Beinahe täglich lesen wir vom Artensterben auf unserer Erde, verursacht durch die massiven Eingriffe der menschlichen Zivilisation in die Natur. Daß wir aber, trotz dieses Verlusts von Biodiversität, noch gar nicht alle Lebewesen kennen, ist vielen unbekannt. Dr. Angela Hougardy und Prof. Dr. Jobst H. Klemme vom Institut für Mikrobiologie und Biotechnologie der Universität Bonn gelang - quasi vor der Haustür - die Neuentdeckung einer bislang unbekannten Bakterienart in Wasserproben aus dem Rheinbacher Stadtwald. Einen Namen hat die Neuentdeckung auch schon: Rhodopseudomonas rhenobacensis (in der Übersetzung: "Der rote Pseudomonas aus Rheinbach").
Das Ganze fing damit an, daß sich die beiden Biologen dafür interessierten, ob es Unterschiede in der Artenzusammensetzung von Mikrobengesellschaften gibt, die in Gewässern mit und ohne Stickstoffeintrag aus angrenzenden landwirtschaftlichen Nutzflächen leben. Dabei stand von Anfang an eine hoch spezialisierte, photosynthetisch aktive Gruppe von Bakterien - die sogenannten Purpurbakterien - im Mittelpunkt der Forscherneugier. Im Jahr 1995 suchten die beiden Wissenschaftler in Wasserproben aus Kleingewässern in der näheren und weiteren Umgebung von Bonn nach diesen Purpurbakterien. Diese sind dazu in der Lage, das umweltbelastende Nitrat abzubauen. Bei der Untersuchung von Proben aus dem Rheinbacher Stadtwald wurden die beiden Bonner Mikrobiologen fündig und isolierten eine Reihe von Bakterienstämmen, welche Nitrat mit hoher Rate umsetzen. Die anfänglich isolierten Stämme erwiesen sich als "alte Bekannte". Es waren Vertreter einer schon seit längerem bekannten Purpurbakterienart (Rhodoferax fermentans). Unter den weiteren Proben befand sich aber auch ein schön rot gefärbter Stamm, der dadurch auffiel, daß er auch bei relativ hohen Säuregraden ein reges Wachstum zeigte. Zunächst schien es so, als handele es sich auch hier um eine längst bekannte Bakterienart.Je mehr Eigenschaften des Neulings aber bekannt wurden, desto größer wurden die Zweifel daran, daß es sich um einen bekannten Organismus handelte. Die Entscheidung zugunsten einer neuen Bakterienart fiel schließlich nach eingehenden molekularbiologischen Analysen in Zusammenarbeit mit der Deutschen Sammlung für Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ) in Braunschweig und mit dem Lehrstuhl für Genetik der Universität Bielefeld.
An diesen beiden Institutionen wurden bestimmte Regionen des bakteriellen Erbmaterials analysiert. Die Schlußfolgerung aus diesen Analysen war: Bei dem Bakterium aus dem Rheinbacher Stadtwald handelt es sich tatsächlich um eine neue Art. Nach ihrem Fundort bekam sie den Namen Rhodopseudomonas rhenobacensis (in der Übersetzung: "der rote Pseudomonas aus Rheinbach" [Pseudomonas ist der Name für stäbchenförmige bewegliche Gewässerbakterien]).
Weitere Forschungsarbeiten sollen zeigen, ob der "Rote Pseudomonas aus Rheinbach" auch für biotechnische Anwendungen geeignet ist, zum Beispiel, um schädliches Nitrat aus Trinkwasser zu entfernen.
Im Frühjahr 2000 wird das neuentdeckte Bakterium im "International Journal of Systematic Bacteriology" der Fachwelt vorgestellt.
Ansprechpartner: Prof. Dr. Jobst H. Klemme, Institut für Mikrobiologie und Biotechnologie, Tel.: (0228) 73 5590, Fax: (0228) 73 7576, e-mail: jh.klemme@uni-bonn.de
Criteria of this press release:
Biology, Environment / ecology, Information technology, Oceanology / climate
transregional, national
Research results
German
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