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02/14/2000 16:41

Der Urknall im Labor

Norbert Frie Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    An der Suche nach dem Ursprung der Welt und dem Zustand des Universums direkt nach "Urknall" sind Münsteraner Physiker maßgeblich beteiligt. Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Rainer Santo und Dozent Dr. Thomas Peitzmann am Institut für Kernphysik der Westfälischen Wilhelms-Universität baute gemeinsam mit Kollegen des Kurchatov-Instituts in Moskau und des Oak Ridge National Laboratory in Tennessee/USA einen der wichtigsten Detektoren für Experimente am Forschungszentrum CERN in Genf/Schweiz, die in den vergangenen Tagen weltweit für Schlagzeilen sorgten..

    Seit 1994 wird am Forschungszentrum CERN in Genf in einer Reihe von Experimenten nach einem neuen Materiezustand geforscht, der dem Zustand unseres Universums kurz nach dem "Urknall" (Big Bang) gleichkommt. In der vergangenen Woche gelang es dem internatioalen Forscherteam, Temperaturen zu erreichen, die 100.000 mal heißer sind als im Zentrum der Sonne, sowie Dichten, die 20 mal so hoch sind wie im Innern von Atomkernen. Dieser "Urknall im Labor" wurde erreicht, indem Blei-Atomkerne mit unvorstellbar hoher Energie aufeinander geschleudert wurden. Die Experimente liefern neben Fortschritten für die "Urknall-Forschung" auch wichtige neue Erkenntnisse zum Verständnis des Aufbaus der Materie.

    Mit dem Detektor, an dessen Bau die Münsteraner Physiker maßgeblich beteiligt waren, konnte zum ersten Mal elektromagnetische Strahlung nachgewiesen werden, die den neuen heißen Materiezustand charakterisiert - sogenannte direkte Photonen. Genau wie beim "Urknall" liegt dieser Materiezustand nur für ganz kurze Zeit vor, weshalb die Experimente so ungeheuer schwierig und nur mit einer gemeinsamen Anstrengung vieler Hundert Forscher aus aller Welt möglich sind. "Aufgrund der Schwierigkeiten konnten die Experimente natürlich nur so etwas wie Indizienbeweise erbringen, bei denen unser Nachweis der direkten Photonen eine wichtige Rolle spielt", erklärt Peitzmann nicht ohne Stolz.

    Stolz sind die Münsteraner auf ihre Beiträge zu den spektakulären Forschungsergebnisse in Genf auch deshalb, weil die Realisierbarkeit ihrer Messungen vorher bezweifelt worden war. Besonders wichtig war für Santo und Peitzmann dabei die Beteiligung von Doktoranden und Diplomanden: "Ohne ihren engagierten Einsatz wären diese Experimente so nicht möglich gewesen". Es habe sich gezeigt, wie wertvoll es ist, wenn Studierende im Rahmen ihrer Ausbildung an vorderster Front der Forschung mitwirken könnten.

    Für die Wissenschaftler vom Institut für Kernpyhsik der Universität Münster haben die Ergebnisse von Genf ein fruchtbares und vielversprechendes Forschungsgebiet eröffnet. Sie vergleichen sich selbst mit Forschern, die bisher nur Eis kannten, das nun erstmals zum Schmelzen gebracht worden sei. Nun könne man beginnen, das Wasser selbst gründlich zu untersuchen. Die weiterführenden Untersuchungen sollen schon im Frühjahr dieses Jahres am Brockhaven National Laboratory in den USA starten. Dort sollen noch höhere Temperaturen und Dichten als beim CERN in Genf erreicht werden und die Forscher damit dem "Urknall"einen weiteren Schritt näher kommen. Die Arbeitsgruppe vom Institut für Kernphysik der Universität Münster ist auch an einem dieser Experimente beteiligt.


    More information:

    http://qgp.uni-muenster.de/press/


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    Quarks (rot/grün/blau) und Blei-Ionen (grau), zusammengehalten von nicht sichtbaren Gluonen
    Quarks (rot/grün/blau) und Blei-Ionen (grau), zusammengehalten von nicht sichtbaren Gluonen

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    Criteria of this press release:
    Mathematics, Physics / astronomy
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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