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01/26/2000 09:23

Neuer Meilenstein in der bildgebenden Diagnostik

Jutta Reising Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    Seit kurzem verfügt das Institut für Klinische Radiologie der Universität Münster über einen Mehrschicht-Spiral-CT. Dieser besonders leistungsstarke Computertomograph bietet neue Perspektiven für die bildgebende Diagnostik und für die Forschung.

    Die Chancen auf Heilung hängen bei sehr vielen Erkrankungen davon ab, zu welchem Zeitpunkt sie erkannt und behandelt werden. Je früher die Diagnose desto besser die Aussicht, dass der Patient wieder gesund wird oder seine Krankheit womöglich gar nicht erst zum Ausbruch kommt. Mit der Einführung neuer und der Optimierung bewährter bildgebender Verfahren haben sich die Möglichkeiten zur differenzierten Untersuchung und zur Früherkennung zahlreicher Erkrankungen in den letzten Jahren deutlich verbessert. Seit kurzem verfügt das Institut für Klinische Radiologie der Universität Münster über einen neuen, besonders leistungsfähigen Computertomographen (CT), der nach Überzeugung von Institutsdirektor Prof. Dr. Walter L. Heindel einen weiteren wichtigen Meilenstein in der radiologischen Diagnostik darstellt.

    Dieser sogenannte Mehrschicht-Spiral-CT ist nicht nur bis zu acht mal schneller als herkömmliche Geräte, sondern liefert auch Bilder in einer deutlich besseren Auflösung. Somit verkürzt sich zum einen der gerade für ängstliche Patienten zuweilen mit Unbehagen behaftete Aufenthalt in der "Röhre". Gleichzeitig lassen sich die von Röntgenstrahl und Detektorsystem in vier Schichten der zu untersuchenden Körperregion gleichzeitig registrierten Daten in einem Hochleistungsrechner zu einer besonders aussagekräftigen dreidimensionalen Abbildung rekonstruieren. Dabei werden auch früher schwer zugängliche Bereiche bis in kleinste Details sichtbar macht. "Die Auflösung ist etwa doppelt so hoch wie bei einem guten herkömmlichen CT", schätzt Prof. Heindel.

    Mit dem neuen Gerät läßt sich in der Spiral-CT-Technik eine zeitliche Auflösung von 250 Millisekunden erreichen, so dass Aufnahmen im Abstand von nur einer Viertelsekunde blitzschnell aufeinander folgen. Damit eröffnet das Mehrschicht-Spiral-CTvöllig neue Möglichkeiten. Erstmals können mittels Computertomographie auch Organe untersucht werden, die aufgrund ihrer Bewegung bislang nicht gut zugänglich waren. So beispielsweise das Herz. Beim herkömmlichen Gerät, das mehr Zeit für eine einzelne Aufnahme braucht, wären die Daten durch die zwischenzeitliche Kontraktion des Herzens verfälscht worden. Jetzt können nicht nur aussagekräftige Bilder etwa über den Zustand von Herzwand oder Herzkranzgefäßen gewonnen werden, sondern es werden über die rein morphologische Beurteilung hinaus sogar auch Hinweise auf die Funktion, wie etwa auf die Pumpleistung des Organs erkennbar.

    Diese neuen Perspektiven der Computertomographie sollen jetzt im Rahmen eines Forschungsprojektes näher ausgelotet werden. Ziel dieser in Kooperation mit dem Institut für Arterioskleroseforschung und der Medizinischen Klinik C der Universität Münster durchgeführten Studie ist es, die Aussagekraft der Mehrschicht-Spiral-CT im Hinblick auf die Früherkennung arteriosklerotisch veränderter Herzkranzgefäße unter Beweis zu stellen. Untersucht werden ausschließlich Personen, die aufgrund bestimmter Risikofaktoren, wie beispielsweise Rauchen, Diabetes, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen oder familiäre Veranlagung, besonders gefährdet sind, einen Herzinfarkt zu erleiden.

    Sollte sich die Annahme der Mediziner bestätigen und sich das Mehrschicht-Spiral-CT als aufschlussreiches Verfahren zur Früherkennung bei Risikopatienten bestätigen, so stünde erstmals eine schonende Untersuchungsmethode zur Verfügung, um eine sich entwickelnde Verkalkung von Herzkranzgefäßen frühzeitig zu erkennen. Bislang können solche arteriosklerotischen Veränderungen nur mit Hilfe einer Koronarangiographie, das heißt einer Röntgendarstellung der Herzgefäße, nachgewiesen werden. Und einer solchen Katheter- Untersuchung des Herzens wird sich wohl kaum jemand, der sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt völlig gesund fühlt, freiwillig unterziehen.

    Neben dem Herz werden in weiteren Forschungsvorhaben auch Lunge und Gehirn untersucht. So soll das neue Gerät im Rahmen des mit der Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie und der Medizinischen Klinik A der Universität Münster durchgeführten Projekts zur Früherkennung von Lungentumoren bei starken Rauchern eingesetzt werden. Für die Aufnahme einer Lunge mit etwa 30 Zentimeter Volumen braucht das neue Gerät gerade einmal zehn Sekunden. Die Untersuchung kann daher bei Atemstillstand durchgeführt werden und die Daten werden nicht durch zwischenzeitliches Ein-und Ausatmen womöglich verfälscht. Gemeinsam mit der Schlaganfall-Spezialstation der Klinik für Neurologie wird darüber hinaus überprüft, ob eine dynamische, Kontrastmittel-unterstützte Darstellung von Hirngewebe und Hirngefäßen mittels des Mehrschicht-Spiral-CT frühe Hinweise auf Durchblutungsstörungen und damit auf einen drohenden Schlaganfall liefert.

    Heindel geht davon aus, dass das neue Gerät vorerst zu etwa 30 Prozent für die Forschung genutzt wird. Ansonsten wird es neben den beiden anderen Computertomographen des Klinikums, mittlerweile beides Einschicht-Spiral-Computertomographen, in der klinischen Routine eingesetzt. Dass das mit Röntgenstrahlen arbeitende Schichtbild-Verfahren bis heute noch nicht von anderen strahlenfreien bildgebenden Verfahren überholt worden ist, hätten die Experten vor wenigen Jahren im Zuge des Ausbaus der Magnetresonanz-Tomographie noch nicht für möglich gehalten. "Keiner hätte mit diesem technologischen Sprung gerechnet", schwärmt Heindel von der neuen Gerätegeneration, die der Computertomographie ein "Revival" beschert habe.


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    regional
    Research projects
    German


     

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