßer, Seeigel und Korallen. Diese sahen sich einer zunehmen-den Zahl räuberischer Schnecken, Krebse, Seesterne und Kopffüßer gegenüber. Zusätzliche Gefahr ging von der über geologische Zeiträume intensiver werdenden Durchwühlung (Bioturbation) des Meeresbodens durch Würmer, Krebse und grabende Seeigel aus. Vor allem frei auf dem Meeres-boden liegende Tiere (Epifauna) liefen dadurch Gefahr, von Sediment verschüttet oder in eine für das Wachstum ungünstige Position gebracht zu werden.
Die Analyse der erhobenen Daten, maßgeblich unterstützt von einer Datenbank (Paleobiology Database, http://paleodb.org) zeigt, dass während des Phanerozoikums sowohl räuberische als auch im Sediment grabende Tiere in ihrer Diversität zunahmen. Zeitgleich gewannen über den gleichen Zeitraum auch diejenigen Gruppen an Bedeutung, die gegen Fressfeinde und Bioturbation besonders gut gewappnet waren. So nimmt der Anteil von mobilen und von im Sediment lebenden Organismen deutlich zu. Sie konnten vor ihren Feinden fliehen bzw. entzogen sich deren Zugriff durch eine eingegrabene Lebensweise. Dagegen nimmt der Anteil der frei lebenden Epifauna mit der Zeit ab.
Nach Auswertung der Daten mittels einer statistischen Analyse zeigt sich jedoch, dass die beobach-teten Trends voneinander unabhängig sind. Eine durch Feinddruck angetriebene Evolution, d.h. Eska-lation, spielt demnach keine entscheidende Rolle bei phanerozoischen marinen wirbellosen Tieren.
So wird die Arbeitsgruppe um Martin Aberhan und Wolfgang Kießling die spannende Suche nach den verantwortlichen Faktoren weiterführen. Dabei werden im zweiten Schritt auch die abiotischen Einflüsse untersucht werden.
Die Ergebnisse der Untersuchungen wurden heute erstmals im Science-Magazine veröffentlicht. Science 12 May 2006 312: 897-900 http://www.sciencemag.org/cgi/reprint/312/5775/897.pdf
Weitere Informationen und Kontakt:
Prof. Dr. Martin Aberhan, Prof. Dr. Wolfgang Kießling
Museum für Naturkunde
Abteilung Forschung
Tel.: +49 (0)30 2093 8578, 2093-8576
martin.aberhan@museum.hu-berlin.de
wolfgang.kiessling@museum.hu-berlin.de
Criteria of this press release:
Biology, Geosciences, Information technology
transregional, national
Research results
German
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