Häufig ausgeführte Bewegungen können wir sehr gut erkennen. So kann zum Beispiel ein Ballettlehrer Tanzbewegungen nicht nur exzellent ausführen, sondern auch kleinste Unterschiede zwischen solchen Bewegungen erkennen. Beruht diese Genauigkeit nur darauf, dass erfahrene Balletttänzer solche Bewegungen sehr häufig gesehen haben? In ihrer Studie zeigten Dr. Antonino Casile und Dr. Martin Giese vom Tübinger Hertie-Institut für klinische Hirnforschung, dass es einen weitaus direkteren Einfluss von motorischem Können auf die visuelle Erkennung von Bewegungen gibt: Scheinbar verwenden wir bei der Erkennung von Bewegungsabläufen unsere gelernten Motorprogramme. Das scheint selbst dann der Fall zu sein, wenn wir unsere motorischen Fähigkeiten ohne visuelle Stimulation gelernt haben.
Für ihre kürzlich in der englischen Zeitschrift Current Biology veröffentlichte Untersuchung trainierten Casile und Giese Versuchspersonen mit verbundenen Augen, ein neues Bewegungsmuster mit den Armen auszuführen. Vor und nach diesem Training testeten sie die visuelle Erkennungsleistung für kleine Unterschiede zwischen diesen Bewegungen. Das Üben mit verbundenen Augen führte dazu, dass die trainierte neue Bewegung besser erkannt wurde. Zudem zeigten diejenigen Testpersonen, die die neue Bewegung am besten gelernt hatten nachher die beste Erkennungsleistung.
Die Tübinger Forscher interpretieren ihre Resultate als Hinweis darauf, dass Menschen bei der visuellen Wahrnehmung von Handlungen beobachtete Bewegungen mit ihren eigenen ausführenden, motorischen Bewegungsprogrammen vergleichen.
Ansprechpartner für nähere Informationen:
Universitätsklinikum Tübingen
Hertie Institut für klinische Hirnforschung, Abteilung Kognitive Neurologie
Dr. Martin A. Giese und Dr. Antonino Casile
Frondsbergstr. 23, 72076 Tübingen
Tel. 0 70 71 / 3 65 98 80
martin.giese@uni-tuebingen.de und antonino.casile@uni-tuebingen.de
Criteria of this press release:
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
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