Neun von zehn Einwohnern fühlen sich Nürnberg sehr oder ziemlich verbunden - ein Zeichen für die hohe Lebensqualität, die die Bürger ihrer Stadt zuschreiben. Dennoch kein Grund, um sich auf den Lorbeeren auszuruhen: Zwei Fünftel haben etwas an ihrer näheren Wohnumwelt auszusetzen, nur die Hälfte bezeichnet Nürnberg als familienfreundlich. Das sind einige der Ergebnisse, die der zweite Teil der Auswertung einer Studie des Lehrstuhls für Soziologie und Empirische Sozialforschung an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg zur "Kommunalpolitik und Lebensqualität in Nürnberg 2006" zu Tage gefördert hat. Am Mittwoch, 26. Juli 2006, werden die Ergebnisse der Studie der Öffentlichkeit vorgestellt. Beginn der Präsentation ist um 18.30 Uhr im Audimax der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät, Findelgasse 7/9, Nürnberg.
Hatte der erste Teil der Studie am Jahresanfang sich vor allem mit der Kommunalpolitik befasst und gezeigt, dass der Bekanntheitsgrad von und die Wertschätzung für Oberbürgermeister Maly (SPD) die Umfragewerte etwaiger Konkurrenten aus der CSU bei weitem übertrifft und davon wohl auch die SPD insgesamt profitieren dürfte, stehen nun Fragen von Kriminalitätsängsten, Einstellungen zu Migranten und ihrer Integration, zur Sauberkeit und Wohnwelt sowie zur Familien- und Kinderfreundlichkeit im Vordergrund.
Knapp 100 Soziologiestudentinnen und -studenten haben sich unter der Leitung von Dr. Reinhard Wittenberg mit diesen Themen im Rahmen ihrer praktischen Ausbildung in den Methoden der empirischen Sozialforschung beschäftigt. Die analysierten Daten stammen aus Einzelinterviews und Gruppendiskussionen mit Experten, Auswertungen der Berichterstattung von drei Regionalzeitungen sowie Telefoninterviews mit 1312 und einer Online-Umfrage unter 460 Nürnberger Einwohnern.
Obwohl Nürnberg zu den sichersten Großstädten Deutschlands zählt, gilt Kriminalität, von Arbeitslosigkeit einmal abgesehen, als das bedrängendste Problem unter vier zur Auswahl stehenden: 81 Prozent der Befragten fürchten sich davor. Es folgen die Familienfreundlichkeit, die Zuwanderer und die Sauberkeit/Wohnumwelt. Unter denjenigen, die die Kriminalität als Problem erachten, meinen mehr als die Hälfte, dass von den Parteien die CSU am ehesten in der Lage wäre, es zu lösen. Sieht man die Integration der Zuwanderer als Problem an, weisen sogar zwei Drittel der Interviewten der CSU die größte Problemlösungskompetenz zu. Bezogen auf die Familienfreundlichkeit hingegen hat die SPD mit 56 Prozent die Nase vorn. Gleiches gilt für die Wohnumwelt/Sauberkeit, bei der 60 Prozent der SPD die meiste Lösungskompetenz zuschreiben.
In der kommunalpolitischen Diskussion Nürnbergs sind auch die Untertunnelung des Frankenschnellwegs, die Sanierung des Volksbads, die Anbindung des Flughafens und, wenn auch nicht vordergründig, eine Straßenbahnlinie durch die Altstadt Reizthemen. Die Präferenzen der Befragten sind klar: Wie entsprechende Paarvergleiche zeigen, hat die Untertunnelung des Frankenschnellwegs erste Priorität (2557 Wahlen), gefolgt von der Volksbadsanierung (2290) und der Flughafenanbindung (2040). Die Altstadttram bekommt hingegen "nur" 980 Stimmen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass sich in diesen Präferenzen durchaus auch parteipolitische Vorlieben spiegeln: So sprechen sich unter den CSU-Anhängern zwei Drittel für die Untertunnelung des Frankenschnellwegs aus und nur jeweils knapp über zehn Prozent für das Volksbad bzw. die Flughafenanbindung. Unter den SPD-Wählern setzt sich etwas weniger als die Hälfte für den Frankenschnellweg und jeweils etwas mehr als ein Fünftel für Volksbad und Flughafenanbindung ein. Selbst unter den Anhängern von Bündnis 90/Die Grünen stimmt eine relative Mehrheit, nämlich 36 Prozent, für die Untertunnelung, dicht gefolgt allerdings von den Befürwortern der Wiederherstellung des Volksbads mit 31 Prozent. Unter den Grünen ist zudem mit 18 Prozent der höchste Anteil an Freunden einer Altstadttram zu finden.
Daneben belegen komplexere Auswertungen zur Kommunalpolitik beispielsweise, dass im Großen und Ganzen Geschlechtszugehörigkeit eigentlich keinen und Schulabschluss nur einen geringen Einfluss auf die Parteiwahlabsicht in Nürnberg hat. Anders das Lebensalter, die Konfession und die Einkommenshöhe: Wahlberechtigte, die angeben, bei der nächsten Kommunalwahl ihre Stimme der CSU geben zu wollen, sind überproportional häufig in den Personengruppen der älteren, finanziell besser situierten und christlichen, vorwiegend katholischen Einwohner Nürnbergs zu finden. SPD-Sympathisanten rekrutieren sich vergleichsweise häufiger aus protestantischen und konfessionsfreien Personengruppen etwas jüngeren Alters mit eher niedrigerem Einkommen. Die Anhänger von Bündnis 90/Die Grünen fallen etwas aus diesem Rahmen: Sie sind vorwiegend in jüngeren Bevölkerungsgruppen mit Abitur und mit Hochschulabschluss zu finden; Konfession und Einkommenshöhe sind dabei nebensächlich.
Ausgewählte Ergebnisse der Studie sind ab 26. Juli 2006 im Internet zu finden: http://www.soziologie.wiso.uni-erlangen.de/nuernberg-barometer/
Weitere Informationen für die Medien:
Dr. Reinhard Wittenberg
Tel. 0911/5302-699
reinhard.wittenberg@wiso.uni-erlangen.de
Criteria of this press release:
Law, Politics, Social studies
regional
Research results
German
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